Der Aufstieg der „Superstar“-Firmen: Erdrosseln der Wirtschaft oder Weg zur Innovation?

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Während sich die Wirtschaft nach der Pandemie erholt, wächst die Besorgnis über die Bedrohungen für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Trotz eines kurzen Aufschwungs, der durch die Konjunkturpakete ausgelöst wurde, bleibt das Produktivitätswachstum schwach, und der Anteil der Löhne an der Wirtschaft bewegt sich in vielen Industrieländern auf einem Rekordtief.

Wirtschaftswissenschaftler sehen in der zunehmenden Dominanz einer Handvoll Megafirmen, insbesondere im Technologiesektor, einen Schlüsselfaktor, der den wirtschaftlichen Fortschritt behindert.

Die Ära der ‚Superstar‘-Firmen

Jan Eeckhout, ein prominenter Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Pompeu Fabra in Barcelona, hat sich an vorderster Front für diese Untersuchung eingesetzt. Er und sein Team haben detaillierte US-Daten untersucht, die bis in die 1960er Jahre zurückreichen, und sich dabei auf Aufschläge und Gewinne amerikanischer Unternehmen konzentriert. Ihre Ergebnisse zeigen, dass sich die Marktlandschaft seit den frühen 1980er Jahren deutlich verändert hat. In der Vergangenheit lagen die Aufschläge stabil bei 20-30% über den Produktionskosten, aber jetzt sind sie auf etwa 60% angestiegen.

Diese Zunahme der Marktmacht ist nicht auf die Vereinigten Staaten beschränkt. Eeckhouts globaler Datensatz mit rund 70.000 Unternehmen zeigt weltweit einen ähnlichen Trend. Er bezeichnet diese Unternehmen als „Superstar“-Firmen, die beträchtliche Gewinne einfahren, während die Mehrheit der Unternehmen Mühe hat, die Leistung der 1980er Jahre zu erreichen.

Schuldige für die Marktbeherrschung

Zur Erklärung dieses Wandels nennt Eeckhout drei Hauptfaktoren: die schwache Durchsetzung des Wettbewerbsrechts, die Globalisierung und den technologischen Fortschritt. Der Aufstieg der Tech-Giganten ist besonders besorgniserregend, weil sie in der Lage sind, Monopole und Oligopole aufzubauen, was durch hohe Anlaufkosten und niedrige Produktionskosten erleichtert wird. Diese Bedingungen führen im digitalen Zeitalter zu einer „Winner-take-all“-Dynamik, bei der einige wenige Firmen ganze Sektoren dominieren.

Ross Garnaut, ein emeritierter Wirtschaftsprofessor, fügt hinzu, dass das Internetzeitalter dieses Phänomen verstärkt hat, insbesondere außerhalb der USA, wo die Tech-Giganten überwiegend tätig sind. Diese Verschiebung hat zu einem bemerkenswerten Anstieg des Anteils der Sektoren an der Wirtschaft geführt, in denen die Mieten eine wichtige Rolle spielen, was zu einem stagnierenden Wirtschaftswachstum und stagnierenden Löhnen beiträgt.

Auswirkungen auf Verbraucher und Konkurrenten

Die wachsende Dominanz der Superstar-Firmen treibt nicht nur die Preise für die Verbraucher in die Höhe, sondern drückt auch das Lohnwachstum. Sie führt zu weniger Innovation, weniger Unternehmensdynamik und weniger Arbeitsplatzwechsel, was zu einer Fehlallokation von Fähigkeiten und sinkender Produktivität führen kann.

Außerdem schwächt die Konzentration der Marktmacht die Wirksamkeit der Zinssätze bei der Eindämmung der Inflation. Große Unternehmen mit hohen Aufschlägen reagieren seltener auf Zinsänderungen, wodurch kleinere Unternehmen mit niedrigen Aufschlägen belastet werden und sich die wirtschaftlichen Ungleichheiten verschärfen.

Den Teufelskreis durchbrechen

Um das Problem anzugehen, schlagen Ökonomen eine verbesserte Wettbewerbspolitik und eine strengere Durchsetzung der bestehenden Gesetze vor, um den „Teufelskreis“ der Marktmacht zu durchbrechen. Die Sorge ist, dass mächtige Unternehmen die Politik und die Gesetzgebung zu ihren Gunsten beeinflussen und so ihre marktbeherrschende Stellung weiter festigen können.

Professor Eeckhout schlägt die Einführung einer Supergewinnsteuer für marktbeherrschende Unternehmen vor, die den Wettbewerb verbessern, die Steuerlast an anderer Stelle senken und den wirtschaftlichen Wohlstand insgesamt erhöhen könnte. Diese Maßnahme könnte dazu beitragen, den Wohlstand umzuverteilen und die Wettbewerbsbedingungen anzugleichen.

Verlagerung der Steuerlast

Professor Garnaut betont die Notwendigkeit, die Last der Unternehmensbesteuerung von den wettbewerbsfähigen Unternehmen weg und hin zu denjenigen zu verlagern, die von der wirtschaftlichen Rente profitieren. Konkrete Vorschläge beinhalten die sofortige Abschreibung aller Kapitalausgaben und die Verweigerung von Zinsabzügen, um Anreize für Investitionen und Innovationen zu schaffen.

Außerdem könnte die Verweigerung von Steuerabzügen für importierte Dienstleistungen, die nicht direkt mit der Erbringung in Australien verbunden sind, der Einkommensverschiebung durch multinationale Unternehmen entgegenwirken, eine gerechtere Verteilung der Gewinne gewährleisten und inländische Investitionen fördern.

Ein Balanceakt

Die Dominanz der Superstar-Firmen gibt Anlass zur Sorge über die Zukunft der Wirtschaft. Es bleibt eine Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen der Förderung von Innovation und der Gewährleistung eines fairen Wettbewerbs zu finden. Die Umsetzung wirksamer politischer Maßnahmen zur Bekämpfung der Marktkonzentration und ihrer Auswirkungen wird für die Aufrechterhaltung von Wirtschaftswachstum und Wohlstand in den kommenden Jahren entscheidend sein.

Während Ökonomen weiterhin nach Lösungen suchen und politische Entscheidungsträger sich mit den komplexen Zusammenhängen auseinandersetzen, hängt das Schicksal der Weltwirtschaft in der Schwebe und wartet auf eine entscheidende Antwort auf den Aufstieg der Superstar-Firmen.