Teile eines Schädels, von dem man annimmt, dass er dem berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven gehörte, wurden nach ihrem langen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten einer österreichischen Universität übergeben.
Die Knochenteile wurden der Medizinischen Universität Wien von einem amerikanischen Unternehmer, Paul Kaufmann, geschenkt. Kaufmann entdeckte sie nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1990 im Bankschließfach einer französischen Bank.
Spätere Nachforschungen ergaben, dass die Knochen, die in einer Dose mit der schwachen Aufschrift „Beethoven“ aufbewahrt wurden, aus dem Nachlass des Großonkels seiner Mutter, Franz Romeo Seligmann, stammten.
Seligmann, der 1892 verstarb, war ein Medizinhistoriker, Arzt und Anthropologe in Wien. Er kam in den Besitz der Schädelfragmente, die heute als Seligmann-Fragmente bekannt sind, während einer Umbettung von Beethovens sterblichen Überresten im Jahr 1863 zur wissenschaftlichen Untersuchung.
Im Laufe seines 56-jährigen Lebens litt Beethoven an Schwerhörigkeit, Lebererkrankungen und Magen-Darm-Problemen.
In einem Brief, den er 25 Jahre vor seinem Tod an seine Brüder schrieb und der als Heiligenstädter Testament bekannt ist, bat Beethoven seinen Arzt Johann Adam Schmidt, ihm posthum die Art seiner Krankheit mitzuteilen.
In einem Telefongespräch mit CNN sprach Kaufmann, ein pensionierter Unternehmer aus Carmichael, Kalifornien, über die unerwartete Entdeckung der Fragmente, als seine Mutter in Frankreich verstarb.
Er erklärte: „In ihrer Handtasche befand sich ein Schließfachschlüssel. Als wir ihn öffneten, fanden meine Frau und ich unter anderem eine kleine Dose, auf der ‚Beethoven‘ eingraviert war.“
Jahrelange Untersuchungen und Nachforschungen, ergänzt durch von Kaufmann entdeckte Briefe und Dokumente, haben inzwischen ergeben, dass Seligmann die Fragmente bei der Exhumierung von Beethovens Leiche im Jahr 1863 erwarb. Beethovens letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Kaufmann erklärte weiter: „Mein Großonkel war Professor für Medizingeschichte mit einer Spezialisierung auf Schädel und Anthropologie aufgrund seiner Schädelsammlung.“
Anfang dieses Jahres veröffentlichte die Zeitschrift Current Biology eine Studie, in der Forscher zum ersten Mal Beethovens Genom sequenzierten, indem sie DNA aus konservierten Haarproben verwendeten. Diese Proben gaben den Wissenschaftlern wertvolle Einblicke in Beethovens Familiengeschichte, chronische Gesundheitsprobleme und mögliche Ursachen für seinen Tod mit 56 Jahren.
Vor der Übergabezeremonie in Wien traf sich Kaufmann mit den Forschern, die Beethovens Haare am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, Deutschland, untersucht haben. Das Team hat nun DNA-Proben aus den Knochen für die Analyse entnommen, die mehrere Monate dauern kann, bevor sie mit den Haarproben in Verbindung gebracht werden können.
Kaufmann drückte seine tiefen Gefühle darüber aus, die Fragmente an ihren rechtmäßigen Platz zurückzubringen, wo Beethoven begraben ist.
Die Seligmann-Fragmente werden nun im Josephinum, dem Museum der Universität, ausgestellt. Der Rektor der Universität, Markus Müller, bedankte sich bei Kaufmann für die Schenkung und wies auf die Bedeutung des Museums für die Beethoven-Erzählung hin.
In einer Pressemitteilung der Universität erklärte er: „Wir nehmen diese Fragmente dankbar an und werden sie sorgfältig aufbewahren. Das Josephinum ist der ideale Ort, da Beethovens Arzt, Johann Adam Schmidt, hier Professor war und Beethoven selbst wünschte, dass seine Krankheit posthum untersucht wird.“
In einer wissenschaftlichen Arbeit des Beethoven Journals aus dem Jahr 2005 wurde berichtet, dass einige der Knochen des Komponisten nach einer privaten Autopsie verloren gegangen sind.
Der Gerichtsmediziner Christian Reiter aus Wien hat die Schädelfragmente untersucht und für authentisch befunden. In der Pressemitteilung wird er mit den Worten zitiert: „Weitere Untersuchungen, etwa auf der Grundlage der DNA, werden uns der Antwort auf die Frage, ob es sich um Ludwig van Beethoven handelt, näher bringen. Wir sind Herrn Kaufmann dankbar, dass er diese historischen Stücke nach Wien zurückgebracht hat.“
Seit Beethovens Tod gibt es anhaltende Spekulationen über die genaue Art seiner Krankheit und die Ursache seines Todes. In den letzten sieben Jahren seines Lebens hatte der Komponist mindestens zwei Gelbsuchtanfälle, die mit einer Lebererkrankung in Verbindung gebracht wurden, was zu der landläufigen Meinung führte, dass er an einer Zirrhose starb.
Medizinische Biographen haben Beethovens Briefe, Tagebücher, Autopsienotizen, Arztberichte und Aufzeichnungen über die beiden Exhumierungen seines Leichnams in den Jahren 1863 und 1888 akribisch ausgewertet, um seine komplexe medizinische Geschichte zu entschlüsseln.
Die Rückkehr dieser Fragmente nach Wien könnte neue Türen öffnen, um die mysteriösen gesundheitlichen Probleme eines der größten Komponisten der Welt, Ludwig van Beethoven, aufzudecken. Während wir auf die Ergebnisse der DNA-Tests warten, hält die Medizinische Universität Wien ein faszinierendes Stück Geschichte bereit, das neue Einblicke in Beethovens Leben, seine Kämpfe und seinen frühen Tod bieten könnte. Was dabei herauskommt, könnte nicht nur die Art und Weise verändern, wie wir Beethoven wahrnehmen, sondern auch die Überschneidung von Kunst und menschlicher Gesundheit. Es wird deutlich, wie bemerkenswerte Kreativität selbst im Angesicht schwächender gesundheitlicher Probleme gedeihen kann.