Heftige Niederschläge haben in Slowenien und Österreich zu teilweise dramatischen Überschwemmungen geführt. Mehrere Dörfer werden evakuiert.
In einigen Regionen Sloweniens und im südlichen Österreich ist so intensiver Regen gefallen, dass zahlreiche Gebiete überschwemmt wurden. Der Straßenverkehr ist ebenfalls stark beeinträchtigt.
Nach heftigen Wetterkapriolen ist am Samstagabend ein Staudamm im Osten Sloweniens gebrochen. Dies betrifft die Einrichtung am Fluss Mur in der Nähe von Dolnja Bistrica, wie die slowenische Nachrichtenagentur STA berichtet. Insgesamt sind zehn Dörfer gefährdet. In diesen Gebieten laufen derzeit Evakuierungsaktionen.
Die genaue Anzahl der betroffenen Personen ist noch unbekannt. „Wir haben den unbedingt notwendigen Schritt der Evakuierung eingeleitet, da dies die einzige Möglichkeit ist, um mögliche Verluste von Menschenleben zu vermeiden“, so Srecko Sestan, der Leiter des Katastrophenschutzes.“Sobald das Wasser anfängt, den Erdboden zu erodieren, wird der Damm sofort zusammenbrechen und eine Tsunamiwelle wird etwa neun bis zehn Dörfer überschwemmen.“
Es wird versucht, den Damm mit Hilfe eines Hubschraubers und Betonblöcken abzudichten, fügte er hinzu. Der Pegelstand der Mur, nahe Graz in Österreich, steigt weiter, sagte der Hydrologe Janez Polajnar laut STA. „Die Situation ist unvorhersehbar.“
Die slowenische Polizei prüft momentan, ob es einen Zusammenhang zwischen mehreren Todesfällen und den kürzlichen Unwettern sowie Überschwemmungen gibt. Zwei niederländische Bergsteiger starben wahrscheinlich durch einen Blitzeinschlag in den Bergen bei Kranj, wie STA unter Berufung auf die Polizei berichtete. Das Außenministerium in Den Haag gibt bekannt, dass derzeit fünf weitere Niederländer in Slowenien als vermisst gemeldet sind. 400 Niederländer mussten einen Campingplatz aufgrund schwerer Überschwemmungen verlassen.
In der Stadt Kamnik, 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Ljubljana, starb eine Frau, vermutlich durch die Überschwemmungen, laut Polizeiangaben. Am Nachmittag wurde die Leiche eines Mannes am Ufer des Flusses Save in der Hauptstadt Ljubljana gefunden. Es wird auch hier untersucht, ob der Todesfall mit dem Unwetter zusammenhängt.
„Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes“
Ministerpräsident Robert Golob bezeichnete die Situation laut STA als „möglicherweise den größten Schaden durch eine Naturkatastrophe in der Geschichte des unabhängigen Sloweniens“, berichtete STA. Slowenien erlangte 1991 seine Unabhängigkeit. Er schätzte, dass der Gesamtschaden wahrscheinlich 500 Millionen Euro überschreiten wird. Vor allem die Infrastruktur der Straßen und Energie sowie Hunderte von Wohngebäuden sind beschädigt.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach Slowenien Unterstützung. Sie twitterte, die Schäden seien „herzzerreißend“. Einzelheiten sollten der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, noch am Samstag mit der Regierung in Ljubljana besprechen.
Nach einem Erdrutsch am Samstag in Dravograd, nahe der österreichischen Grenze, mussten 110 Personen, darunter 30 Touristen, in Sicherheit gebracht werden. Dort drohte ein weiterer Erdrutsch. In dieser Ortschaft kommen die drei Flüsse Drau, Meza und Mislinja zusammen. Gemäß STA bezeichnete Bürgermeister Anton Preksavec die Situation als eine „Apokalypse von wahrhaft biblischem Ausmaß“.
In Slowenien sind mindestens drei Brücken zusammengebrochen, und viele Autobahnsegmente und Landstraßen sind überschwemmt. In den vergangenen 36 Stunden hat der Katastrophenschutz landesweit über 3700 Einsätze verzeichnet.
Es wurden unter anderem Personen gerettet, die sich auf Bäumen oder Dächern von Häusern in Sicherheit gebracht hatten. Die Katastrophenhilfe belieferte Menschen in von der Flut isolierten Gebieten mit Lebensmitteln und Unterstützung. Aufgrund von durch die Fluten beschädigten Wasserleitungen mussten Tankwagen Trinkwasser in zahlreiche Ortschaften liefern.
Teile Österreichs ebenfalls stark betroffen
In den Gebieten im Süden Österreichs, die bereits nach starken Regenfällen zum Teil überschwemmt waren, setzte sich der Regen bis Samstagnacht fort. Obwohl die Regenfälle nicht so intensiv waren wie erwartet, gaben Feuerwehr und Behörden am Samstagmorgen keine Entwarnung.
In Kärnten und in der Steiermark, den südlichsten Bundesländern, drohten weitere Überschwemmungen, und Campingplätze mussten geräumt werden. Laut dem Radiosender ORF waren über 2500 Feuerwehrleute und zahlreiche Soldaten im Einsatz.
Zwei Campingplätze, einer am Gösselsdorfer See und einer am Turnersee, waren laut Behördenangaben vom Hochwasser bedroht. Camper fanden teilweise Unterschlupf in nahegelegenen Schulgebäuden. Am Freitagabend wurden in der Ortschaft St. Paul im Lavanttal in Kärnten 70 Haushalte evakuiert.
In einem südlichen Vorort von Klagenfurt am Wörthersee musste ein Wasserrückhaltebecken geleert werden, da es überzulaufen drohte. Völlig durchweichte Hänge in Lavamünd rutschten ab und bedrohten Wohnhäuser.
In Leibnitz in der Steiermark wurde ein Altersheim präventiv evakuiert. In einer anderen Ortschaft mussten Menschen mit Booten aus ihren Häusern gerettet und in Sicherheit gebracht werden.
Erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen während der Hauptreisezeit
Laut dem österreichischen Automobilclub ÖAMTC wurden mehrere Grenzübergänge zwischen Österreich und Slowenien aufgrund von Überschwemmungen sowie Schlamm- und Gerölllawinen blockiert, einschließlich des Loiblpasses, an dem in der Nacht zum Freitag fast 200 Liter Regen pro Quadratmeter fielen.
Die einzige Alternativroute war der Karawankentunnel, eine der Hauptverkehrsadern für Urlauber, die in den Süden reisen. Staus sind dort in den Sommermonaten üblich. Der ÖAMTC empfahl am Freitag auf seiner Webseite, Fahrten, die durch oder in den Norden Sloweniens führen, wenn möglich zu verschieben.
„Obwohl eine Verkehrsumgehung über den Karawankentunnel (A11) und die slowenische A2 möglich ist, sind erhebliche Staus zu erwarten!“ Bestätigt hat sich diese Vorhersage am Samstagmorgen bereits, unter anderem auf der A11 im Karawankentunnel. Auch die slowenische Autobahn A1, eine wichtige Durchgangsroute für viele Kroatienurlauber, ist teilweise gesperrt.
Der ORF berichtet, dass die Strecke zwischen Maribor und Triest voraussichtlich bis Sonntag teilweise unterbrochen bleibt.
Die staatliche Wetterbehörde Geosphere Austria warnte, dass das Tiefdruckgebiet über Italien am Samstag weitere starke Regenfälle von bis zu 60 Litern pro Quadratmeter bringen könnte.
Insbesondere im Süden Österreichs sind weitere Überschwemmungen und Schlammlawinen zu erwarten, da die Böden bereits durch den vorherigen Regen gesättigt sind“, so der Meteorologe Hannes Rieder. Eine Schlammlawine oder Mure sammelt Geröll und andere Materialien.
Kroatien bringt Einsatzkräfte in Alarmzustand, zusätzliche Regenfälle erwartet
Kroatien, das Nachbarland Sloweniens, bereitet sich ebenfalls auf mögliche Überschwemmungen vor. Starke Regenfälle wurden in Teilen des Landes gemeldet, und es wurde vorhergesagt, dass der aus Slowenien kommende Fluss Save und seine Nebenflüsse auf kroatischem Gebiet ansteigen werden, wie das kroatische Nachrichtenportal index.hr berichtet.
Der Höhepunkt dieser Flutwelle wird für Samstagabend erwartet. Einige Menschen mussten bereits gerettet werden. In der Gemeinde Brdovec, nahe der Hauptstadt Zagreb, mussten Häuser evakuiert werden, da sie bereits von den Fluten erfasst worden waren. Im Norden des Landes, in der Region um Varazdin und Karlovac, errichteten Katastrophenschutzteams vorsorglich Dämme aus Sandsäcken.
Teile der Adria-Küste sind ebenfalls betroffen. In Split mussten aufgrund von Sturm und Starkregen Fahrzeuge aus überfluteten Straßen in Sicherheit gebracht und Keller leergepumpt werden.