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Deutsche Exporteure in Europa spüren den Druck aus China

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Europa importiert vermehrt Autos und Maschinen aus China statt aus Deutschland

Deutsche Unternehmen erfahren auf ihrem europäischen Heimatmarkt zunehmend stärkeren Druck durch chinesische Konkurrenten, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aufzeigt.

Experten zufolge wird dieser Druck voraussichtlich weiter steigen. Besonders auffällig ist, dass es sich dabei nicht um einfach zu produzierende Waren wie Textilien oder Schutzmasken handelt, sondern um technologisch anspruchsvollere Produkte.

Die Analyse des IW stellt fest, dass vor allem im Bereich hochwertiger Industriegüter der Anteil chinesischer Unternehmen an den Importen der EU-Länder zugenommen hat, während der Anteil deutscher Unternehmen gesunken ist.

Im Jahr 2000 kamen 2,5 Prozent der EU-Importe in diesem Sektor aus China und 17,7 Prozent aus Deutschland. Bis 2022 hat China seinen Anteil auf 13 Prozent erhöht, während der deutsche Anteil auf 15,5 Prozent gefallen ist.

Laut der Studie gehen „chinesische Anteilsgewinne und deutsche Anteilsverluste oft Hand in Hand“. Ein konkretes Beispiel hierfür ist der Maschinenbau: Der Anteil chinesischer Maschinenbauer an den EU-Importen stieg von 6,8 Prozent im Jahr 2010 auf 11,4 Prozent im vergangenen Jahr.

Im Automobilsektor zeigt sich ebenfalls ein Aufholen Chinas. Obwohl der Anteil chinesischer Autos an den EU-Importen im Vergleich zum deutschen Anteil noch sehr gering ist, verdeutlichen die IW-Daten einen klaren Trend: Chinas Anteil an Autoimporten in der EU lag im Jahr 2000 bei 0,1 Prozent – im Jahr 2022 betrug dieser bereits 3,5 Prozent.

Diese Entwicklung ist nicht neu und wird durch andere Analysen bestätigt. So kam die Außenwirtschaftsförderungsagentur des Bundes, Germany Trade and Invest (GTAI), kürzlich zu dem Ergebnis, dass chinesische Unternehmen ihre deutschen Wettbewerber auf dem globalen Markt zunehmend erreichen oder gar überflügeln.

Von 2000 bis 2020 stieg Chinas Anteil am weltweiten Export um mehr als elf Prozentpunkte auf etwa 15 Prozent, während der Anteil der deutschen Wirtschaft bei rund acht Prozent nahezu unverändert blieb.

Ein Grund für die Schwächung der deutschen Exportwirtschaft auf dem europäischen Markt könnten die gestiegenen Energiekosten für deutsche Unternehmen sein. Seit Monaten beklagt die deutsche Wirtschaft hohe Strompreise, die die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beeinträchtigen. Im Gegensatz dazu fördert China seine Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette durch Subventionen.

Export soll den schwachen Konsum ausgleichen

Obwohl die Importe aus China in die EU Schwankungen unterliegen und zu Beginn des Jahres einen leichten Rückgang verzeichneten, prognostizieren Experten, dass diese Rückgänge lediglich kurzfristige Episoden darstellen. Sie erwarten, dass der Druck auf deutsche Unternehmen auf den Exportmärkten weiter steigen wird.

Eine Ursache für die steigende Konkurrenz ist der seit Langem schwache Binnenkonsum in China. Hinzu kommen Faktoren wie der beträchtliche technologische Fortschritt chinesischer Unternehmen und die gezielte Unterstützung dieser durch den chinesischen Staat.

In den USA und Deutschland macht der inländische Konsum einen deutlich größeren Anteil der Wirtschaftsleistung aus als in China. Die Covid-19-Pandemie und die Reaktion der chinesischen Regierung darauf haben die Verbrauchernachfrage im Land weiter geschwächt.

Laut Daten der Unternehmensberatung PwC sank im vergangenen Jahr der Anteil des Konsums am Wirtschaftswachstum Chinas auf etwa ein Drittel. Während Europa und die USA als Reaktion auf das Coronavirus direkte finanzielle Unterstützung an die Haushalte leisteten, konzentrierte sich China darauf, die Angebotsseite weiter zu subventionieren.

Es mehren sich zwar Anzeichen dafür, dass die chinesische Führung beabsichtigt, den inländischen Konsum zu stärken. So hat der Staatsrat Chinas, eine Art Kabinett des Landes, Ende Juli einen 20-Punkte-Plan veröffentlicht, der die chinesische Bevölkerung zum Geldausgeben animieren soll.

Bis diese Maßnahmen Wirkung zeigen, wird erwartet, dass die chinesische Regierung weiterhin den Fokus auf die Förderung von Exporten durch Subventionen legen wird.

Des Weiteren ist China dabei, technologisch aufzuschließen und stellt auch im Bereich innovativer Produkte eine wachsende Konkurrenz dar.

Die Anzahl der Lizenzen, die deutsche Forschungseinrichtungen und Unternehmen an China für die Nutzung deutscher Technologie erteilen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zusätzlich sind Fälle von Industriespionage zu verzeichnen.

China wird zu einem bedeutenden Exporteur von Autos

Beobachter äußern die Befürchtung, dass der Automarkt als nächstes im Fokus stehen könnte. Eunice Lee, eine Autoexpertin beim Analysehaus Bernstein, schätzt, dass chinesische Unternehmen bereits über die Kapazitäten verfügen, um jährlich etwa 40 Millionen Elektroautos zu produzieren. In China selbst liegt die Nachfrage jedoch nur bei 20 bis 25 Millionen Elektroautos.

Seit dem Jahr 2020 haben die Autoexporte Chinas stark zugenommen. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle in der Volksrepublik China produzierten Autos von chinesischen Firmen stammen. Zum Beispiel produziert Tesla in Shanghai Fahrzeuge für den globalen Markt. Zusätzlich hat sich die Nachfrage aus Russland nach chinesischen Autos aufgrund von Sanktionen deutlich erhöht.

Im Jahr 2022 überflügelte China Deutschland und wurde zum weltweit zweitgrößten Autoexporteur. In diesem Jahr hat sich die Volksrepublik an die Spitze der Autoexporteure gesetzt.