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Japan will Wasser einer Atomruine ins Meer leiten

2011 führten die Kernschmelzen im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zu weltweitem Entsetzen; selbst heute werden die beschädigten Reaktoren noch mit Wasser gekühlt, doch der Speicherplatz für dieses Wasser schwindet

Am 11. März 2011 verursachten ein schweres Erdbeben und ein mächtiger Tsunami im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi eine der schlimmsten Atomkatastrophen seit Tschernobyl 1986, was zu mehreren Kernschmelzen führte.

Die beschädigten und strahlenden Reaktoren müssen weiterhin mit Wasser gekühlt werden, welches in Tanks gelagert wird. Da der Platz für diese Tanks jedoch begrenzt ist, plant der Betreiber, das kontaminierte Wasser nach Filterung und Verdünnung in den Pazifik abzuleiten.

Japan hat vorgesehen, das Wasser durch einen speziell dafür gebauten Tunnel, der etwa einen Kilometer ins Meer hinausführt, zu leiten, nachdem es vorher gereinigt und verdünnt wurde.

Diese Maßnahme ist notwendig, da die Reaktoren des Kernkraftwerks, das dem Unternehmen Tokyo Electric Power Co. Holdings (Tepco) gehört, aufgrund des Erdbebens und Tsunamis erheblich beschädigt wurden. Diese Schäden führten zu Kernschmelzen, wobei geschmolzener Kernbrennstoff immer noch in der Anlage liegt und das zur Kühlung verwendete Wasser kontaminiert wird.

Welche Gefahren sind zu befürchten?

Zur Behandlung des kontaminierten Wassers setzt Tepco ein fortschrittliches Flüssigkeitsaufbereitungssystem, das Alps-System, ein. Dieses System kann viele Substanzen herausfiltern, jedoch nicht Tritium.

Tritium, die radioaktive Form des Wasserstoffs, stellt eine gewisse Gefahr dar. Tepco beabsichtigt, das aufbereitete Kühlwasser zu verdünnen, um die Tritiumkonzentration zu reduzieren. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat festgestellt, dass Japans Plan, das Wasser im Meer abzuleiten, den internationalen Sicherheitsstandards entspricht. Es wird erwartet, dass die radiologischen Auswirkungen minimal sind.

Vor der Entscheidung, das Wasser im Meer zu entsorgen, wurden über sechs Jahre hinweg andere Lösungen in Erwägung gezogen. Möglichkeiten wie das Einlagern in tiefen Erdschichten oder das Verdampfen wurden diskutiert. Einige Experten schlugen vor, das Wasser mit Zement zu binden, was jedoch von der japanischen Regierung abgelehnt wurde.

Kritiker sind besorgt, insbesondere über die mögliche unzureichende Probenahme des Wassers durch Tepco. Einige lokale Fischer befürchten auch negative Auswirkungen auf ihr Geschäft, während China Japan aufgefordert hat, keine Einleitung von Kühlwasser aus Fukushima ins Meer vorzunehmen.

Trotz dieser Sorgen hat die Europäische Union kürzlich ihre Beschränkungen für Lebensmittelimporte aus Fukushima aufgehoben. Die IAEA glaubt, dass die radiologischen Auswirkungen minimal sind, und Japan plant, Meeresfrüchte regelmäßig auf Tritium zu testen.

Es wird geschätzt, dass es bis zu 40 Jahre dauern kann, bis die Situation in Fukushima vollständig bereinigt ist. Die Ableitung des Wassers ins Meer wird voraussichtlich etwa 30 Jahre dauern.

Reaktionen aus China

In jüngsten Entwicklungen hat China Japan aufgefordert, die Einleitung des aufbereiteten Wassers aus Fukushima ins Meer zu stoppen, wobei weitere Maßnahmen angedroht wurden, um die Umwelt und die öffentliche Gesundheit zu schützen Trotz dieser Opposition plant Japan, in den kommenden Tagen mit der Einleitung zu beginnen.