Renommierter iranischer Filmemacher droht Gefängnisstrafe für Cannes-Vorführung

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Der angesehene iranische Filmemacher Saeed Roustaee wurde zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt, nachdem sein neuester Film bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes gezeigt wurde. Dies berichten lokale Nachrichtenagenturen.

Roustaee präsentierte „Leilas Brüder“, eine fesselnde Geschichte über eine kämpfende Familie in Teheran, die in Cannes um die prestigeträchtige Goldene Palme konkurriert. Die Auszeichnung ging jedoch an Ruben Ostlunds „Triangle of Sadness“.

Roustaee und der Produzent von „Leilas Bruder“, Javad Noruzbegi, wurden mit sechs Monaten Haft bestraft, weil sie den Film vorgeführt und angeblich „bei der Verbreitung oppositioneller Propaganda gegen die islamische Regierung geholfen haben“, wie iranische Medienquellen zitieren. Beide Personen werden voraussichtlich etwa neun Tage hinter Gittern verbringen. Der Rest ihrer Strafe wird für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt, wie die AFP mitteilte. Außerdem wird ihnen in diesem Zeitraum ein vorübergehendes Verbot des Filmemachens auferlegt.

Die Verurteilung hat eine Welle der internationalen Empörung ausgelöst. Prominent äußerte sich der amerikanische Filmemacher Martin Scorsese und unterstützte eine von seiner Tochter Francesca Scorsese initiierte Petition. Sowohl die Botschaften von Scorsese als auch die der Petition enthielten den gleichen Tenor: „Bitte unterschreiben und verbreiten Sie diesen Appell für Gerechtigkeit… damit seine beeindruckende Präsenz in der Welt bleibt. Seine Stimme muss erklingen.“

Die iranischen Behörden hatten „Leilas Brüder“ wegen der angeblich nicht genehmigten Teilnahme an internationalen Festivals verboten, wie die AFP berichtet.

Trotz der offiziellen Zensur wurde „Leilas Brüder“ weltweit gelobt. Neben den Nominierungen in Cannes erhielt der Film dort zwei Auszeichnungen und eine Nominierung für den besten internationalen Film auf dem Internationalen Filmfest München.

Die Geschichte der Inhaftierung von Filmemachern im Iran ist nicht neu. In einem früheren Fall wurde der renommierte Regisseur Jafar Panahi verhaftet, nachdem er seine Besorgnis über die Inhaftierung von zwei Regiekollegen zum Ausdruck gebracht hatte. Sie waren festgenommen worden, nachdem sie nach einer tragischen Gebäudekatastrophe ihren Unmut über aggressive Sicherheitsmaßnahmen geäußert hatten. Human Rights Watch bezeichnete diese Verhaftungen als erneutes Vorgehen gegen die gewaltlose Opposition.

Tara Sepehri Far, eine führende Iran-Forscherin bei Human Rights Watch, kommentierte die Angelegenheit: „Da die Regierung unfähig oder unwillig zu sein scheint, die vielfältigen Probleme des Irans anzugehen, hat sie sich auf die Unterdrückung prominenter Kritiker zurückgezogen. Die jüngsten Verhaftungen scheinen eine kalkulierte Strategie zu sein, um die weit verbreitete Unzufriedenheit mit den Unzulänglichkeiten der Regierung zu unterdrücken.“

Panahi erreichte seine Freilassung im Februar, nachdem er in einen zweitägigen Hungerstreik getreten war.

Die weltweite Filmgemeinschaft solidarisiert sich weiterhin mit Künstlern, die unterdrückt und verfolgt werden. Während der Fall Roustaee weiterhin im Rampenlicht steht, wirft seine Situation ein Licht auf allgemeinere Fragen der Meinungsfreiheit im Iran. Während Filmemacher auf der ganzen Welt Herausforderungen sowohl in der Produktion als auch in der politischen Landschaft meistern, bleibt die Hoffnung, dass die Kunst als Brücke zur Verständigung und als Leuchtfeuer der Hoffnung selbst in den schwierigsten Situationen dienen kann.