In diesem Jahr wird auf vielen deutschen Weihnachtsmärkten eine ungewöhnliche Stille herrschen. Der Grund dafür sind die hohen Lizenzgebühren, die viele Veranstalter dazu veranlasst haben, auf das Abspielen beliebter Weihnachtslieder zu verzichten.
Berliner Weihnachtsmärkte ohne Wham’s „Last Christmas“
Bereits jetzt bereiten sich Orte wie der Potsdamer Platz in Berlin auf die Weihnachtszeit vor, mit Lebkuchen und Glühwein seit Ende Oktober. Doch die sonst so typische musikalische Untermalung mit Hits wie „Last Christmas“ von Wham wird fehlen. Die Gebühren, die an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) zu entrichten sind, haben viele Veranstalter abgeschreckt.
Die Rolle der Gema
Die Gema verwaltet die Nutzungsrechte von Musikkomponisten und sorgt dafür, dass diese für die öffentliche Aufführung ihrer Werke entlohnt werden. Erst 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlöschen diese Rechte. Lieder wie „Jingle Bells“ aus dem 19. Jahrhundert sind daher frei von Gebühren, während für moderne Interpretationen, beispielsweise von Frank Sinatra, Lizenzgebühren anfallen.
Erhöhte Gebühren und ihre Auswirkungen
Eine wesentliche Änderung trat 2011 ein, als der Bundesgerichtshof entschied, dass die Gebühren sich auf die gesamte Veranstaltungsfläche und nicht nur auf den beschallten Bereich beziehen sollen. Nach dem Lockdown begann die Gema, diese Flächen genauer zu überprüfen und stellte erhebliche Diskrepanzen fest. Für einige Veranstalter bedeutet dies eine Verzehnfachung der Kosten.
Ein Beispiel ist der Dresdner Striezelmarkt, für den insgesamt 50.688 Euro für eine Fläche von 10.000 Quadratmetern über 32 Tage fällig werden. Die Gema argumentiert, dies entspreche nur etwa 2,5 Cent pro Besuch.
Reaktionen der Veranstalter
Viele Veranstalter jedoch sehen die absoluten Beträge und fühlen sich finanziell überfordert. So werden der Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus und der auf dem Schlossplatz in Köpenick in Berlin ohne musikalische Begleitung auskommen. Hans-Dieter Laubinger, ein Veranstalter, drückt sein Missfallen gegenüber dem RBB aus: „Es macht keinen Spaß mehr, Events zu organisieren bei den hohen Kosten.“ In Düsseldorf soll der Advent ebenfalls tonlos verlaufen, während in Braunschweig versucht wird, durch geschickte Verteilung von Karussells mit Weihnachtsliedern eine musikalische Atmosphäre zu schaffen.
Kommunikationsprobleme der Gema
Die Gema räumt ein, dass sie nicht ausreichend über die Gründe für die Kostenerhöhungen informiert hat. „Dies hätten wir umfassend kommunizieren müssen. Das ist nicht in dem gewohnten Maße erfolgt, und das bedauern wir“, so die Gesellschaft.
Somit müssen sich Besucher der deutschen Weihnachtsmärkte in diesem Jahr auf eine etwas andere, ruhigere Atmosphäre einstellen.