Ein Jahr der klimatischen Extreme
Das Jahr 2023 markiert einen historischen und zugleich alarmierenden Höhepunkt in der Geschichte der Klimabeobachtung. Laut Angaben des EU-Klimadienstes Copernicus erreichten die globalen Durchschnittstemperaturen ein bisher unerreichtes Niveau, 1,48 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900. Dieser Anstieg nähert sich gefährlich der kritischen Grenze von 1,5 Grad, welche als Schwelle für schwerwiegende und irreversible Klimaveränderungen gilt.
Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S), drückt es bedeutsam aus: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Temperaturen im Jahr 2023 wärmer waren als in den letzten 100.000 Jahren.“ Diese Aussage verdeutlicht die Notwendigkeit eines dringenden und konsequenten Handelns im Kampf gegen den Klimawandel.
Blickpunkt 2024: Ein entscheidendes Jahr?
Fachleute halten es für möglich, dass das Jahr 2024 einen weiteren kritischen Punkt in der Klimaentwicklung darstellen könnte, indem es erstmals die 1,5 Grad-Grenze überschreitet. Dies würde ein deutliches Signal setzen, dass das Pariser Abkommen und sein Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ernsthaft gefährdet sind.
Die Durchschnittstemperatur im Jahr 2023 lag bei 14,98 Grad Celsius und damit um 0,17 Grad höher als im bisherigen Rekordjahr 2016. Bemerkenswert ist, dass im gesamten Jahr 2023 kein Tag verstrich, der nicht mindestens ein Grad über dem vorindustriellen Niveau lag, mit Spitzenwerten von über zwei Grad im November.
Ursachen der Erwärmung
Als Hauptverursacher für diese alarmierenden Temperaturanstiege identifiziert Copernicus die rekordhohe Oberflächentemperatur der Ozeane. Diese Entwicklung ist vor allem auf den kontinuierlichen Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zurückzuführen. Zudem spielte das Klimaphänomen El Niño eine Rolle, das periodisch zu einer Erwärmung des Pazifiks führt und im Jahr 2023 erneut aktiv war.
Carlo Buontempo, Direktor des C3S, mahnt eindringlich: „Die beobachteten extremen Klimaereignisse der letzten Monate sind ein dramatisches Zeichen dafür, wie sehr sich unser Klima bereits von jenem unterscheidet, in dem unsere Zivilisation bisher existierte.“ Seiner Meinung nach ist eine beschleunigte Dekarbonisierung der Wirtschaft unabdingbar, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Copernicus: Wächter über das Klima
Der EU-Klimawandeldienst Copernicus übernimmt eine Schlüsselrolle in der Beobachtung und Analyse des globalen Klimas. Durch die Einbindung von Milliarden von Messdaten aus Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen weltweit, liefert Copernicus entscheidende Informationen über die Erdtemperatur, Meereisdecke und Niederschlagsmuster.
Die Daten und Prognosen für das Jahr 2023 und die Aussichten für 2024 sollten als dringlicher Weckruf für die globale Gemeinschaft verstanden werden. Die Notwendigkeit, auf den Klimawandel zu reagieren, ist drängender denn je. Es bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnisse als Katalysator für entschiedene, weltweite Bemühungen dienen, um den unabwendbaren Folgen eines unkontrollierten Klimawandels entgegenzuwirken.