Als erste Deutsche
In der Welt der Literatur hat die deutsche Autorin Jenny Erpenbeck kürzlich einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. Sie ist die erste deutsche Schriftstellerin, die mit dem renommierten International Booker Prize ausgezeichnet wurde. Dieser Preis, der jährlich verliehen wird, ehrt das beste belletristische Werk, das aus jeder Sprache ins Englische übersetzt und in Großbritannien oder Irland veröffentlicht wurde. Erpenbeck erhielt die Auszeichnung gemeinsam mit ihrem Übersetzer Michael Hofmann für die englische Fassung ihres Romans „Kairos“.
Eine DDR-Liebesgeschichte fängt internationale Aufmerksamkeit
Der preisgekrönte Roman „Kairos“ erzählt eine intensive Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der untergehenden DDR und beleuchtet die tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüche nach 1989. Der Roman spielt in den 1980er Jahren in Ost-Berlin und beschreibt die „zerstörerische Affäre“ einer jungen Frau mit einem deutlich älteren Mann. Die Jury lobte Erpenbecks Fähigkeit, die „Komplexität einer Beziehung“ und die Atmosphäre Ost-Berlins mit einer „leuchtenden Prosa“ darzustellen. Eleanor Wachtel, Vorsitzende der Jury, betonte die einstimmige Entscheidung und erklärte, dass der Roman „mit Liebe und Leidenschaft beginnt, aber ebenso um Macht, Kunst und Kultur kreist.“
Deutscher Verlag sieht Aufschwung in der Wahrnehmung deutschsprachiger Literatur
In Deutschland wurde „Kairos“ erstmals 2021 im Penguin Verlag veröffentlicht und erfährt seitdem internationale Anerkennung. Angela Tsakiris, Programmdirektorin des Verlags, äußerte sich erfreut über die Auszeichnung: „Wenn eine Autorin wie Jenny Erpenbeck den International Booker Prize gewinnt, dann ist das für die deutschsprachige Literatur insgesamt ein tolles Zeichen. Dann wird auch im englischsprachigen Raum genauer hingeschaut.“ Sie betonte, dass dies ein Zeichen für die gestiegene weltweite Wahrnehmung des Romans sei.
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Literaturkritik lobt Erpenbecks einzigartige Perspektive
Denis Scheck, ein renommierter Literaturkritiker, hob hervor, dass das zentrale Thema in Erpenbecks Werk der Verlust des Staates ist, in dem sie aufgewachsen ist. Er bewundert, wie ihre Literatur andere Sichtweisen auf die Realität freilegt, die man nicht in einem historischen Werk finden könne. Seiner Meinung nach ist das anhaltende Interesse an Erpenbeck in Ländern wie den USA und Großbritannien nicht nur dem Inhalt geschuldet, sondern auch ihrer erstklassigen Erzählweise.
Würdigung der Übersetzungsarbeit
Neben der Autorin wurde auch die Arbeit ihres Übersetzers Michael Hofmann gewürdigt, der bereits Werke von Franz Kafka, Joseph Roth und Hans Fallada ins Englische übertragen hat. Derzeit arbeitet er an einer neuen Übersetzung von Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“. Der International Booker Prize unterstreicht die wichtige Rolle von Übersetzern, die oft unsichtbar bleiben, deren Arbeit jedoch essentiell für die globale Literaturverbreitung ist.
Jenny Erpenbecks Auszeichnung mit dem International Booker Prize markiert einen wichtigen Moment für die deutschsprachige Literatur auf der internationalen Bühne. Ihr Roman „Kairos“, der eine persönliche und politische Geschichte miteinander verwoben erzählt, hat nicht nur die Herzen der Leser, sondern auch die Anerkennung der Literaturkritik weltweit gewonnen. Erpenbecks Erfolg zeigt, dass komplexe und nuancierte Darstellungen der deutschen Geschichte weiterhin ein fesselndes Lesepublikum finden.