Einblick in die Jugendstudie der TUI Stiftung
Die Jugend in Europa schätzt die Errungenschaften der Europäischen Union, fühlt sich jedoch politisch nicht ausreichend repräsentiert. Dies geht aus der achten Jugendstudie „Junges Europa“ der TUI Stiftung hervor, die von YouGov durchgeführt wurde. Zwischen dem 6. und 19. März 2024 wurden dafür 5.874 junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen befragt.
Die EU als Garant für Frieden und Freiheit
Die befragten jungen Europäerinnen und Europäer sehen das freie Reisen innerhalb der Mitgliedsstaaten, die Möglichkeit, in anderen Ländern zu arbeiten, sowie das Studium an verschiedenen europäischen Universitäten als größte Errungenschaften der EU. Werte wie Frieden, Demokratie und Menschenrechte rangieren ebenfalls hoch auf der Liste der geschätzten Leistungen der Union. Ein Drittel der Befragten hebt außerdem die kostengünstige Mobilfunknutzung in der EU hervor.
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Identität und Zugehörigkeit
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Studie ist die „hybride“ Identität der jungen Generation. Zwischen 50 und 70 Prozent der Befragten identifizieren sich sowohl als Bürgerinnen und Bürger Europas als auch ihrer jeweiligen Heimatländer. Eine Ausnahme bildet Polen, wo 55 Prozent der Befragten sich ausschließlich ihrem Heimatland verbunden fühlen. Dennoch finden auch dort 50 Prozent der Jugendlichen die EU-Mitgliedschaft positiv. In Deutschland erreicht die Zustimmung zur EU mit 65 Prozent ihren Höchststand, und etwa 40 Prozent der deutschen Befragten wünschen sich sogar eine engere Verbindung zwischen den EU-Ländern.
Politische Repräsentation: Ein Mangelgefühl
Trotz der Wertschätzung für die EU fühlen sich nur 17 Prozent der jungen Menschen durch das Europaparlament stark oder sehr stark vertreten. In Deutschland liegt dieser Wert leicht höher bei 19 Prozent. Auch auf nationaler Ebene ist die Repräsentation unzureichend: Nur 17 Prozent der Befragten fühlen sich durch ihre nationalen Parlamente gut vertreten. In Deutschland sind es 23 Prozent. Besonders kritisch ist die Lage in Italien und Griechenland.
Viele junge Menschen glauben, dass die Politik hauptsächlich die Interessen älterer Generationen berücksichtigt. In Deutschland teilen 40 Prozent diese Ansicht. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass Politiker sich nicht ausreichend um die Belange der Jugend kümmern. Zwei Drittel kritisieren zudem, dass in der Politik zu viel geredet und zu wenig gehandelt wird.
Migration und Klimaschutz: Drängende Herausforderungen
Die Studie zeigt, dass Migration und Asyl die drängendsten Probleme auf EU-Ebene darstellen, gefolgt von Umwelt- und Klimaschutz. Während in Deutschland 46 Prozent der Befragten Migration und Asyl als Hauptproblem ansehen, rangiert der Umwelt- und Klimaschutz auf Platz zwei, gefolgt von Bildungspolitik und Digitalisierung.
Vertrauen in Institutionen
Das Vertrauen in politische Institutionen, Parteien, Unternehmen und Medien ist gering. Einzig die Wissenschaft genießt mit 67 Prozent ein hohes Maß an Vertrauen. Die Polizei kommt auf 39 Prozent, EU-Institutionen auf 35 Prozent und Gerichte auf 30 Prozent. Private und öffentlich-rechtliche Medien erreichen nur 21 beziehungsweise 20 Prozent.
Zukunftsängste und Unsicherheit
Ein Drittel der jungen Menschen blickt pessimistisch in die Zukunft. In Frankreich hingegen zeigen sich die Jugendlichen etwas optimistischer. In Deutschland bleibt der Optimismus mit 56 Prozent stabil im Vergleich zum Vorjahr. Prof. Dr. Thorsten Faas von der FU-Berlin betont, dass die Vielzahl an Krisen junge Erwachsene verunsichert. „Eine sichere Zukunft und das Wohlstandsversprechen demokratischer Gesellschaften sind nicht selbstverständlich“, so Faas. Die Erwartungen an die Zukunft seien gedämpft, aber stabilisierten sich auf niedrigem Niveau.
Die Studie der TUI Stiftung zeichnet ein facettenreiches Bild der jungen Europäer. Während sie die Errungenschaften der EU und die damit verbundenen Freiheiten schätzen, fehlt ihnen die politische Repräsentation und sie haben wenig Vertrauen in traditionelle Institutionen. Die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft erfordern eine stärkere Einbindung und Berücksichtigung der Jugend in politische Prozesse, um ihre Bedenken und Wünsche adäquat zu adressieren.