Miele streicht jede neunte Stelle in Deutschland
Der Haushaltsgerätehersteller Miele hat umfassende Stellenstreichungen angekündigt, die vor allem den Standort Gütersloh betreffen. Von den insgesamt 11.700 Arbeitsplätzen in Deutschland werden 1.300 wegfallen, was bedeutet, dass jede neunte Stelle gestrichen wird.
Einigung auf neuen Tarifvertrag
Zeitgleich mit der Bekanntgabe der Stellenstreichungen verkündete Miele eine Einigung auf einen neuen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft IG Metall. Der sogenannte Zukunfts- und Sozialtarifvertrag tritt im August 2024 in Kraft und läuft bis Ende 2028. In diesem Zeitraum plant das Unternehmen Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro. Um den Personalabbau sozialverträglich zu gestalten, sollen Abfindungen und Vorruhestandsregelungen angeboten werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2027 „grundsätzlich“ ausgeschlossen, jedoch gibt es eine Klausel, die unter bestimmten Bedingungen doch Kündigungen ermöglicht.
Ursachen für den Stellenabbau
Miele befindet sich derzeit in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase. Während der Corona-Pandemie verzeichnete das Unternehmen einen Boom, da viele Menschen ihr Zuhause renovierten und neue Haushaltsgeräte kauften. Nach dem Ende der Pandemie sank die Nachfrage jedoch deutlich, was sich auch in den Umsatzzahlen widerspiegelt: 2023 lag der Umsatz bei knapp fünf Milliarden Euro, während er 2022 noch 5,4 Milliarden Euro betrug. Weltweit beschäftigt Miele etwa 22.700 Mitarbeiter.
Das Management von Miele betrachtet diese Entwicklung nicht als vorübergehende Schwäche, sondern als „nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen“, wie es in einer Mitteilung hieß. Bereits im Februar hatte das Unternehmen die Stellenabbau-Pläne veröffentlicht und Gespräche mit Arbeitnehmervertretern begonnen. Damals war von einem Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen weltweit die Rede. Nun wurde die konkrete Zahl für Deutschland bekannt gegeben: 1.300 Stellen.
Schwerpunkt Gütersloh
Der Großteil des Stellenabbaus betrifft den Standort Gütersloh, wo sich die Zentrale und eine Produktionsstätte des Unternehmens befinden. Bis zu 700 Stellen aus der dortigen Waschmaschinenfertigung sollen in ein polnisches Werk verlagert werden. Weitere 600 Stellen werden an verschiedenen deutschen Standorten abgebaut, darunter im Vertrieb, in der Produktion und in der Verwaltung.
Reaktionen der Gewerkschaft und des Managements
Die IG Metall bewertet das Verhandlungsergebnis der langwierigen Tarifverhandlungen als „Licht und Schatten“. Patrick Loos, Verhandlungsführer der IG Metall, erklärte: „Es ist uns nicht gelungen, Miele von ihren grundsätzlichen Abbau- und Verlagerungsplänen abzubringen.“ Der Arbeitsplatzabbau sei für die Betroffenen „sehr bitter“. Jedoch hätten die großzügigen Abfindungen, insbesondere für die unteren Entgeltgruppen, positive Aspekte. Betriebsrätin Birgit Bäumker sieht die Investition von 500 Millionen Euro als gutes Signal für die deutschen Miele-Standorte.
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Rebecca Steinhage, Geschäftsführerin von Miele, die für Personal zuständig ist, zeigte sich optimistisch: „Wir schaffen sehr gute Voraussetzungen für das gemeinsame Ziel, die notwendigen Veränderungen ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen in die Tat umsetzen zu können.“ Die getroffenen Regelungen seien ein „gutes Beispiel für gelebte Sozialpartnerschaft in einer für alle Beteiligten herausfordernden Zeit“. Der neue Tarifvertrag muss jedoch noch von den IG-Metall-Mitgliedern bestätigt werden, die in der kommenden Woche darüber abstimmen werden.
Die Stellenstreichungen bei Miele markieren einen einschneidenden Schritt für das traditionsreiche Unternehmen und seine Mitarbeiter. Während die wirtschaftlichen Herausforderungen und der Rückgang der Nachfrage nach der Corona-Pandemie die Maßnahmen notwendig machten, bleibt die Hoffnung, dass die angekündigten Investitionen und die sozialverträglichen Regelungen den Übergang erleichtern und die Standorte in Deutschland stärken werden. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Mitglieder der IG Metall dem ausgehandelten Tarifvertrag zustimmen und somit den Weg für die geplanten Veränderungen freimachen.