Kalhoun spricht vor dem US-Senat über Boeing-Mängel
Dave Calhoun, der CEO des US-Flugzeugbauers Boeing, hat sich vor einem Ausschuss des US-Senats für die Sicherheitsmängel und die damit verbundenen Flugzeugabstürze entschuldigt. Bei der Anhörung versprach er, Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmenskultur und Sicherheitsstandards zu ergreifen. „Unsere Kultur ist noch lange nicht perfekt, aber wir ergreifen Maßnahmen und machen Fortschritte“, erklärte Calhoun vor dem Senat.
Einleitung der Anhörung
Die Anhörung im US-Senat wurde einberufen, nachdem Boeing erneut wegen mangelhafter Qualitätskontrollen unter Druck geraten war. Der Anlass war ein Beinahe-Unglück einer neuen Boeing 737-9 Max Anfang Januar. Bei einem Flug der Alaska Airlines mit mehr als 170 Passagieren an Bord brach kurz nach dem Start ein Rumpfteil heraus. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB stellte fest, dass an dem herausgebrochenen Teil Befestigungsbolzen fehlten. Boeing konnte keine Dokumentation zu Arbeiten an diesem Teil vorlegen.
Mehr zum Thema: Der Sicherheitsplan von Boeing: Was nach 90 Tagen zu erwarten ist
Calhoun räumte ein, dass der Zwischenfall bei Alaska Airlines auf einen Produktionsfehler zurückzuführen sei, betonte jedoch, dass dies der einzige ihm bekannte Fall unter den jüngsten Pannen sei, der auf die Fertigung und nicht die Wartung zurückgehe.
Serie von Zwischenfällen
In den vergangenen Monaten sorgten mehrere Zwischenfälle mit Boeing-Maschinen für Schlagzeilen. Ein Flugzeug verlor beim Start ein Rad, ein anderes landete mit einer abgerissenen Klappe am Rumpf. Diese Vorfälle verstärkten den Druck auf Boeing, die Sicherheitsstandards zu verbessern.
Whistleblower erhebt schwere Vorwürfe
Die Anhörung folgte einer Sitzung des Senatsausschusses im April, bei der ein ehemaliger Boeing-Ingenieur gravierende Anschuldigungen gegen den Konzern erhoben hatte. Der Ingenieur berichtete, er sei bestraft worden, nachdem er Sicherheitsbedenken bezüglich der Flugzeugtypen 787 und 777 geäußert hatte.
Entschuldigung bei Hinterbliebenen
Calhoun nutzte die Gelegenheit, um sich bei den Hinterbliebenen der Opfer der beiden Abstürze von 737 Max-Flugzeugen in den Jahren 2018 und 2019 zu entschuldigen. Diese Unfälle hatten weltweit für Entsetzen gesorgt, da 346 Menschen dabei ums Leben kamen. „Ich entschuldige mich für das Leid, das wir zugefügt haben“, sagte Calhoun und betonte, dass Boeing im Gedenken an die Opfer einen verstärkten Fokus auf Sicherheit legen werde.
Probleme mit der Software MCAS
Die Abstürze der 737 Max 8-Maschinen der indonesischen Lion Air und der Ethiopian Airlines wurden durch Probleme mit der Assistenzsoftware MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System) ausgelöst. Diese Software sollte den Piloten bei der Steuerung des Flugzeugs helfen, griff jedoch fehlerhaft und überraschend in die Steuerung ein. Boeing räumte ein, die US-Luftfahrtaufsicht FAA nicht korrekt über das Ausmaß des erforderlichen Piloten-Trainings für den Betrieb der Software informiert zu haben. Calhoun bekräftigte am Dienstag: „MCAS und Boeing sind verantwortlich für diese Abstürze.“
Konsequenzen und Maßnahmen
Nach dem zweiten Unglück blieben die 737-Max-Flugzeuge fast zwei Jahre am Boden, bis Änderungen an dem System vorgenommen wurden. Boeing hat seitdem umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitsstandards und der Unternehmenskultur eingeleitet. Calhoun versprach, dass Boeing aus den Fehlern lernen und die notwendigen Schritte unternehmen werde, um die Sicherheit der Flugzeuge zu gewährleisten.
Die Anhörung im US-Senat war ein wichtiger Schritt, um die Verantwortung von Boeing für die jüngsten Sicherheitsmängel und die daraus resultierenden Unfälle anzuerkennen. Calhouns Entschuldigung und das Versprechen, die Sicherheitskultur zu verbessern, sind entscheidend, um das Vertrauen in Boeing wiederherzustellen und die Sicherheit der Luftfahrt zu gewährleisten.