Die oppositionelle Labour-Partei unter der Führung von Keir Starmer hat bei der jüngsten Parlamentswahl in Großbritannien einen überwältigenden Sieg errungen. Nach den Nachwahlbefragungen mehrerer britischer Fernsehsender konnte Labour 410 der insgesamt 650 Sitze im Unterhaus gewinnen. Diese deutliche Mehrheit ermöglicht es Starmer, den amtierenden Premierminister Rishi Sunak abzulösen und die neue britische Regierung zu bilden.
Historische Niederlage für die Konservativen
Die seit 14 Jahren regierenden Konservativen unter Premierminister Sunak erlitten eine schwere Niederlage und konnten lediglich 131 Sitze für sich verbuchen. Dies stellt das schlechteste Ergebnis der Partei seit Beginn des 20. Jahrhunderts dar. Besonders bemerkenswert ist, dass Sunak als erster amtierender Premierminister möglicherweise seinen eigenen Wahlkreis – Richmond and Northallerton – verloren hat und somit den Wiedereinzug ins Parlament verpasst.
Ergebnisse der anderen Parteien
Neben Labour und den Konservativen konnten die Liberaldemokraten 61 Sitze gewinnen, während die einwanderungsfeindliche Partei Reform UK von Nigel Farage 13 Sitze erhielt. Diese Ergebnisse basieren auf den Nachwahlbefragungen, die unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 22:00 Uhr Ortszeit (23:00 Uhr MESZ) veröffentlicht wurden. Die endgültigen Ergebnisse der Stimmenauszählung werden im Laufe der Nacht zu Freitag erwartet.
Hintergrund der Wahl
Die britische Bevölkerung sehnt sich nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen nach einem Wechsel. Die letzten Jahre waren geprägt von den Auswirkungen des Brexits, der Corona-Pandemie, wirtschaftlichen Krisen und zahlreichen politischen Skandalen. In den 14 Jahren konservativer Herrschaft erlebte das Land insgesamt fünf verschiedene Premierminister, darunter allein drei im Jahr 2022 innerhalb von nur vier Monaten. Rishi Sunak trat sein Amt als Premierminister im Oktober 2022 an.
Wahlkampfstrategien und Versprechen
Die Konservativen setzten im Wahlkampf vor allem auf Negativkampagnen und warnten vor Steuererhöhungen unter einer Labour-Regierung sowie einem härteren Vorgehen in den Bereichen Migration und Sicherheit. Im Gegensatz dazu versprach Keir Starmer eine Rückkehr zur Seriosität in der britischen Politik, langfristiges Wirtschaftswachstum und stellte das Wohl des Landes über politische Interessen. „Erst das Land, dann die Politik“, betonte er immer wieder.
Ausblick und nächste Schritte
Nach der schweren Wahlschlappe wird erwartet, dass Sunak am Freitag seinen Rücktritt bei König Charles III. einreicht. Kurz darauf dürfte der Monarch Keir Starmer einladen, als neuer Premierminister die Regierung zu führen. Starmer wird anschließend in der Downing Street Nummer 10 eine erste Rede halten und sein Kabinett vorstellen.
Keir Starmers Aufstieg
Für den 61-jährigen Keir Starmer, der seine politische Karriere erst vor neun Jahren begann und zuvor als Jurist tätig war, ist dies ein bemerkenswerter Aufstieg. Im Gegensatz dazu endet Sunaks Amtszeit auf historische Weise, da er der erste amtierende britische Premierminister ist, der bei einer Parlamentswahl nicht wiedergewählt wurde.
Diese Wahl markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der britischen Politik und zeigt den Wunsch der britischen Wähler nach einem Wandel und neuen Perspektiven unter der Führung der Labour-Partei.