In einer bedeutenden Eskalation des laufenden Konflikts hat das israelische Militär die Evakuierung eines Teils der humanitären Zone Muwasi im südlichen Gazastreifen angeordnet. Dieses dicht besiedelte Gebiet, das als humanitäre Sicherheitszone ausgewiesen war, steht nun im Mittelpunkt einer geplanten Militäroperation gegen militante Hamas-Kämpfer. Die Anweisung hat zur Zwangsumsiedlung tausender Palästinenser geführt, von denen viele Kinder und minimale Habseligkeiten bei sich haben und unter harten Bedingungen Sicherheit suchen.
Weitverbreitete Vertreibung und schlimme Bedingungen
Der Evakuierungsbefehl hat die ohnehin schon schwere humanitäre Krise in Gaza noch verschärft. Tausende von Palästinensern, beladen mit ihren Habseligkeiten und in Begleitung von Kindern, wurden gesehen, wie sie unter der sengenden Sonne über staubige Straßen gingen. Viele von ihnen sind in baufälligen Fahrzeugen unterwegs, auf denen ihre Habseligkeiten festgebunden sind, was die katastrophalen Bedingungen verdeutlicht, denen sie ausgesetzt sind. Familien wie die von Kholoud Al Dadas sind wiederholt vertrieben worden. Dies ist bereits ihre siebte oder achte Umsiedlung seit Beginn des Konflikts. Sie haben die Situation als chaotisch und gefährlich beschrieben, da Bombenanschläge verübt wurden, während sie noch in ihren Häusern waren.
In der Zone Muwasi, die ursprünglich als sicherer Zufluchtsort gedacht war, leben heute etwa 1,8 Millionen Menschen – der größte Teil der 2,3 Millionen Einwohner von Gaza. Das Gebiet ist mit Zeltlagern gefüllt, in denen es an grundlegenden sanitären Einrichtungen, medizinischen Einrichtungen und angemessenem Zugang zu humanitärer Hilfe fehlt. Nach Berichten der Vereinten Nationen und anderer humanitärer Organisationen leben die Familien inmitten von Müllbergen und durch Abwässer verseuchten Bächen, was zusätzlich zu dem anhaltenden Konflikt zu einer Gesundheitskrise führt.
Steigende Opferzahlen und Gesundheitsprobleme
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza hat der neunmonatige Krieg Israels gegen die Hamas mehr als 39.000 getötete und 89.800 verwundete Palästinenser gefordert. Diese erschütternde Zahl umfasst sowohl Kämpfer als auch Zivilisten, da das Ministerium bei der Zählung nicht zwischen den beiden unterscheidet. Der Konflikt begann mit einem Angriff der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober, bei dem 1.200 Menschen starben und etwa 250 Geiseln genommen wurden. Die Lage ist nach wie vor katastrophal. Etwa 120 Geiseln werden noch immer festgehalten, von denen nach Angaben der israelischen Behörden ein Drittel tot sein soll.
Die humanitäre Krise im Gazastreifen wird durch den Mangel an grundlegenden Einrichtungen in den ausgewiesenen Sicherheitszonen noch verschärft. Ein großer Teil des Muwasi-Gebietes ist mit behelfsmäßigen Zeltlagern bedeckt, in denen es an angemessenen sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung fehlt. Die Familien sind gezwungen, unter erbärmlichen Bedingungen zu leben, umgeben von Bergen von Müll und verseuchten Wasserquellen. Dies hat zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen geführt, wobei der begrenzte Zugang zu medizinischer Versorgung die Situation noch verschlimmert.
Diplomatische Bemühungen und laufende militärische Operationen
Unter Beteiligung von Ägypten, Katar und den Vereinigten Staaten laufen Bemühungen, einen Waffenstillstand auszuhandeln und die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen. Ziel dieser diplomatischen Gespräche ist es, ein stufenweises Waffenstillstandsabkommen zu erreichen, das die Kämpfe beendet und die Freilassung der Geiseln gewährleistet. Premierminister Benjamin Netanjahu hat die Hoffnung geäußert, dass eine Einigung näher denn je ist. Ein Verhandlungsteam soll die Gespräche fortsetzen.
Trotz dieser Bemühungen gehen die israelischen Militäroperationen im zentralen und südlichen Gazastreifen weiter. Der Konflikt hat zu zahlreichen Opfern geführt, darunter mindestens 38 Tote in der südlichen Stadt Khan Younis. Außerdem wurden bei einem Angriff vor dem Al-Aqsa-Krankenhaus in Deir-Al-Balah eine Person getötet und drei weitere verletzt.
Internationale Reaktionen und Zwischenfälle
Die mit Spannung erwartete Reise von Premierminister Netanjahu in die Vereinigten Staaten, um sich mit Präsident Joe Biden zu treffen, verdeutlicht die internationale Dimension des Konflikts. Netanjahus Besuch soll dazu dienen, die bilateralen Beziehungen zu stärken und weitere Unterstützung zu finden. Unterdessen gab das israelische Militär den Tod von zwei weiteren Geiseln bekannt, womit sich die Zahl der bekannten Geiseln auf 122 erhöht. Die Familien der Geiseln halten weiterhin wöchentliche Demonstrationen ab und fordern die Regierung auf, ein Waffenstillstandsabkommen zu schließen, das die Rückkehr ihrer Angehörigen sichern würde.
Bei einem weiteren Vorfall wurde ein kanadischer Staatsbürger nahe der Grenze zum Gazastreifen getötet, nachdem er israelische Sicherheitskräfte mit einem Messer bedroht hatte. Der Mann wurde erschossen, nachdem er sich dem Sicherheitspersonal in der Nähe der Stadt Netiv HaAsara genähert hatte, die zuvor von Hamas-Kämpfern angegriffen worden war. Dieser Vorfall ist Teil einer breiteren Welle von Messerattacken, die sich während des Konflikts in ganz Israel ereignet haben.
UN-Anschuldigungen und humanitäre Bedenken
Die Vereinten Nationen haben Israel beschuldigt, einen deutlich gekennzeichneten humanitären Konvoi im Zentrum von Gaza beschossen zu haben. Philippe Lazzarini, Leiter des UNRWA, erklärte, der Konvoi sei mit den israelischen Streitkräften abgestimmt gewesen, aber dennoch in der Nähe eines israelischen Militärkontrollpunkts beschossen worden. Obwohl es keine Verletzten gab, wurde der Vorfall von den Vereinten Nationen als Angriff auf humanitäre Helfer verurteilt. Das israelische Militär hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Während der Konflikt andauert, bleibt die humanitäre Krise im Gazastreifen dramatisch. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Situation aufmerksam und hofft, dass diplomatische Initiativen bald zu einem Waffenstillstand führen und das Leiden des palästinensischen Volkes lindern werden.