/

Vereitelter Terroranschlag in Wien: Hintergründe

vereitelter-terroranschlag-in-wien-hintergründe

Radikalisierung junger Menschen im Internet nimmt zu

In den letzten Tagen sorgte Wien für internationale Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass ein geplanter Terroranschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert vereitelt wurde. Die österreichische Polizei nahm zwei Verdächtige fest, die im Verdacht stehen, Verbindungen zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zu haben. Die geplanten Anschläge und die Radikalisierung der jungen Männer werfen ein Schlaglicht auf die zunehmende Gefahr durch digitale Radikalisierung.

Festnahme zweier junger Verdächtiger

Die Hauptverdächtigen sind ein 19-jähriger Mann und ein 17-jähriger Jugendlicher. Der 19-Jährige, der bereits bei einem Chemieunternehmen gearbeitet hatte, wird beschuldigt, einen Anschlag vor dem Stadion, in dem das Konzert stattfinden sollte, geplant zu haben. Bei ihm wurden Anleitungen zum Bau von Bomben, Wasserstoffperoxid, Zündmittel, Messer und 21.000 Euro Falschgeld gefunden. In der Vernehmung gestand er, vorgehabt zu haben, mit einem Sprengsatz und Hieb- und Stichwaffen eine große Anzahl von Menschen zu töten.

Der verhaftete 19-Jährige Hauptverdächtige

Der zweite Verdächtige, ein 17-jähriger Freund des Hauptverdächtigen, wurde im Stadion festgenommen, wo er als Bühnen- und Gerüstbauer arbeitete. Obwohl sein Anwalt Nikolas Rast betonte, dass der Teenager nichts mit den Anschlagsplänen zu tun gehabt habe, fanden die Ermittler bei ihm Propagandamaterial für den IS und die Terrororganisation al-Qaida. Auch besuchte er nach ersten Erkenntnissen eine Moschee, in der islamistische Inhalte vermittelt wurden.

Einfluss von Hasspredigern in sozialen Netzwerken

Ein zentraler Aspekt in der Untersuchung ist die Rolle von islamistischen Predigern, die über soziale Netzwerke junge Menschen radikalisieren. Der 19-jährige Hauptverdächtige soll laut der „Bild“-Zeitung die Inhalte eines bekannten Berliner Hasspredigers konsumiert haben, der sich auf Plattformen wie Instagram und TikTok als Islamisten-Influencer etabliert hat. Ahmad Abul Baraa, ein ehemaliger Imam der As-Sahaba-Moschee in Berlin, verbreitet dort ein salafistisches Weltbild, das im Widerspruch zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht.

Hassprediger Ahmad Abul Baraa

Der baden-württembergische Verfassungsschutz beschreibt Abul Baraa als jemanden, dessen Ausführungen nicht nur eine religiöse, sondern auch eine stark politische Dimension haben, die gegen die Werte des Westens gerichtet ist. Wie groß der direkte Einfluss dieses Predigers auf den Wiener Tatverdächtigen war, lässt sich nicht abschließend klären, doch Experten sind sich sicher, dass die Radikalisierung online stattfand.

Radikalisierung im Internet: Ein gefährlicher Trend

Der Terrorismusexperte Peter Neumann betont die zunehmende Gefahr durch die digitale Radikalisierung junger Menschen. „Viele von denen radikalisieren sich fast ausschließlich im Internet“, erklärt er im Gespräch mit dem ZDF-„heute journal“. Plattformen wie TikTok spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie durch ihre Algorithmen immer wieder ähnliche, oft extremistische Inhalte vorschlagen. Dadurch geraten junge Nutzer schnell in eine Spirale, in der sie ausschließlich radikale Botschaften konsumieren und sich mit Gleichgesinnten vernetzen. Diese Kontakte werden dann über verschlüsselte Nachrichtendienste wie Telegram aufrechterhalten.

Mehr zum Thema: Terroranschlag auf Taylor-Swift-Konzert in Wien vereitelt

Neumann weist darauf hin, dass es sich bei den geplanten Anschlägen in Wien nicht um einen isolierten Einzelfall handelt, sondern um ein Phänomen, das weltweit beobachtet wird. „Die Ziele sind oftmals Ausdrucksformen des freien Westens“, so Neumann weiter. Dazu zählen nicht nur Konzerte, sondern auch Pride-Veranstaltungen und sportliche Großereignisse.

Präventive Maßnahmen und gesellschaftliche Verantwortung

Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die dringende Frage nach effektiven Präventivmaßnahmen. Der Einfluss sozialer Netzwerke auf die Radikalisierung junger Menschen verlangt nach einer stärkeren Kontrolle und Regulierung der Online-Plattformen. Gleichzeitig muss die Gesellschaft aufklären und präventiv handeln, um junge Menschen vor der Verlockung extremistischer Ideologien zu schützen.

Der Fall in Wien zeigt, dass die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus nach wie vor präsent ist. Zwar wurde der IS militärisch geschwächt, doch seine Ideologie und seine Netzwerke leben im digitalen Raum weiter. Umso wichtiger ist es, diesen Gefahren entschieden entgegenzutreten und junge Menschen vor dem Abgleiten in den Extremismus zu bewahren.

Die Absage der Taylor-Swift-Konzerte in Wien, die ursprünglich Zehntausende von Fans anziehen sollten, ist daher mehr als ein einfacher Sicherheitsvorgang. Sie ist ein eindringliches Warnsignal dafür, wie schnell und effektiv sich Extremismus im digitalen Zeitalter verbreiten kann und welche Herausforderungen dies für die Gesellschaft mit sich bringt.