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Kanada erhebt drastische Zölle auf chinesische E-Autos

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Die kanadische Regierung hat am Montag angekündigt, einen Einfuhrzoll von 100 Prozent auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge zu erheben. Diese Maßnahme spiegelt ähnliche Schritte wider, die zuvor von den USA und der Europäischen Union unternommen wurden. Darüber hinaus plant Kanada, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium aus China zu verhängen. Premierminister Justin Trudeau begründete diese Entscheidungen mit den Worten: „Akteure wie China haben sich dazu entschieden, sich auf dem globalen Markt einen unfairen Vorteil zu verschaffen.“

Hintergrund der Entscheidung

Der Schritt Kanadas folgt auf intensive Gespräche zwischen Premierminister Trudeau und dem US-amerikanischen Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan, der am Sonntag mit kanadischen Kabinettsmitgliedern zusammentraf. Sullivan betonte, dass ein koordiniertes Vorgehen der westlichen Staaten gegenüber China im Interesse aller Beteiligten sei. „Die USA glauben, dass eine vereinte Front, ein koordinierter Ansatz bei diesen Themen uns allen zugutekommt,“ erklärte er gegenüber Reportern.

Trudeau betonte ebenfalls die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und erklärte: „Wir handeln in Abstimmung, parallel mit anderen Volkswirtschaften weltweit, die erkennen, dass dies eine Herausforderung ist, der wir uns alle stellen müssen.“

Konsequenzen für den Handel

Die neuen Zölle Kanadas zielen direkt auf Elektrofahrzeuge ab, die in China produziert werden. Derzeit importiert Kanada nur chinesisch hergestellte Elektrofahrzeuge von Tesla, die im Werk des Unternehmens in Shanghai gefertigt werden. Das bedeutet, dass die Auswirkungen der neuen Zölle auf den kanadischen Markt zunächst begrenzt sein könnten, doch der symbolische Charakter dieser Maßnahme ist nicht zu unterschätzen.

Guy Saint-Jacques, ein ehemaliger kanadischer Botschafter in China, kommentierte die Entscheidung mit den Worten: „Kanada musste sich der US-amerikanischen Position anschließen, wenn man an die wirtschaftliche Integration denkt, die wir mit den USA haben. Mehr als 75 Prozent unserer Exporte gehen in die USA.“ Er fügte hinzu, dass Kanada nun mit Vergeltungsmaßnahmen Chinas in anderen Industrien rechnen müsse. „China wird eine Botschaft senden wollen,“ sagte er und nannte Gerste und Schweinefleisch als mögliche Ziele für chinesische Gegenzölle.

Chinas mögliche Reaktion

Bisher gibt es keine offizielle Reaktion aus China auf die Ankündigung der kanadischen Regierung. Es wird jedoch erwartet, dass chinesische Beamte das Thema während des bevorstehenden Besuchs von Jake Sullivan in Peking ansprechen werden. Chinesische Offizielle haben in der Vergangenheit argumentiert, dass ihre Subventionen und die kostengünstige Produktion dazu beitragen, die Preise niedrig zu halten und den Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu unterstützen.

Die Entscheidung Kanadas ist Teil eines breiteren globalen Trends, der durch die wachsenden Spannungen zwischen den westlichen Volkswirtschaften und China geprägt ist. Diese Spannungen haben ihren Ursprung in Handelsstreitigkeiten, die bereits vor der Covid-19-Pandemie begonnen haben und nun durch die wirtschaftlichen Erholungsbemühungen Chinas noch verschärft werden.

Auswirkungen auf die Weltwirtschaft

Der globale Handel könnte durch diese neuen Zölle weiter beeinträchtigt werden. Bereits im Mai hatte US-Präsident Joe Biden erhebliche neue Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge, Batterien, Solarzellen sowie auf Stahl, Aluminium und medizinische Ausrüstung verhängt. Biden argumentierte, dass die Subventionen der chinesischen Regierung es chinesischen Unternehmen ermöglichen, Produkte zu verkaufen, ohne Gewinne erzielen zu müssen, was ihnen einen unlauteren Vorteil im globalen Handel verschaffe.

China ist weltweit führend in der Produktion von Elektrofahrzeugen, Solarmodulen und Stahl, was es dem Land ermöglicht, seine Produkte zu konkurrenzlos niedrigen Preisen anzubieten. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für westliche Hersteller dar, die mit höheren Produktionskosten zu kämpfen haben.

Die Entscheidung Kanadas, sich den USA anzuschließen und ebenfalls hohe Zölle zu erheben, signalisiert die Entschlossenheit der westlichen Staaten, gemeinsam gegen die als unfair empfundene Konkurrenz aus China vorzugehen. Dennoch bleibt abzuwarten, wie China auf diese Maßnahmen reagieren wird und welche Auswirkungen dies auf die globale Wirtschaft haben wird. Saint-Jacques warnt: „Dies könnte erst der Anfang einer noch intensiveren Handelsauseinandersetzung sein.“