Ein Schritt zurück zur Plastikfreiheit?
Capri-Sun, die bekannte Getränkemarke, plant, in der Schweiz wieder Plastikstrohhalme einzuführen. Diese Entscheidung hat das Potenzial, nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen Ländern, die ein ähnliches Verbot wie die EU haben, für Aufsehen zu sorgen. Seit Juli 2021 sind in der Europäischen Union Einwegprodukte aus Plastik, einschließlich der beliebten Plastikstrohhalme, verboten. Nun stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang eine Rückkehr zu Plastikstrohhalmen überhaupt möglich und sinnvoll ist.
Die Problematik der Papierstrohhalme
Das Verbot von Plastikstrohhalmen hatte unerwartete Konsequenzen, besonders für Unternehmen wie Capri-Sun, deren Produkte stark von der Verwendung dieser Strohhalme abhängig sind. Die Einführung von Papierstrohhalmen stieß bei den Verbrauchern auf großen Widerstand. Kunden, vor allem Eltern und Kinder, beschwerten sich über die mangelnde Funktionalität der neuen Halme. Diese waren oft zu dünn und instabil, brachen leicht oder konnten die Trinköffnung des Getränkepäckchens nicht durchdringen. Roland Weening, der CEO von Capri-Sun, äußerte dazu in einem Interview mit der Schweizer „SonntagsZeitung“: „Das Papierröhrli ist zwar gut gemeint, doch in unserem Fall macht es überhaupt keinen Sinn.“
Nicht nur die Verbraucher, sondern auch das Unternehmen selbst litt unter der Umstellung auf Papier. Weening gab zu, dass sich die Verkaufszahlen von Capri-Sun seit der Einführung der Papierstrohhalme nicht wie erwartet entwickelten. Die Akzeptanz der Papieralternative blieb weit hinter den Erwartungen zurück, was zu Überlegungen führte, wie das Unternehmen seine Position am Markt wieder stärken könnte.
Schweiz als Testmarkt für Plastikstrohhalme
Die Schweiz, die nicht zur Europäischen Union gehört und daher nicht den gleichen strengen Plastikverboten unterliegt, könnte nun zum ersten Markt werden, in dem Capri-Sun wieder Plastikstrohhalme einführt. In Schweizer Supermärkten, wie Coop, sind Getränke in Päckchen mit Plastikstrohhalmen immer noch erhältlich. Diese Tatsache und die fehlenden gesetzlichen Hürden machen die Schweiz zu einem idealen Testmarkt für die Wiedereinführung.
Weening betonte jedoch, dass es sich nicht um eine rücksichtslose Entscheidung handelt. Vielmehr stehe die Zufriedenheit der Kunden im Vordergrund. „Die Strohhalme nerven nicht nur die Kunden, sondern auch mich selbst“, sagte Weening in Bezug auf die Papierhalme. Die Rückkehr zu Plastik wird als notwendiger Schritt betrachtet, um die Marke und die Kundenzufriedenheit wieder auf Kurs zu bringen.
Herausforderungen für eine Wiedereinführung in der EU
Während die Wiedereinführung von Plastikstrohhalmen in der Schweiz verhältnismäßig einfach scheint, ist die Lage in der EU deutlich komplizierter. Das EU-weite Verbot von Einwegplastik bleibt eine strikte Hürde. Capri-Sun erwägt jedoch, eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Ob und in welchem Umfang diese gewährt wird, ist unklar. Die europäische Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR) stellt hohe Anforderungen an die Genehmigung solcher Ausnahmen, was die Erfolgsaussichten der Bemühungen von Capri-Sun erheblich schmälert.
Die geplante Wiedereinführung von Plastikstrohhalmen durch Capri-Sun in der Schweiz wirft viele Fragen auf. Während das Unternehmen die Rückkehr als eine Reaktion auf die Unzufriedenheit der Verbraucher betrachtet, steht dies im klaren Widerspruch zu den globalen Bemühungen zur Reduzierung von Plastikabfällen. Ob diese Maßnahme tatsächlich zu einer Verbesserung der Verkaufszahlen führt und ob eine ähnliche Entwicklung auch in der EU möglich wäre, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass diese Entscheidung eine breite Diskussion über den Umgang mit Plastik und die Verantwortung von Unternehmen im Umweltschutz anstoßen wird.