Hyperreale Truck-Zeichnungen, die die Grenze zur Fotografie verwischen

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Andrew Holmes‘ hyperreale Bilder von Lastwagen auf kalifornischen Highways sind auffallend lebendig und erwecken die Essenz der offenen Straße zum Leben. Seine Werke wirken wie kristallklare Fotografien, die auf akribischen Bleistiftzeichnungen basieren. Jedes Werk, für das er zwischen 300 und 500 Stunden benötigt, fängt die Reizüberflutung des Lebens auf den Highways ein – mit dem Dröhnen der Motoren, dem Blenden der Sonne auf Aluminium und dem unverwechselbaren Geruch von Diesel. Holmes‘ neueste Kollektion, „Gas Tank City“, wird jetzt in einem Buch und einer Ausstellung in der Londoner Architectural Association (AA) präsentiert.

Von der Architektur zur hyperrealen Kunst

Holmes ließ sich zum Architekten ausbilden, besuchte die AA und arbeitete 1969 mit dem berühmten Richard Rogers am Centre Pompidou in Paris zusammen. Seine Leidenschaft für das Zeichnen wurde jedoch schon früh, im Alter von vier Jahren, geweckt. Aufgewachsen in Bromsgrove, England, reiste Holmes in die Vereinigten Staaten, wo seine Faszination für das Interstate Highway System aufblühte. „Ich entdeckte, dass es als ein einziges Objekt entworfen wurde“, sagte er. „Es war 43.000 Meilen lang (zum Zeitpunkt seiner ursprünglichen Planung im Jahr 1956) – das größte Objekt, das jemals auf der Welt entworfen wurde. Diese Faszination veranlasste ihn, das Wesen der amerikanischen Highways in seinem einzigartigen Kunststil einzufangen.

Den Geist des Highways einfangen

Holmes‘ Reisen durch Kalifornien in den 1970er Jahren brachten ihn in Kontakt mit Truckern, Imbissen am Straßenrand und ausgedehnten Tankstellen. „Damals war das Fahren ein Vergnügen“, erinnert sich Holmes und vergleicht die Vergangenheit mit den verkehrsreichen Autobahnen von heute. Die Lastwagen erinnerten ihn daran, wie er als Kind Züge gesehen hatte, „diese riesigen Dinger, die Dampf ausstießen“. Er bewunderte das sensorische Erlebnis der Lastwagen: „Das Geräusch, der Geruch, das glänzende Aluminium, die Größe der Dinger.“

Trucks auf dem Papier zum Leben erwecken

In seiner Serie „Gas Tank City“ zeigt Holmes über 100 Zeichnungen, die die Details klassischer Kenworth-Lastwagen feiern. Seine Arbeiten fangen alles ein, von den massiven Kühlergrills bis hin zu den komplizierten Seitenspiegeln und den geschwungenen Kotflügeln. Jedes Werk ist farbenfroh, wie ein roter Lastwagen, der seine urbane Umgebung in polierten Gastanks widerspiegelt, bis hin zu den kleinsten Schweißnähten. Holmes‘ Liebe zum Detail haucht jeder Szene Leben ein und verwandelt alltägliche Momente auf der Autobahn in Kunst.

Hyperrealismus jenseits des Objektivs

Obwohl Holmes mit dem Fotografieren von Szenen begann, war er schnell frustriert von den Einschränkungen der frühen Kameratechnologie, insbesondere der geringen Schärfentiefe. „Ich erkannte, dass man, wenn man drei Fotos macht“, sagt er, „eine Zeichnung anfertigen kann, bei der alles im Fokus ist.“ Seine Zeichnungen erreichten eine Klarheit, die Kameras damals nicht einfangen konnten, und erzeugten eine fast surreale Schärfe. Mit Buntstiften spielte Holmes mit Licht und Farbe und fügte seine eigene Note hinzu. „Ich hielt sie gegen die Sonne, damit man in die Schattenbereiche sehen konnte“, erklärte er und verwandelte die Schatten in lebhafte, gesättigte Farben, die sich deutlich von den Originalfotos unterschieden.

Eine dauerhafte Verbindung zur Straße

Holmes‘ Kunst geht über die Trucks hinaus; sie ist eine Hommage an die Kultur und die Gemeinschaft auf dem Highway. Auf seinen Reisen freundete er sich oft mit Lastwagenfahrern an, die ihm ihre Geschichten erzählten und ihm die besten Stellen empfahlen, an denen er aufregende Fahrzeuge finden konnte. „Wenn ich ihnen eine Zeichnung zeigte, waren sie sofort begeistert und wir wurden Freunde“, erinnert sich Holmes. Diese Kameradschaft prägte viele der Szenen, die er zeichnete, und verlieh seiner künstlerischen Reise eine persönliche Note.

Fortsetzung der Reise mit „Gas Tank City“

Auch nach fünfzig Jahren ist Holmes immer noch bestrebt, die Essenz des Lebens auf dem Highway festzuhalten. Obwohl er jetzt digitale Fotografie in seinen Prozess einbezieht, bleibt die akribische Arbeit hinter jeder Zeichnung unverändert. Seine Werke in „Gas Tank City“ zeigen eine zeitlose Momentaufnahme des amerikanischen Highway-Systems, in dem Vergangenheit und Gegenwart nahtlos ineinander übergehen. Für Holmes geht es darum, den Geist der Straße zu bewahren – einen Ort, an dem die Zeit stillsteht und die Reise zum Ziel wird.