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DDR-Kultmarke „fit“ steht überraschend zum Verkauf

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Die ostdeutsche Traditionsmarke „fit“, bekannt für ihr grünes Geschirrspülmittel, könnte bald einen neuen Eigentümer haben. Der Unternehmenschef Dr. Wolfgang Groß, der das Unternehmen seit 1992 führt, denkt über einen Verkauf nach. Der mögliche Kaufpreis wird auf rund 300 Millionen Euro geschätzt.

Eine Erfolgsgeschichte aus Sachsen

Die Geschichte von „fit“ beginnt in der DDR. Das Spülmittel wurde 1954 im VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, entwickelt. Später wurde die Produktion nach Hirschfelde, einem Stadtteil von Zittau, verlegt. Seitdem hat sich das Unternehmen zu einem bedeutenden Player im Haushalts- und Kosmetiksektor entwickelt. Als Dr. Wolfgang Groß das Unternehmen 1992 von der Treuhand übernahm, steckte er zunächst sechs Millionen D-Mark in die Modernisierung der Produktionsanlagen und übernahm zusätzlich zwei Millionen D-Mark Schulden. Heute erzielt das Unternehmen einen jährlichen Bruttoumsatz von 363 Millionen Euro – ein beachtlicher Anstieg im Vergleich zu den acht Millionen Euro, die es zu Beginn der 90er Jahre erwirtschaftete.

Expansion durch Übernahmen

In den letzten Jahrzehnten baute Groß das Unternehmen durch gezielte Übernahmen westdeutscher Marken weiter aus. So erwarb „fit“ im Jahr 2000 die Marke Rei und Rei in der Tube, gefolgt von weiteren bekannten Marken wie Kuschelweich, Sunil, Gard und Fenjal. Zuletzt kam die Deomarke Mum hinzu. Mit diesen Zukäufen konnte das Unternehmen seine Produktpalette auf insgesamt 350 Artikel erweitern, die von Spül- und Reinigungsmitteln über Weichspüler bis hin zu Kosmetikprodukten reichen.

Gründe für den geplanten Verkauf

Groß begründet den möglichen Verkauf mit seinem Alter: „Immerhin bin ich nahezu 73 Jahre alt und muss jetzt die besten Optionen für die Zukunft unseres Unternehmens prüfen“, erklärte er gegenüber der „Sächsischen Zeitung“. Konkrete Entscheidungen seien noch nicht gefallen, doch Gespräche mit potenziellen Käufern laufen bereits. Groß legt dabei besonderen Wert darauf, einen Käufer zu finden, der die Unternehmenskultur bewahrt und die Arbeitsplätze der rund 250 Mitarbeiter sichert. Ein Unternehmenssprecher betonte gegenüber der BILD: „Es ist uns äußerst wichtig, einen zuverlässigen Käufer zu finden, der die Unternehmenskultur bewahrt und die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter sichert.“

Große Investitionen und Hoffnungen auf den Erhalt der Arbeitsplätze

Trotz der Verkaufspläne setzt „fit“ weiterhin auf Wachstum und Innovation. Erst im September 2024 kündigte das Unternehmen seine größte Einzelinvestition in Höhe von 25 Millionen Euro an, um die Produktion der Weichspülermarke Kuschelweich auszubauen. Insgesamt hat „fit“ in den letzten Jahren über 200 Millionen Euro in Produktionsstandorte in ganz Europa investiert. Die Produktionsanlagen in Hirschfelde laufen rund um die Uhr, um die Nachfrage nach dem legendären „fit“-Spülmittel und den anderen 350 Produkten des Unternehmens zu decken.

Die Verkaufspläne haben auch in Sachsen große Aufmerksamkeit erregt. Conrad Clemens, Chef der Staatskanzlei Sachsens, äußerte sich besorgt über die Zukunft des Standorts: „Das Lebenswerk von Wolfgang Groß und das, was er gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Oberlausitz aufgebaut hat, ist ohne Beispiel. Für die Menschen in der Region ist es enorm wichtig, dass auch ein neuer Eigentümer den Traditions-Standort in Sachsen erhalten und weiter ausbauen wird.“

Die Verkaufsverhandlungen werden von der US-Investmentbank Houlihan Lokey begleitet, die nach einem geeigneten Käufer sucht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt und ob das Unternehmen bald einen neuen Besitzer haben wird.