Der österreichische Motorradhersteller KTM, bekannt als Europas größter Produzent von Motorrädern, steht vor einem finanziellen Kollaps. Ein Insolvenzantrag ist für Freitag geplant, was eine ungewisse Zukunft für 3.400 Mitarbeiter bedeutet. Die Krise kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, unmittelbar vor Weihnachten.
Finanzielle Engpässe und erste Reaktionen
KTM, eine Tochter der Pierer Mobility AG, sieht sich gezwungen, die Löhne und Weihnachtsgelder für November auszusetzen. Trotz dieser schlechten Nachricht gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Ein Unternehmenssprecher bestätigte, dass die Gehälter für Dezember bereits nächste Woche ausgezahlt werden sollen. „Unser Ziel ist es, Härtefälle vor Weihnachten zu vermeiden,“ erklärte er.
In einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung wurden die Mitarbeiter am Dienstag über die prekäre Lage informiert. Ab Januar plant das Unternehmen drastische Maßnahmen wie den Übergang zu einem Ein-Schicht-Betrieb und sogar einen Produktionsstopp. Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, riet den Beschäftigten eindringlich: „Kündigen Sie nicht überstürzt. Das könnte zu einem Verlust von Ansprüchen führen.“
Teil einer größeren Wirtschaftskrise
Die drohende Insolvenz von KTM ist kein Einzelfall, sondern Teil einer historischen Pleitewelle in Österreich. Zu den prominentesten Fällen gehört die Signa Holding des Immobilienmoguls René Benko, deren Konkurs mit einer Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro als größte Insolvenz seit dem Zweiten Weltkrieg gilt.
Laut „Statistik Austria“ gab es allein im dritten Quartal 1.532 Insolvenzen. Besonders betroffen sind Dienstleister (438 Fälle), der Handel (244) und die Baubranche (227). Auch im Gastgewerbe ist die Lage dramatisch: 200 Hotels und Restaurants mussten dauerhaft schließen. Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten der zahlungsunfähigen Unternehmen auf beeindruckende 14,3 Milliarden Euro.
Aussichten und Folgen
Experten erwarten für 2024 einen weiteren Anstieg der Insolvenzen. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe kämpfen mit den Folgen hoher Energiepreise, steigender Zinsen und einer allgemein schwachen Konjunktur. KTM steht beispielhaft für die Herausforderungen, vor denen zahlreiche Unternehmen stehen.
Die kommenden Tage werden für das Traditionsunternehmen und seine Mitarbeiter entscheidend sein. Ob das geplante Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung Erfolg haben wird, bleibt ungewiss. Dennoch äußern viele die Hoffnung, dass KTM eine Lösung findet, um den drohenden Stellenabbau zu verhindern und als Symbol österreichischer Ingenieurskunst bestehen bleibt.