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Jugendkriminalität in NRW: Eine erschreckende Bilanz

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Die Kriminalitätsstatistik für 2023 in Nordrhein-Westfalen zeigt eine deutliche Zunahme der Jugendkriminalität. Mit fast 155.000 erfassten Straftaten liegt die Zahl der Delikte nur knapp unter dem Höchststand aus den Jahren 2014/15. Besonders alarmierend: Jeder fünfte Täter ist minderjährig, und ein Drittel der Tatverdächtigen hat keinen deutschen Pass.

Erheblicher Anstieg bei Kindern und Jugendlichen

Die Zahl der strafunmündigen Kinder unter 14 Jahren stieg um mehr als sieben Prozent auf 22.469 Fälle. Dies bedeutet, dass jedes fünfte Delikt in NRW von dieser Altersgruppe begangen wurde. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren verzeichneten ebenfalls einen Anstieg um sechs Prozent auf 47.602 Fälle. Auch bei den Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren gab es einen Zuwachs von drei Prozent auf knapp 39.000 Tatverdächtige.

Insgesamt registrierte das Landeskriminalamt (LKA) über 108.000 jugendliche Tatverdächtige, ein Rekordwert im Vergleich der letzten zehn Jahre. Besonders häufig waren Diebstahlsdelikte, die mit rund 35.000 Fällen an der Spitze der Statistik stehen. Raubüberfälle nahmen um über 25 Prozent auf mehr als 4.300 Fälle zu, während die Zahl der Körperverletzungen um 7,1 Prozent auf über 27.000 Delikte anstieg.

Ausländeranteil doppelt so hoch wie der Bevölkerungsanteil

Die Statistik zeigt, dass jeder dritte Tatverdächtige keinen deutschen Pass besitzt. Damit ist der Anteil ausländischer Tatverdächtiger doppelt so hoch wie ihr Anteil an der Bevölkerung, der in NRW bei rund 16 Prozent liegt. Ein besonders tragischer Fall betrifft einen 18-jährigen Syrer, der in Bad Oeynhausen den Musiker Philippos Tsanis zu Tode geprügelt haben soll. Solche Vorfälle verstärken die öffentliche Diskussion über Jugendgewalt und Integrationspolitik.

Besorgniserregende Entwicklung an Schulen

Die Zahl der Straftaten an Schulen erreichte 2023 mit über 14.000 Fällen einen neuen Höchststand, was einer Zunahme von 56,2 Prozent entspricht. Täglich wurden durchschnittlich 38 Delikte gemeldet. Die Gewalt gegen Lehrkräfte nahm ebenfalls zu, mit 628 Verletzten – ein Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Ein Fall aus Wuppertal unterstreicht die Dramatik: Ein 17-jähriger Schüler griff vier Mitschüler mit einem Messer an, nachdem er sich gekränkt fühlte. Der Täter wurde zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.

Rekordzahl an Opfern und gesellschaftlicher Handlungsbedarf

Die Zahl der Opfer erreichte 2023 mit 75.088 einen neuen Höchststand, ein Anstieg um 8,3 Prozent. Zu den schwersten Verbrechen zählt der Überfall auf zwei ukrainische Jugendliche am Bahnhof in Oberhausen, bei dem ein 15-Jähriger auf die Opfer einstach. Alle Täter waren der Polizei als Intensivtäter bekannt und wurden zu Haftstrafen zwischen achteinhalb und zehn Jahren verurteilt.

Innenminister Reul: „Ein Weckruf für die Gesellschaft“

NRW-Innenminister Herbert Reul sieht die gestiegene Jugendkriminalität als ernstes gesellschaftliches Problem: „Diese Zahlen sind ein Spiegel unserer Gesellschaft. Es ist ein Weckruf an uns alle.“ Er fordert, das Alter für Strafmündigkeit zu senken, um klarzustellen, dass auch junge Täter für ihre Taten Verantwortung tragen müssen.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen eine dringende Notwendigkeit für präventive Maßnahmen und gesellschaftliche Reformen. Ohne ein gemeinsames Handeln von Politik, Schulen und Familien bleibt die Frage, wie langfristig eine Veränderung erzielt werden kann.