Während einer Dürre ist der Amazonas zurückgegangen und hat eine historische Schatztruhe freigelegt: alte, in Stein gemeißelte Gesichter, die Jahrtausende alt sind. Menschliche Gesichter und andere Gravuren sind auf dem Ponto das Lajes, einem Felsvorsprung am Nordufer des Flusses, aufgetaucht, während das Wasser einen Rekordtiefstand erreicht. Der Archäologe Jaime de Santana Oliveira vom Nationalen Institut für historisches und künstlerisches Erbe (IPHAN) gibt einen Einblick in diese bemerkenswerte Entdeckung, die eine greifbare Verbindung zu den prähistorischen Bewohnern der Region bietet.
„Die Gravuren sind prähistorisch oder vorkolonial. Wir können sie nicht genau datieren, aber aufgrund der Beweise für die menschliche Besiedlung der Gegend glauben wir, dass sie etwa 1.000 bis 2.000 Jahre alt sind“, erklärt Oliveira. Inmitten der Umweltkrise hat die diesjährige Dürre ungewollt eine tiefere Erforschung der Vergangenheit ermöglicht, wobei der Rio Negro Geheimnisse preisgab, die er jahrhundertelang verschluckt hatte. Zuvor verborgene Schnitzereien sind nun vollständig sichtbar, ebenso wie Zeugnisse uralten Lebens, z. B. Rillen, die vermutlich lange vor dem Kontakt mit den Europäern zum Schärfen von Pfeilen und Speeren verwendet wurden.
Am Ende des Artikels werden wir an das prekäre Gleichgewicht zwischen Umweltveränderungen und historischen Enthüllungen erinnert. Der starke Rückgang des Rio Negro hat die Besorgnis über die Klimamuster in der Region geweckt. Doch sie hat auch Schichten der Geschichte aufgedeckt und bietet einen seltenen Einblick in das kulturelle Erbe der alten Zivilisationen des Amazonas. Während Forscher wie Oliveira diese Gelegenheit nutzen, um den Ursprung dieser Gravuren zu erforschen, sind sie auch eine deutliche Erinnerung an die Auswirkungen extremer Wetterbedingungen auf die wertvollen historischen Stätten unseres Planeten.