Stellen Sie sich vor, dass Sie jedes Mal, wenn Sie laufen gehen, der Natur helfen. Aus diesem Konzept entstand „Rewild the Run“, eine innovative 3D-gedruckte Laufsohle, die über normale Laufschuhe passt. Diese Laufsohlen sind mit winzigen, hakenähnlichen Schlaufen versehen, die während des Laufens Schmutz und Samen aufnehmen und weiterleiten.
Diese Schleifen ahmen nach, wie sich bestimmte Samen am Fell von Wildtieren festhalten. Außerdem ist die Basis dieser Laufsohle dem Huf eines Bisons nachempfunden. Der Bison ist als Schlüsselart bekannt, die für den Erhalt des Ökosystems unerlässlich ist. Er durchlüftet den Boden, während er umherstreift, und drückt mit seiner einzigartigen Hufstruktur Samen in den Boden.
Die übergreifende Vision ist, dass Schuhe, die mit dieser einzigartigen Laufsohle ausgestattet sind, dazu beitragen, die Natur wieder zu verwildern – und es der Natur ermöglichen, sich mit minimalen Eingriffen des Menschen zu verjüngen.
Die in London ansässige Produktdesignerin Kiki Grammatopoulos initiierte dieses Projekt während ihrer Zeit als Masterstudentin am Central Saint Martins. „Durch das Leben in London fühlte ich mich von der Natur losgelöst“, sagt sie. Sie ist motiviert, Aspekte von Schlüsselarten in städtischen Gebieten wie King’s Cross einzuführen, und sagt: „Natürlich war es nicht möglich, echte Bisons oder Wölfe einzuführen.“
Die Natur als Inspiration
Grammatopoulos wandte sich der Biomimetik zu, d.h. der Nachahmung natürlicher Prozesse, und ließ sich für das Schleifendesign der Laufsohle von der Nieswurz und der Greiferpflanze (auch als Teufelskralle bekannt) inspirieren. Das Design der Kakerlake hat sie fasziniert, da sie die Geschichte des Klettverschlusses inspiriert hat. Dieses Klettsystem wurde 1941 von George de Mestral entwickelt, nachdem er häufig beobachtet hatte, dass Kletten am Fell seines Hundes klebten.
In ihren ersten Tests nutzte Grammatopoulos den Klettverschluss an Schuhen. „Bevor ich mich in das 3D-Design stürzte, testete ich, wie der Klettverschluss an meinen Schuhen mit der Umgebung interagieren würde“, erinnert sie sich.
Samen, die an Tierfellen haften und weite Strecken zurücklegen, erhöhen die genetische Vielfalt von Pflanzenpopulationen. Auch wenn diese Schuhe diese natürliche Ausbreitung nicht vollständig widerspiegeln, ist es doch ein Schritt nach vorn. Stephen Carver, ein leitender Dozent an der Universität von Leeds, äußert jedoch Bedenken über die ungewollte Verbreitung invasiver Arten. Er fragt: „Wie können diese Schuhe zwischen einheimischen und nicht einheimischen Samen unterscheiden?“
Außerdem ist Carver vorsichtig, was die Wiederbelebung der Städte angeht. Er ist der Meinung, dass ein echtes Rewilding viel Raum und Zeit für die Natur braucht, um ihren Weg zu finden. Obwohl er die Idee der Außensohle schätzt, befürchtet er deren begrenzte oder potenziell negative Auswirkungen.
Grammatopoulos ist sich der Risiken bewusst, die mit der Ausbreitung invasiver Arten verbunden sind, und betont die ständige Weiterentwicklung ihres Designs. Mit einer weiteren Verfeinerung und dem Input von Experten könnte das Design noch selektiver werden. Sie stellt sich eine groß angelegte Wiederbelebung in weitläufigen Städten vor, aber mit ihrem Projekt erforscht sie auch das Potenzial einer lokal begrenzten Wiederbelebung der Städte.
In dem sich ständig weiterentwickelnden Tanz zwischen Urbanisierung und Naturschutz laden uns Innovationen wie die Laufsohle von Grammatopoulos dazu ein, unsere täglichen Gewohnheiten und ihre ökologischen Auswirkungen zu überdenken. Auch wenn der Weg zu einem perfekten Urban Rewilding noch voller Herausforderungen steckt, sind Initiativen wie „Rewild the Run“ ein Beweis für die menschliche Kreativität und den uns innewohnenden Wunsch, uns wieder mit der Natur zu verbinden. Mögen wir bei jedem Schritt vorwärts, im wörtlichen und übertragenen Sinne, weiterhin harmonische Wege finden, um mit der Umwelt, die uns erhält, zu koexistieren.