In den Tiefen der Labore des Umweltbundesamtes (Uba) in Deutschland hat sich eine wissenschaftliche Entdeckung ereignet, die eher an die Handlung eines Krimis erinnert als an den Alltag von Toxikologen und Umweltexperten. Marika Kolossa, eine Toxikologin beim Uba, brachte es auf den Punkt: „So einen Stoff dürfte man nicht im Körper finden – und wir finden ihn.“ Damit bezog sie sich auf die Entdeckung von MnHexP, einem Metaboliten des seit Jahren in der EU größtenteils verbotenen Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP), in den Urinproben zahlreicher Menschen. Dieser Fund wirft zahlreiche Fragen auf, nicht zuletzt, wie eine solche Substanz trotz strenger Regulierungen ihren Weg in den menschlichen Körper finden konnte.
Ein Verstecktes Risiko
Die aktuelle 6. Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit hat bislang in 28 Prozent der untersuchten Proben den schädlichen Metaboliten nachgewiesen. Dieser Weichmacher, bekannt für seine fortpflanzungsschädigenden Eigenschaften, stellt eine ernste Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Besonders alarmierend ist, dass der Stoff vor allem auf die Fortpflanzungsorgane männlicher Föten im Mutterleib wirkt, aber auch bei Erwachsenen das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit erhöhen kann. Bei einigen Personen wurden Konzentrationen des Stoffes gefunden, die gesundheitsgefährdend sein könnten.
Eine Detektivgeschichte der Moderne
Das Rätsel um die Herkunft des Weichmachers ist noch ungelöst. Kolossa beschreibt die Situation als „eine richtige Detektivgeschichte“, bei der nun mit Hochdruck in ganz Deutschland sowie in Zusammenarbeit mit EU-Behörden nach der Quelle gesucht wird. Die Ergebnisse einer Untersuchung in Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass die Belastung mit diesem Stoff ein Problem größeren Ausmaßes ist. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass der Anteil der mit MnHeP belasteten Proben bei Kindergartenkindern von 26 Prozent in den Jahren 2017/18 auf 61 Prozent in den Jahren 2020/21 angestiegen ist, wobei sich die Konzentration bei hochbelasteten Kindern etwa verzehnfacht hat.
Die Unsichtbare Gefahr und ihre möglichen Wege
Trotz der strengen Beschränkungen und des Verbots von DnHexP in der EU gibt es Vermutungen über die Wege, auf denen die Substanz in die menschliche Umgebung gelangen könnte. Lars Tietjen, ein Chemikalienexperte vom Uba, weist auf Importerzeugnisse und möglicherweise auch auf alte, in der EU produzierte Produkte als potenzielle Quellen hin. Seit 2013 steht DnHexP in der EU auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe und ist in kosmetischen Mitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien und Spielzeug nicht mehr zugelassen.
Ein Aufruf zum Handeln
Diese Entdeckung ist ein Weckruf für die Notwendigkeit strengerer Kontrollen und einer besseren Überwachung von Chemikalien, die in Produkten verwendet werden, welche in unseren Alltag gelangen. Die Tatsache, dass solche Stoffe trotz Verboten und Beschränkungen in menschlichen Körpern nachgewiesen werden können, zeigt die Lücken im System und die Bedeutung einer kontinuierlichen und umfassenden Prüfung von Chemikalien auf ihre Sicherheit und ihr langfristiges Risiko für die menschliche Gesundheit.
Während die Suche nach der Quelle des verbotenen Weichmachers weitergeht, bleibt die Sorge um die potenziellen langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit, insbesondere bei Kindern. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind ein klares Signal, dass der Schutz der öffentlichen Gesundheit und der Umwelt eine ständige Herausforderung darstellt und eine Priorität