Das Bundeskriminalamt (BKA) hat erstmals ein umfassendes Lagebild zu Straftaten gegen Frauen veröffentlicht. Die Ergebnisse sind alarmierend: In allen untersuchten Bereichen stieg die Zahl der weiblichen Opfer im Vergleich zum Vorjahr. „In jeder Fallgruppe ist die Anzahl der weiblichen Opfer gestiegen“, heißt es im Bericht.
Zunahme von Hasskriminalität und häuslicher Gewalt
Besonders auffällig ist der Anstieg der politisch motivierten Hasskriminalität gegen Frauen. Im Jahr 2023 registrierte das BKA 56,3 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr, insgesamt 322 Straftaten, davon 29 Gewaltdelikte. Diese Entwicklung führt das BKA auf eine Ideologie zurück, die Gleichberechtigung und die Gleichwertigkeit der Geschlechter ablehnt.
Die Zahl der Opfer von Sexualdelikten wie Vergewaltigungen stieg ebenfalls an. Mehr als 52.000 Frauen und Mädchen wurden Opfer, was einem Zuwachs von 6,2 Prozent entspricht. Auch die Zahl der Betroffenen häuslicher Gewalt stieg um 6,2 Prozent auf über 180.000. Laut dem BKA sind insbesondere Mädchen und junge Frauen betroffen.
Steigerung digitaler Gewalt
Der Bereich der digitalen Gewalt zeigte einen noch deutlicheren Anstieg. Laut BKA waren 2023 fast 17.200 Frauen Opfer solcher Taten, was einem Plus von 25 Prozent entspricht. Die häufigsten Delikte sind Nötigung, Bedrohung und Stalking. Minderjährige sind hier besonders oft betroffen, vor allem bei Missbrauchsfällen. BKA-Vizepräsident Michael Kretschmer betonte, dass der digitale Raum zunehmend ein „Treiber“ von Gewalt und Hass gegen Frauen sei.
Femizide und Menschenhandel
Die Zahl der Femizide, also Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts, stieg leicht um ein Prozent auf 360 Fälle. Über 80 Prozent der getöteten Frauen waren Opfer innerhalb einer Partnerschaft. Zudem verzeichnete das BKA 578 versuchte Tötungen. Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf im Bereich Partnerschaftsgewalt.
Auch die Fälle von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung nahmen zu: 591 Frauen wurden 2023 als Opfer registriert, ein Anstieg um 11,5 Prozent. Diese Fallzahlen sind laut BKA stark von der Intensität der Polizeikontrollen abhängig.
Pläne für Gesetzesreformen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser kündigte an, ein neues Gewaltschutzgesetz einzuführen, das verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings für Täter sowie Fußfesseln zur Durchsetzung von Kontaktverboten vorsieht. „Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau oder ein Mädchen getötet“, erklärte Faeser und bezeichnete die Situation als „unerträglich“.
Für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, bietet das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr kostenlose und anonyme Hilfe in 19 Sprachen an.
Das Lagebild des BKA zeigt deutlich, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland ein wachsendes Problem ist, das umfassende Maßnahmen und gesellschaftliche Anstrengungen erfordert.