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Kindesentziehung über Grenzen hinweg: Ein ernstes Problem in Deutschland

Besorgniserregende Statistiken der Justizbehörden

Kindesentziehungen im Kontext von Sorgerechtskonflikten sind in Deutschland häufiger als angenommen. Dies bestätigt ein Blick auf die jüngsten Zahlen der Justiz. Ein Vorfall am Hamburger Flughafen, bei dem ein Vater seine Tochter ins Ausland entführen wollte, wirft ein Schlaglicht auf diese besorgniserregende Thematik.

Alarmierender Vorfall in Hamburg

Am vergangenen Wochenende hat ein dramatisches Ereignis die Aufmerksamkeit auf das Phänomen der internationalen Kindesentführungen gelenkt. Ein Mann entführte seine vierjährige Tochter, durchbrach mit einem Fahrzeug eine Sperre am Hamburger Flughafen und konnte erst nach langwierigen Verhandlungen gestoppt werden. Sein mutmaßliches Ziel war die Türkei – ein Hinweis darauf, dass Sorgerechtsstreitigkeiten häufig der Auslöser für solche Taten sind.

Kindesentziehung: Eine unterschätzte Gefahr

Die Statistiken des Bundesamtes für Justiz für das Jahr 2021 zeigen, dass 220 Versuche unternommen wurden, Kinder aus Deutschland heraus in andere Länder zu entführen. Die Zieldestinationen sind vielfältig, wobei die Türkei, Frankreich, Polen, die USA und Russland an der Spitze stehen. Auf der anderen Seite wurden Kinder aus 41 verschiedenen Ländern nach Deutschland gebracht, mit Polen, England und der Schweiz als häufigsten Herkunftsländern.

Entwicklungen im Jahr 2022

Eine Anfrage des Stern beim Bundesamt für Justiz ergab für das Jahr 2022 insgesamt 187 Fälle von internationaler Kindesentziehung aus Deutschland. Diese Zahl bietet jedoch kein lückenloses Bild, da sie nur die dem Amt gemeldeten Fälle widerspiegelt. Andere Fälle könnten direkt über Justizbehörden im Ausland abgewickelt werden.

Die Rolle der Mütter

Die Statistiken offenbaren, dass in drei Viertel der Fälle Mütter die Täterinnen sind – ein Verhältnis, das mit den Erfahrungen der deutschen Behörden übereinstimmt. Trotz Schwankungen in den Jahresstatistiken bleibt die Zahl der Kindesentführungen im Ausland weitgehend stabil.

Fazit: Ein Kind verschwindet alle zwei Tage

Zusammenfassend ist festzustellen, dass in Deutschland regelmäßig Kinder durch ein Elternteil ins Ausland entführt werden – durchschnittlich jeden zweiten Tag. Diese Zahl spiegelt eine harte Realität wider und zeigt die Notwendigkeit auf, diesem ernsten Problem mehr Aufmerksamkeit zu schenken.