Umstrittene Ratschläge zur Behandlung von Endometriose: Schwanger werden ist nicht bewiesen

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Obwohl es keine Beweise für die Wirksamkeit der Behandlung gibt, wird Patientinnen, die an Endometriose leiden, weltweit immer noch geraten, ihre Krankheit durch eine Schwangerschaft zu „behandeln“. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die von Forschern der University of Adelaide, der University of Sydney und der Wohltätigkeitsorganisation EndoActive durchgeführt wurde.

Endometriose ist eine häufige Erkrankung, von der etwa 10 % der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter betroffen sind, und doch wird sie oft mit Fehlinformationen und Unglauben umhüllt. Die Krankheit tritt auf, wenn Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Dies führt zu Symptomen wie unerträglichen Menstruationsschmerzen, chronischen Beckenbeschwerden, schmerzhaftem Geschlechtsverkehr und Magen-Darm-Problemen. Außerdem kann Endometriose zu Unfruchtbarkeit führen, was das Leben der Betroffenen zusätzlich erschwert.

Die Umfrage, an der mehr als 3.000 Patientinnen teilnahmen, bei denen Endometriose medizinisch diagnostiziert wurde, ergab, dass bei vielen Betroffenen die Diagnose erst mit einer Verzögerung von durchschnittlich über sechs Jahren gestellt wird. Obwohl die Forschung zu dieser Krankheit zunimmt, gibt es derzeit keine Heilung. Leider zeigen die neuesten Erkenntnisse, dass Patienten, die vielleicht jahrelang auf eine Diagnose gewartet haben, manchmal medizinische Ratschläge erhalten, denen es an Belegen fehlt.

Erstaunlicherweise gab mehr als die Hälfte der befragten Patientinnen (1.892 von 3.347) an, dass ihnen empfohlen wurde, eine Schwangerschaft als Behandlung für ihre Endometriose zu versuchen. Noch beunruhigender ist, dass 36% dieser Personen gesagt wurde, dass eine Schwangerschaft ihre Krankheit heilen würde. Besonders bemerkenswert ist, dass in 90% dieser Fälle medizinisches Fachpersonal, vor allem Gynäkologen, den Rat gaben.

Auch wenn dieser Rat gut gemeint ist, kann er sich negativ auf diejenigen auswirken, die ihn erhalten. Eine Schwangerschaft ist keine bewährte Behandlungsmethode für Endometriose, und solche Ratschläge können die Patientinnen übermäßig belasten und unter Druck setzen. Während einige der Befragten bereits wussten, dass eine Schwangerschaft keine evidenzbasierte Behandlung für ihre Erkrankung ist, hielten andere sie aufgrund ihres Alters und Gesundheitszustands für unangebracht.

Ein Patient erhielt den Rat im Alter von 13 Jahren und fand ihn unangemessen. Eine andere Patientin äußerte, dass sie aufgrund gesundheitlicher Bedenken wusste, dass sie nicht gut genug sein würde, um sich um ein Baby zu kümmern, zumal sie mehr als einen halben Monat lang kaum laufen konnte.

Die Ratschläge wirkten sich negativ auf die psychische Gesundheit einiger Personen aus und führten zu einer Besessenheit von Babys, schwangeren Frauen und der Angst, nie ein eigenes Kind zur Welt bringen zu können, wie ein Befragter sagte.

Außerdem belastete der Druck, aufgrund dieses Ratschlags vorzeitig Kinder zu bekommen, die Beziehungen einiger Patienten. Eine Patientin erklärte, dass es sich nachteilig auf ihre Beziehung auswirkte, da sie einen immensen Druck verspürte, schon in jungen Jahren Kinder zu bekommen, und ihr Partner konnte die intensiven Gespräche in einem so jungen Alter nicht verstehen.

Um diese Bedenken auszuräumen, fordern die Forscher eine verstärkte Aufklärung über die Endometriose-Behandlung unter den Gesundheitsdienstleistern. Sie räumen zwar ein, dass in einigen Fällen eine Fruchtbarkeitsberatung aufgrund der Auswirkungen der Erkrankung auf die Fruchtbarkeit angebracht sein kann, betonen jedoch, dass die Empfehlung einer Schwangerschaft als Behandlung nicht wissenschaftlich belegt ist und vermieden werden sollte.

Die Umfrage unterstreicht also die dringende Notwendigkeit, das Bewusstsein und das Verständnis für Endometriose unter den Angehörigen der Gesundheitsberufe zu verbessern. Es ist wichtig, den Menschen, die mit dieser schwierigen Erkrankung konfrontiert sind, evidenzbasierte Beratung und Unterstützung zu bieten, anstatt Behandlungen zu fördern, denen es an wissenschaftlicher Grundlage fehlt.