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Die Verteilung von Bürgergeld in Deutschlands Großstädten

Die anhaltende Debatte um die Erhöhung des Bürgergeldes wirft ein Schlaglicht auf die soziale Landschaft Deutschlands. Die aktuellen Zahlen sind beachtlich: Im Zeitraum von September 2022 bis August 2023 erhielten insgesamt 5,5 Millionen Menschen in Deutschland Bürgergeld, wofür beeindruckende 44,1 Milliarden Euro ausgezahlt wurden. Diese Empfänger setzen sich aus 2,9 Millionen Deutschen und 2,6 Millionen Ausländern zusammen. Doch die Frage, wo genau diese Empfänger leben, wirft interessante Fragen auf.

Die Verbindung zwischen Bürgergeld und Armut

Eine Untersuchung der renommierten Zeitschrift „Die Zeit“ zeigt, dass in den Stadtteilen mit einer erhöhten Anzahl von Bürgergeld-Empfängern oft auch eine höhere Armut herrscht. Der angesehene Soziologe Marcel Helbig bietet eine nachvollziehbare Erklärung für dieses Phänomen: „Sobald ein Viertel erst einmal mit sozialen Problemen konfrontiert ist, neigt es oft dazu, in einen sich selbst verstärkenden Abwärtstrend zu geraten.“ Dies bedeutet, dass die Ausbreitung von Armut oft mit Problemen wie Drogenkonsum und Kriminalität einhergeht, was wiederum dazu führt, dass die Mittelschicht aus diesen Vierteln weicht. Dieser Abwärtstrend führt zu sinkenden Mieten, von denen wiederum ärmere Menschen, einschließlich Migranten, angezogen werden.

Einblick in ausgewählte Großstädte

Lassen Sie uns nun einen genaueren Blick auf die 15 größten Städte Deutschlands werfen und analysieren, wie sich die Verteilung von Bürgergeld-Empfängern und Gutverdienern in diesen Städten gestaltet.

15. München: Wo Bürgergeld-Empfänger und Gutverdiener koexistieren

München, Deutschlands drittgrößte Stadt, beherbergt knapp 1,5 Millionen Einwohner. In dieser Metropole beziehen vergleichsweise wenige Menschen Bürgergeld – nur 6,1 Prozent der Bevölkerung. Interessanterweise gibt es jedoch einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Gutverdienern, da rund 31,7 Prozent der Münchner mehr als 57.600 Euro im Jahr verdienen.

Das ärmste Viertel Münchens, Hasenbergl im Norden der Stadt, verzeichnet einen Bürgergeld-Empfängeranteil von etwa 27 Prozent. Im Gegensatz dazu beträgt der Anteil der Gutverdiener hier nur 3,1 Prozent.

14. Stuttgart: Eine Stadt mit wenigen Bürgergeld-Empfängern

Auch Stuttgart weist mit 7,9 Prozent vergleichsweise wenige Bürgergeld-Empfänger auf, wobei hier ebenfalls ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Gutverdienern zu finden ist, nämlich rund 28,6 Prozent.

Die ärmsten Stuttgarter leben im Osten von Feuerbach, einem Stadtteil im Nordosten der Stadt, wo 27,9 Prozent Bürgergeld beziehen.

13. Dresden: Die ostdeutsche Ausnahme

Dresden, eine ostdeutsche Metropole, weist mit 9,7 Prozent die niedrigste Quote von Bürgergeld-Empfängern auf. Im Vergleich zum Rest Deutschlands gibt es jedoch auch hier eine unterdurchschnittliche Anzahl von Gutverdienern, etwa 14,2 Prozent der Dresdner.

Im Stadtteil Gorbitz im Osten Dresdens liegt die niedrigste Quote von Bürgergeld-Empfängern bei 5,6 Prozent, während fast ein Drittel der Einwohner hier Grundsicherung vom Staat erhält.

12. Frankfurt am Main: Das Finanzzentrum mit sozialen Unterschieden

Frankfurt am Main, als Deutschlands Finanzzentrum bekannt, verzeichnet eine Bürgergeld-Quote von 10,6 Prozent. Dennoch leben in dieser Stadt überdurchschnittlich viele Gutverdiener, nämlich 27,8 Prozent.

Die ärmsten Frankfurter finden sich im Osten, im Stadtteil Fechenheim, wo etwa 34 Prozent Bürgergeld beziehen. Im Gegensatz dazu beträgt der Anteil der Gutverdiener hier nur 5,8 Prozent.

11. Nürnberg: Ein Bild von sozialer Vielfalt

Nürnberg, die zweitgrößte Stadt in Bayern, verzeichnet mit 10,5 Prozent etwas mehr Bürgergeld-Empfänger als die bayerische Landeshauptstadt München. Dennoch liegt die Quote der Gutverdiener mit 17,7 Prozent leicht über dem deutschen Durchschnitt.

Es gibt kein besonders armes Viertel in Nürnberg im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten. In der Weststadt liegt der Anteil der Bevölkerung, die Grundsicherung vom Staat erhält, bei 20,5 Prozent, während nur 12,7 Prozent hier als Gutverdiener gelten.

10. Düsseldorf: Hauptstadt des Nordrhein-Westfalens

In Düsseldorf, der Hauptstadt des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, erhalten etwa 11,3 Prozent Bürgergeld oder ähnliche Sozialleistungen. Mit einer Rate von 26,2 Prozent an Gutverdienern liegt die Stadt dennoch über dem landesweiten Durchschnitt.

Der ärmste Teil der Stadt, Garath, liegt an der südlichen Stadtgrenze. Hier beziehen beeindruckende 37,8 Prozent der Bewohner Bürgergeld vom Staat, während nur 5,8 Prozent als Gutverdiener gelten.

9. Leipzig: Zwischen Bürgergeld und Gutverdienern

Leipzig, die achtgrößte Stadt Deutschlands, weist eine Bürgergeld-Quote von etwa 11,5 Prozent auf. Hier leben jedoch unterdurchschnittlich wenige Gutverdiener, nämlich 13,1 Prozent.

Die ärmsten Stadtteile von Leipzig befinden sich im Osten oder Westen, wobei der Stadtteil Grünau im äußeren Westen als ärmste Gegend gilt. Hier erhalten mehr als ein Drittel der Bürger finanzielle Unterstützung vom Staat, während nur 5,5 Prozent als Besserverdiener gelten.

8. Hamburg: Die Hansestadt mit sozialen Unterschieden

Hamburg, Deutschlands zweitgrößte Stadt, beherbergt rund 1,8 Millionen Einwohner. Etwa 12,6 Prozent der Hamburger sind hier auf Bürgergeld angewiesen. Andererseits gelten 20,6 Prozent der Hamburger als Besserverdiener.

Die ärmsten Bewohner der Stadt leben meist südlich der Elbe, etwa im Stadtteil Veddel. Hier beziehen 25,9 Prozent Bürgergeld, während nur 5,4 Prozent als Gutverdiener gelten.

7. Köln: Soziale Vielfalt in der drittgrößten Stadt

In der drittgrößten deutschen Stadt, Köln, beziehen etwa 13,3 Prozent der Einwohner Bürgergeld oder vergleichbare Sozialleistungen. Im Gegensatz dazu werden 20,1 Prozent der Kölner, die ein jährliches Einkommen von über 57.600 Euro haben, als Gutverdiener betrachtet.

Östlich des Rheins befindet sich der finanzschwächste Teil der Stadt: Mülheim. Hier erhalten ganze 37,5 Prozent der Bewohner staatliche Grundsicherung. Lediglich 4,6 Prozent der Anwohner können sich als Gutverdiener einstufen lassen.

6. Hannover: Bürgergeld und hohe Gutverdiener-Quote

Mit 15,4 Prozent bekommen in der größten Stadt Niedersachsens etwa doppelt so viele Menschen Bürgergeld wie im Rest von Deutschland. Andererseits gelten 17,7 Prozent der Bewohner als gutverdienend, was nur knapp über dem Durchschnitt liegt.

Das ärmste Viertel liegt ganz im Norden der Stadt. 

Im Stadtteil Sahlkamp sind ungefähr 38,1 Prozent der Bevölkerung auf staatliche finanzielle Unterstützung angewiesen. Dabei fällt besonders auf, dass 10,3 Prozent der Bewohner trotzdem ein jährliches Einkommen von mehr als 57.600 Euro haben.

5. Berlin: Die Hauptstadt der sozialen Kontraste

Auf dem fünften Platz landet Deutschlands Hauptstadt, Berlin. Rund 15,5 Prozent der knapp 3,6 Millionen Einwohner beziehen in dieser Region Bürgergeld. Andererseits gelten 17,5 Prozent der Berliner als gutverdienend, was nur leicht über dem bundesweiten Durchschnitt liegt.

Die weitläufige Ausdehnung Berlins führt dazu, dass in der Stadt mehrere ärmer geprägte Stadtteile existieren, die sich sowohl am Stadtrand als auch im Zentrum befinden. Ein Beispiel hierfür ist der Stadtteil Gesundbrunnen, der sich nördlich des Stadtzentrums erstreckt. Mit 35,9 Prozent ist hier über ein Drittel der Bewohner auf finanzielle Unterstützung vom Staat angewiesen. Darüber hinaus werden auch Gutverdiener durch die niedrigen Mieten in diesen Stadtteilen angezogen, und sie stellen etwa 15,5 Prozent der Anwohner dar.

4. Bremen: Hohe Bürgergeld-Quote im Norden

In der Stadt Bremen erhalten etwa 17,7 Prozent der Bevölkerung staatliche finanzielle Unterstützung, was mehr als doppelt so hoch ist wie der Durchschnitt im übrigen Deutschland. Mit 13,6 Prozent liegt der Anteil der Gutverdiener unter dem deutschen Durchschnitt.

Die ärmeren Gegenden liegen nördlich der Weser, wie der Stadtteil Blumenthal. Ganze 38,6 Prozent sind hier auf Bürgergeld oder ähnliche Unterstützungsleistungen angewiesen. Nur 5,9 Prozent zählen zu den Gutverdienern.

3. Essen: Die zehntgrößte Stadt mit sozialen Unterschieden

In der zehntgrößten deutschen Stadt, Essen, beziehen rund 18,8 Prozent der Einwohner staatliche Grundsicherung. Der Prozentsatz der Personen, die jährlich mehr als 57.600 Euro verdienen, liegt mit 17,1 Prozent nur leicht über dem deutschen Durchschnitt.

Die ärmeren Stadtviertel erstrecken sich über den gesamten Norden von Essen. Zum Beispiel beziehen in Altenessen-Süd 40,6 Prozent der Bewohner staatliche Grundsicherung, während nur 5,6 Prozent zu den Gutverdienern gehören.

2. Dortmund: Hoher Bürgergeld-Anteil im Ruhrgebiet

Dortmund zählt knapp 590.000 Einwohner. Von diesen Einwohnern beziehen 18,9 Prozent Bürgergeld oder ähnliche Sozialleistungen. Nur 14,2 Prozent der Dortmunder gelten als Gutverdiener.

Die ärmsten Dortmunder wohnen nördlich des Zentrums im Stadtteil Innenstadt-Nord. 

In etwa 42 Prozent der Fälle beziehen die Bewohner hier ihre Grundsicherung vom Staat, während nur 2,7 Prozent der Anwohner als Gutverdiener gelten.

1. Duisburg: Die Stadt mit der höchsten Bürgergeld-Quote

An erster Stelle findet sich erneut eine Stadt in Nordrhein-Westfalen (NRW). In Duisburg beziehen etwa 19,5 Prozent der Bevölkerung eine finanzielle Grundsicherung, wie beispielsweise Bürgergeld vom Staat. Der Prozentsatz der Gutverdiener liegt mit 16,3 Prozent ebenfalls unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Auch in Duisburg findet man ärmere Gegenden eher im Norden, etwa den Stadtteil Obermarxloh, der als berüchtigt gilt. Mit 36,5 Prozent bezieht hier mehr als jeder Dritte finanzielle Hilfe vom Staat. Lediglich 4,5 Prozent der Bewohner verdienen ein jährliches Einkommen von mehr als 57.600 Euro.