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Europas Blick auf den Ukraine-Konflikt: Verhandlungen bevorzugt, Skepsis gegenüber Waffenhilfe

Eine kürzlich durchgeführte Studie des European Council on Foreign Relations, die zwölf europäische Länder umfasst, offenbart eine signifikante Verschiebung in der Wahrnehmung des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Glaube an einen militärischen Sieg der Ukraine über Russland in Europa abnimmt. Nur etwa zehn Prozent der Befragten glauben noch an einen Triumph Kiews, während doppelt so viele einen Sieg Russlands für wahrscheinlicher halten.

Abnehmender Optimismus und Präferenz für Verhandlungen

Die Studie zeigt, dass selbst in Ländern mit vergleichsweise optimistischer Einstellung wie Polen, Schweden und Portugal weniger als jeder Fünfte den Sieg der Ukraine für möglich hält. In einigen Ländern, darunter Griechenland und Ungarn, rechnen sogar mehr als 30 Prozent der Befragten mit einem Sieg Russlands. In Deutschland glauben zehn Prozent an einen Erfolg Kiews gegenüber 19 Prozent, die einen Sieg Moskaus erwarten.

Interessanterweise spiegelt sich in den Ergebnissen eine breite Unterstützung für eine Kompromisslösung wider, die im Durchschnitt von 37 Prozent der Befragten bevorzugt wird. Dies deutet darauf hin, dass eine Mehrheit der Europäer eine diplomatische Beilegung des Konflikts einer militärischen Lösung vorzieht.

Waffenlieferungen versus Diplomatie

Trotz der Skepsis bezüglich eines ukrainischen Sieges unterstützt ein signifikanter Teil der europäischen Bevölkerung weiterhin Waffenlieferungen an die Ukraine. In Schweden, Portugal und Polen spricht sich fast die Hälfte der Bevölkerung für militärische Unterstützung aus, damit die Ukraine ihr Territorium zurückerobert. Im europäischen Durchschnitt befürworten 31 Prozent diese Strategie.

Dennoch überwiegt die Präferenz für Verhandlungen mit Russland, wobei 41 Prozent der Befragten angeben, dass Europa die Ukraine vorrangig zu Gesprächen mit Moskau drängen sollte. Die Unterstützung für Verhandlungen ist in Ungarn, Griechenland und Italien am stärksten ausgeprägt.

Diskrepanz zwischen Erwartungen und Präferenzen

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Erwartung einer Kompromisslösung nicht notwendigerweise bedeutet, dass die Befragten diese auch befürworten. Eine signifikante Anzahl von Menschen, die eine diplomatische Lösung erwarten, würde dennoch eine militärische Unterstützung der Ukraine bevorzugen.

Die Rolle Donald Trumps und die europäische Perspektive

Eine interessante Facette der Studie ist die Wahrnehmung einer möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident. Eine Mehrheit der Europäer glaubt, dass dies einen ukrainischen Sieg unwahrscheinlicher machen würde. Zudem würden 56 Prozent der Befragten eine Wiederwahl Trumps mit Enttäuschung betrachten.

Militärische Unterstützung als Weg zum Frieden

Ivan Krastev und Mark Leonard, Autoren der Studie, betonen, dass eine militärische Unterstützung der Ukraine zu einem dauerhaften Frieden führen und einen Sieg Putins verhindern könnte. Leonard merkt an, dass europäische Staats- und Regierungschefs ihre Kommunikation über den Krieg ändern müssen, um weiterhin Unterstützung für die Ukraine zu mobilisieren.

Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass die meisten Europäer einen russischen Sieg verhindern möchten, aber skeptisch sind, ob die Ukraine in der Lage sein wird, ihr gesamtes Territorium zurückzugewinnen. Die Autoren der Studie plädieren dafür, dass die Perspektive einer militärischen Unterstützung, die zu einem dauerhaften Frieden führen könnte, ein überzeugendes Argument für die europäische Öffentlichkeit darstellt.