In den späten Abendstunden eines Montags in Berlin-Kreuzberg endete die jahrzehntelange Flucht von Daniela Klette, einer ehemaligen Terroristin der Roten Armee Fraktion (RAF). Dies markiert einen seltenen und bedeutenden Erfolg für die deutschen Sicherheitsbehörden im langwierigen Kampf gegen die Schatten der RAF, die in den 70er und 80er Jahren das Land mit einer Welle von Gewalt überzog. Die Festnahme Klettes, die seit über drei Jahrzehnten auf der Flucht war, liefert neue Hoffnung auf Aufklärung ungelöster Verbrechen und sendet eine klare Botschaft an jene, die glauben, sich dauerhaft der Gerechtigkeit entziehen zu können.
Ein entscheidender Hinweis aus der Bevölkerung
Die Verhaftung wurde durch einen entscheidenden Tipp aus der Bevölkerung im November 2023 ermöglicht, wie der Präsident des Landeskriminalamtes Niedersachsen, Friedo de Vries, berichtete. Dieser Hinweis führte die Ermittler direkt zu Klette, die in einer Wohnung in der Sebastianstraße in Kreuzberg festgenommen wurde. Bei der Durchsuchung der Wohnung fanden die Beamten Munition und Magazine für eine Pistole, allerdings keine Waffe. Interessanterweise wurde auch ein ausländisches Passdokument entdeckt, das auf einen anderen Namen ausgestellt war, was auf Versuche hinweist, die eigene Identität zu verschleiern.
Die Reaktion der Behörden
Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens äußerte sich „hoch erfreut“ über die Festnahme und beschrieb sie als einen „Meilenstein in der deutschen Kriminalgeschichte“. Auch die Justizministerin Kathrin Wahlmann betonte die Bedeutung der Festnahme für die Opfer der RAF, denen nun endlich Gerechtigkeit widerfahren könne. Die Botschaft an die Täter ist eindeutig: Niemand ist vor dem langen Arm des Gesetzes sicher.
Die Anklagepunkte
Daniela Klette wird mehrere Raubüberfälle zur Last gelegt, darunter spektakuläre Aktionen gegen Geldtransporter und Supermärkte zwischen 1999 und 2016. Die Ermittlungen gegen sie, Volker Staub und Burkhard Garweg, mutmaßliche Komplizen aus ihrer RAF-Zeit, umfassen versuchten Mord und bewaffnete Raubüberfälle. Diese Taten zeigen eine brutale Bereitschaft zur Gewalt, die die RAF einst definierte, auch wenn die jüngeren Verbrechen vermutlich primär der Geldbeschaffung dienten.
Leben im Untergrund
Die Festnahme wirft Licht auf das verborgene Leben ehemaliger RAF-Terroristen. Klette hatte sich unter dem falschen Namen „Claudia“ in Kreuzberg ein neues Leben aufgebaut, gab Nachhilfe in Mathematik und pflegte oberflächliche Kontakte in der Nachbarschaft. Ihre Tarnung war so effektiv, dass selbst ihre direkten Nachbarn nichts von ihrer wahren Identität ahnten. Diese Anpassungsfähigkeit und das langjährige Untergrundleben werfen Fragen auf, wie es möglich war, dass Klette und andere RAF-Mitglieder so lange der Strafverfolgung entgehen konnten.
Die Bedeutung der Festnahme
Die Verhaftung von Daniela Klette ist nicht nur ein juristischer Erfolg; sie bietet auch die Möglichkeit, Licht in das Dunkel der RAF-Verbrechen zu bringen. RAF-Experte Butz Peters betont die Chance, endlich Taten aufzuklären, die bisher im Schatten geblieben sind. Die Ermittler hoffen nun, dass Klette im Rahmen einer Kronzeugenregelung auspacken könnte, was zur Aufklärung weiterer, bisher ungelöster Fälle führen könnte.
Während die Festnahme Klettes ein wichtiger Schritt ist, erinnert sie auch an die fortwährende Notwendigkeit, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Die RAF mag sich 1998 offiziell für aufgelöst erklärt haben, doch die Nachwirkungen ihrer Taten sind bis heute spürbar. Die Verhaftung sendet ein starkes Signal aus, dass auch Jahrzehnte nach den Verbrechen die Suche nach Gerechtigkeit nicht endet. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Erkenntnisse aus den Ermittlungen gegen Klette und möglicherweise andere noch flüchtige RAF-Mitglieder gewonnen werden können.