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Haftbefehl wegen Nord-Stream-Sabotage erlassen

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Verdächtiger Ukrainer untergetaucht

Die Ermittlungen zur Sabotage der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee haben zu einem europäischen Haftbefehl gegen den ukrainischen Staatsbürger Wolodymyr Z. geführt. Er wird verdächtigt, an der Zerstörung der Pipelines im September 2022 beteiligt gewesen zu sein. Die Explosionen, die die Pipelines in einer Tiefe von 80 Metern schwer beschädigten, hatten weitreichende Folgen für die europäische Energieversorgung und lösten umfangreiche Ermittlungen aus.

Die Sabotage: Sprengstoff in der Tiefe

Am 26. September 2022 wurden drei von vier Röhren der Nord-Stream-Pipelines durch Explosionen zerstört. Diese Pipelines hatten zuvor einen Großteil des russischen Erdgases nach Deutschland transportiert. Die Anschläge fanden in der Nähe der dänischen Insel Bornholm statt und führten zu einer sofortigen Unterbrechung der Gaslieferungen. Die Ermittlungen konzentrierten sich schnell auf die mögliche Beteiligung professioneller Taucher, die die Sprengsätze in der großen Tiefe platzierten.

Nord Stream II

Wolodymyr Z.: Der Hauptverdächtige

Wolodymyr Z., ein 44-jähriger Tauchlehrer aus der Ukraine, geriet ins Visier der Ermittler. Recherchen von „ARD“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Die Zeit“ legen nahe, dass er möglicherweise an der Sabotage beteiligt war. Zuletzt wurde er in Polen gesehen, ist jedoch mittlerweile untergetaucht. Es wird vermutet, dass er Anfang Juli 2024 in die Ukraine zurückgekehrt ist, ohne dass die polnischen Behörden ihn aufhalten konnten, da er zu diesem Zeitpunkt nicht im Schengen-Register als gesuchte Person geführt wurde.

Ein entscheidender Hinweis stammt von einem Blitzerfoto, das im September 2022 auf Rügen aufgenommen wurde. Darauf ist ein Mann zu sehen, der Wolodymyr Z. ähneln soll. Zeugen berichten zudem, dass er Teil einer Gruppe von Ukrainern war, die über Polen nach Deutschland reisten. Diese Hinweise waren ausreichend, um einen Haftbefehl gegen ihn zu erwirken.

Wolodymyr Z., ein kräftiger Mann mit Kinnbart, stammt aus Kiew und hat in der ukrainischen Armee gedient. Er lebt in einer Vorstadt von Warschau und arbeitet als Partner in einem Betrieb für Heizungen und Klimaanlagen. Als erfahrener Taucher mit speziellen Qualifikationen für Tiefseetauchgänge ist er bestens ausgebildet für komplexe Unterwasseroperationen wie die Sabotage der Pipelines.

Weitere Verdächtige: Das Taucherehepaar Switlana und Jewhen U.

Neben Wolodymyr Z. stehen auch Switlana U. und ihr Ehemann Jewhen U. unter Verdacht, an den Anschlägen beteiligt gewesen zu sein. Das Paar betreibt eine Tauchschule in der Ukraine, bei der Wolodymyr Z. in der Vergangenheit gearbeitet haben soll.

Switlana U., eine 40-jährige Frau mit dunklen Haaren, wird als patriotische Ukrainerin beschrieben. Auf ihrem Facebook-Profil warb sie nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine für Spendenaktionen zugunsten der ukrainischen Armee. Sie bestreitet jedoch jegliche Beteiligung an der Sabotage und behauptet, im September 2022 in Bulgarien im Urlaub gewesen zu sein. „Einen Wolodymyr Z. kenne ich nicht“, erklärte sie den Medien.

Ihr Ehemann Jewhen U. ist ebenfalls ein erfahrener Taucher mit zahlreichen Spezialqualifikationen. Auch er sammelte Spenden für die ukrainische Armee und beteiligte sich aktiv am Widerstand gegen die russische Invasion. Auf eine Anfrage zu seiner möglichen Beteiligung an den Anschlägen reagierte er nicht.

Ein Fall mit weitreichenden Konsequenzen

Die Ermittlungen zur Sabotage der Nord-Stream-Pipelines bleiben weiterhin undurchsichtig. Die Verdächtigen bestreiten jede Beteiligung, und viele Fragen bleiben offen. Doch die Tatsache, dass die Hauptverdächtigen hochqualifizierte Taucher sind, unterstreicht die Professionalität der Tat.

Sollten sich die Vorwürfe gegen Wolodymyr Z. und seine mutmaßlichen Komplizen bestätigen, könnte dies nicht nur die Beziehungen zwischen der Ukraine und Europa belasten, sondern auch die Sicherheit der europäischen Energieinfrastruktur infrage stellen. Es bleibt abzuwarten, ob die Ermittlungen weitere Beweise liefern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können. Der Fall bleibt ein brisantes Thema in einem ohnehin angespannten geopolitischen Umfeld.