In Limburg an der Lahn steht die Stadtverwaltung vor einer kontroversen Entscheidung: Hunderte Stadttauben könnten demnächst auf eine drastische Weise dezimiert werden, indem sie durch Genickbruch getötet werden. Diese Maßnahme, ursprünglich von den Stadtverordneten befürwortet, hat in der Folge zu heftigen Protesten von Tierrechtsaktivisten aus dem ganzen Bundesgebiet geführt. Angesichts des wachsenden Widerstands hat die Stadt nun beschlossen, die Entscheidung in die Hände ihrer Bürgerinnen und Bürger zu legen.
Eskalation eines Tierrechtskonflikts
Die Debatte um die geplante Tötung der Tauben in Limburg erreichte einen vorläufigen Höhepunkt, als die Stadtverordneten im November eine Mehrheit für das umstrittene Vorgehen fanden. Die Pläne sahen vor, die Tauben mit Futter in spezielle Fangschläge zu locken, wo sie anschließend durch einen Schlag auf den Kopf betäubt und mittels Genickbruch getötet werden sollten. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Taubenpopulation in der Stadt spürbar zu reduzieren.
Bürgerbegehren als Antwort auf politische Entscheidung
In Antwort auf den gefassten Entschluss der Stadtverordneten organisierten Tierrechtler des Stadttaubenprojekts eine Sammlung von Unterschriften, um sich gegen die vorgesehene Tötungsaktion zu stellen. Diese Aktion führte zu einem erfolgreichen Bürgerbegehren: Mehr als 3.300 gültige Unterschriften wurden gesammelt und übertrafen somit die notwendige Hürde von knapp 2.700 Stimmen deutlich.
Entscheidung unter Polizeischutz
Die Sondersitzung des Stadtparlaments, in der über das weitere Vorgehen beraten wurde, fand unter Polizeischutz statt. Trotz erneuter Proteste verlief die Veranstaltung friedlich. Die Stadtverordneten entschieden sich einstimmig dafür, den Weg für einen Bürgerentscheid freizumachen, womit sie die Kontroverse in die Hände der Bürgerinnen und Bürger legten.
Limburg vor richtungsweisendem Bürgerentscheid
Der Bürgerentscheid über die Taubentötung ist für den 9. Juni angesetzt und wird parallel zur Europa- und Landratswahl stattfinden. Um den Beschluss der Stadtverordneten zu kippen, muss nicht nur eine Mehrheit gegen die Tötung der Tauben stimmen, sondern diese Mehrheit muss auch mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten in Limburg repräsentieren – das entspricht mindestens 6.681 Stimmen.
Andere Städte, andere Methoden
Während Limburg eine drastische Methode in Erwägung zieht, setzen andere deutsche Städte wie Gießen, Kassel oder Frankfurt auf das sogenannte Augsburger Modell zur Eindämmung der Taubenpopulation. Dieses beinhaltet die Versorgung der Tauben in betreuten Schlägen und den Austausch ihrer Eier durch Attrappen, um den Nachwuchs zu kontrollieren. Wiesbaden plant sogar ein Pilotprojekt zur Sterilisation männlicher Tauben, eine Methode, die bereits in Düsseldorf und Bern erste Erfolge bei der Reduzierung des Taubenbestands zeigt.
Die Entscheidung über den Umgang mit den Stadttauben in Limburg hat eine breite gesellschaftliche Debatte über Tierrechte und städtisches Wildtiermanagement entfacht. Der bevorstehende Bürgerentscheid stellt nicht nur eine direkte Form der Demokratie dar, sondern gibt auch den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, über ethische Fragen des Zusammenlebens mit urbaner Fauna mitzuentscheiden.