Stellenausschreibung des Kanzleramts löst Debatte um Diversität aus

In Berlin sorgt eine Stellenausschreibung des Bundeskanzleramts für Diskussionen. Unter der Regie der Ampelkoalition, die Diversität und Gleichberechtigung in den Vordergrund ihrer Personalpolitik stellt, hat eine Formulierung speziell bei Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff für Irritationen gesorgt. Die Ausschreibung für eine Position im Rechtsreferat forderte neben der üblichen Offenheit für Bewerber jeder Herkunft, Religion, sexuellen Identität oder Orientierung explizit „Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Ostdeutsche“ zur Bewerbung auf. Eine Gleichsetzung, die in den neuen Bundesländern nicht nur auf Zustimmung trifft.

Ostdeutsche und Einwanderer: Eine problematische Gleichsetzung?

Haseloff, der selbst im Osten Deutschlands geboren wurde, empfand die Nennung von Ostdeutschen in einem Atemzug mit Menschen mit Migrationshintergrund als befremdlich. „Und Ostdeutsche?“, fragte er sich und brachte seine Verwunderung zum Ausdruck. Fast 35 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und der darauf folgenden Wiedervereinigung scheint die Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutschen weiterhin ein sensibles Thema zu sein.

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, der zu den dienstältesten seiner Zunft in der Bundesrepublik zählt, ließ seine Irritationen beim Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD), laut werden. Schneider, selbst im Osten geboren, reagierte zwar mit Humor auf Haseloffs Kritik, doch der Ministerpräsident war alles andere als amüsiert. „Sie können sich vorstellen, wie so etwas bei uns ankommt“, betonte Haseloff.

Diversitätspolitik der Bundesregierung unter der Lupe

Diese Episode wirft ein Schlaglicht auf die Diversitätspolitik der aktuellen Bundesregierung. Während das Bestreben, eine vielfältige Belegschaft zu fördern und Diskriminierung aktiv entgegenzuwirken, breite Zustimmung findet, zeigt die Reaktion auf die Stellenausschreibung, dass die Formulierung und Umsetzung solcher Bestrebungen mit Bedacht erfolgen muss. Die spezielle Erwähnung von Ostdeutschen neben Menschen mit Einwanderungsgeschichte wirft Fragen auf hinsichtlich der Wahrnehmung und Anerkennung der Lebensrealitäten von Menschen, die in den neuen Bundesländern aufgewachsen sind.

Sensibilität im Umgang mit Diversität gefordert

Die Kontroverse um die Stellenausschreibung des Bundeskanzleramts zeigt, dass das Thema Diversität in der deutschen Gesellschaft nach wie vor ein Feld voller Tretminen ist. Es verdeutlicht, dass bei der Formulierung von Diversitätszielen eine hohe Sensibilität erforderlich ist, um nicht unbeabsichtigt Gruppen zu marginalisieren oder falsche Vergleiche anzustellen. Die Debatte unterstreicht die Notwendigkeit eines differenzierten Dialogs über Gleichstellung und Anerkennung verschiedener Lebenserfahrungen innerhalb Deutschlands.