Eine neue Ära im Börsenhandel
Seit ihrem Markteintritt im Jahr 2015 haben Neobroker wie Trade Republic, Smartbroker, Robinhood und Scalable Capital einen bedeutenden Wandel im Bereich des Aktienhandels eingeleitet. Insbesondere für Börseneinsteiger und junge Investoren boten diese Plattformen eine einfache und preiswerte Möglichkeit, über mobile Apps in den Aktienmarkt einzusteigen. Nun könnten aktuelle Entwicklungen auf EU-Ebene dieses Geschäftsmodell tiefgreifend verändern.
Das Aus für den gebührenfreien Handel
Mit dem EU-Beschluss, das „Payment for Order Flow“ (PFOF) ab 2026 zu untersagen, steht eine wichtige Veränderung bevor. Diese Regelung könnte das Ende für den besonders günstigen Aktienhandel einläuten. Bisher erlaubten es Rückvergütungen den Neobrokern, Aktienkäufe zu sehr günstigen Bedingungen, teilweise sogar kostenfrei, anzubieten. Die neuen Vorschriften werfen wichtige Fragen bezüglich der Preisgestaltung und des Zugangs zum Aktienmarkt für Kleinanleger auf.
Bedenken gegenüber dem bestehenden Modell
Die EU bemängelt bei den Trading-Apps unter anderem die fehlende Transparenz bei der Wahl des Handelsplatzes und der Darstellung von Kosten und Kursen. Sophie Thurner, Mitgründerin von Beatvest, sieht in den geringen Gebühren eine Verleitung zum übermäßigen Handeln, was für Kleinanleger nachteilig sein kann.
Stimmen gegen die Entscheidung der EU
Christian Hecker von Trade Republic sieht das Verbot als einen Vorteil für die Monopolbörsen und einen Nachteil für die Verbraucher. Erik Podzuweit von Scalable Capital nennt das Verbot eine „schlechte Nachricht“ und hebt hervor, dass besonders Kleinanleger durch hohe Nebenkosten bei großen Börsen benachteiligt werden. Aus der deutschen Politik gibt es ebenfalls Kritik: Das von der FDP geführte Bundesfinanzministerium und der EU-Abgeordnete Markus Färber (CSU) warnen vor steigenden Kosten und einem erschwerten Zugang zum Kapitalmarkt für Kleinanleger.
Zukunftsorientierte Strategien der Neobroker
Trotz der anstehenden Veränderungen bleiben die Neobroker zuversichtlich. Christian Hecker verspricht, dass ETF-Sparpläne weiterhin ohne Gebühren bleiben sollen. Eric Podzuweit plant, dank der technologischen Überlegenheit die Preise gering zu halten und denkt über alternative Einnahmequellen wie Mitgliedsgebühren oder Zinsgeschäfte nach.
Die Entscheidung der EU wird zweifellos die Struktur des Aktienhandels beeinflussen. Während die Übergangsfrist bis 2026 den Neobrokern eine Anpassungszeit gewährt, bleibt es abzuwarten, wie sich diese Veränderungen auf das Handelsverhalten und die Möglichkeiten der Kleinanleger auswirken werden.