In einem Schritt zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 in Deutschland sieht ein Papier des Bundeswirtschaftsministeriums unter der Leitung von Robert Habeck vor, dass Gasnetze stillgelegt und abgebaut werden sollen. Diese Initiative folgt auf die Einführung des Heizungsgesetzes und der Pflicht für Kommunen zur Erstellung einer Wärmeplanung. Ziel ist es, die Infrastruktur für Heizsysteme umzugestalten und den Übergang zu nachhaltigen Energiequellen zu beschleunigen.
Aktuell werden etwa die Hälfte der deutschen Haushalte mit Gas versorgt, doch um die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, muss dieser Trend bis spätestens 2045 umgekehrt werden. Das Papier des Ministeriums prognostiziert einen starken Abbau des mehr als 500.000 Kilometer langen Gasnetzes, wobei die Zukunft des verbleibenden Netzes von der potenziellen Nutzung von Wasserstoff abhängt. Die Umstellung auf Wasserstoff wäre technisch möglich, aber die Autoren des Papiers äußern Skepsis und verweisen auf die Notwendigkeit aufwändiger Modifikationen.
Ein zentraler Grund für diesen Schritt sind die steigenden Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung des Gasnetzes bei abnehmender Anzahl von Kunden und/oder Erdgasverbrauch. Das Ministerium plant daher, Regeln zu erarbeiten, die es den Gasnetzbetreibern ermöglichen, Rohre stillzulegen und abzubauen. Dies könnte auch ein Kündigungsrecht für die Kunden beinhalten, da derzeitige Regelungen ein solches Vorgehen erschweren.
Die Pläne des Wirtschaftsministeriums entsprechen einer Vorgabe der EU, und es wird betont, dass Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über mögliche Veränderungen informiert werden müssen, insbesondere falls Gasnetze stillgelegt werden. Kritik an diesen Überlegungen kommt vor allem aus der Opposition, wobei Jens Spahn von der CDU den Fokus auf den Ausbau von Wasserstoffinfrastruktur statt auf den Rückbau des Gasnetzes legt. Spahn betont die Notwendigkeit, eine Wasserstoffwirtschaft zu fördern und die bestehende Infrastruktur zu erhalten und auszubauen.
Trotz der Opposition zeigen sich Branchenvertreter wie Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, unterstützend. Sie betont die enormen Herausforderungen für die Gasnetze im Zuge der Energiewende und fordert eine effiziente Anpassung an das neue Energiesystem, wobei auch die Einspeisung von Biogas berücksichtigt werden sollte.
Allerdings warnt Andreae vor einer gesetzlichen Verpflichtung zum Weiterbetrieb von Gasnetzen durch die Altkonzessionäre, wenn dies für sie unwirtschaftlich ist. Diese Sorge unterstreicht die Komplexität und die verschiedenen Interessen, die bei der Umstellung der Energieinfrastruktur berücksichtigt werden müssen.
Insgesamt zeigen die Pläne von Wirtschaftsminister Habeck einen klaren Schritt in Richtung Klimaneutralität, aber auch die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung und Abwägung zwischen ökologischen Zielen und wirtschaftlichen Realitäten.