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Deutschland: Insolvenzrekord und Auftragsmangel

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Deutsche Wirtschaft im Sinkflug

Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit in einer herausfordernden Lage. Der jüngste Bericht des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt, dass die Zahl der Insolvenzen von Unternehmen im April 2024 erneut einen Rekordwert erreicht hat. Mit 1.367 Insolvenzen stieg die Zahl der Firmenpleiten im Vergleich zum Vormonat um fünf Prozent und gegenüber dem Vorjahresmonat um beeindruckende 47 Prozent. Auch im Vergleich zum April-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie, sind die Insolvenzen um 40 Prozent angestiegen.

Betroffene Branchen und Arbeitsplatzverlust

Die Auswirkungen dieser Insolvenzwelle sind in vielen Branchen spürbar, wobei besonders der Bausektor, Handel, Dienstleistungsbereich und die Informations- und Kommunikationsbranche betroffen sind. Insgesamt haben 34.000 Arbeitsplätze in den größten zehn Prozent der betroffenen Unternehmen ihre Jobs verloren, was eine dreifach höhere Zahl als im März darstellt. Diese Zahl wurde in der bisherigen IWH-Erhebung nur im Juli 2022 übertroffen.

Der signifikante Verlust von Arbeitsplätzen ist zum Teil auf die erneute Insolvenz des Warenhauses Galeria Karstadt Kaufhof sowie die hohe Zahl an Insolvenzen bei mittelständischen Unternehmen zurückzuführen. Vor allem Beschäftigte im Bausektor waren durch den Verlust von über 2.000 Arbeitsplätzen stark betroffen.

Prognose: Rückgang der Insolvenzen erwartet

Trotz der aktuell hohen Zahlen sieht das IWH die Perspektive auf Besserung. Die Frühindikatoren des Instituts weisen auf eine mögliche Entspannung der Situation in den kommenden Monaten hin. Thomas Müller, Leiter der Abteilung Strukturwandel und Produktivität beim IWH, erklärte: „Während die derzeit noch außergewöhnlich hohe Zahl an Insolvenzen besorgniserregend wirkt, zeigen die Frühindikatoren klar in Richtung Entspannung. Ich gehe davon aus, dass die Insolvenzzahlen bereits ab Mai, spätestens jedoch ab Juni wieder sinken.“

Auftragsmangel bremst die Wirtschaft

Parallel zur steigenden Zahl der Insolvenzen verschärft sich der Auftragsmangel in der deutschen Wirtschaft. Nach Angaben des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung berichteten im April 39,5 Prozent der Industriefirmen von einem Mangel an Aufträgen, ein Anstieg gegenüber 36,9 Prozent im Januar. Auch im Dienstleistungsbereich stieg der Anteil betroffener Unternehmen von 32,1 Prozent auf 32,4 Prozent.

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Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, betonte: „Der Mangel an Aufträgen hemmt die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Kaum eine Branche bleibt verschont.“ Besonders betroffen sind energieintensive Industriezweige wie das Papiergewerbe, wo 53,9 Prozent der Unternehmen von einem Auftragsmangel berichten. Ähnlich hohe Werte finden sich in der Metallverarbeitung (50,6 Prozent) und der Chemischen Industrie (46,6 Prozent). Die Textilindustrie ist mit 61,5 Prozent von fehlenden Aufträgen am stärksten betroffen.

Die deutsche Wirtschaft steht vor immensen Herausforderungen. Der steigende Auftragsmangel und die Insolvenzwelle könnten die konjunkturelle Entwicklung weiter bremsen. Doch mit den optimistischen Prognosen des IWH gibt es Hoffnung auf eine bevorstehende Verbesserung, die in den kommenden Monaten zu beobachten sein könnte. Unternehmen und Wirtschaftsexperten blicken gespannt auf die Entwicklungen und die politischen Maßnahmen, die zur Unterstützung der Wirtschaft beitragen sollen.