Eissmann Automotive, ein namhafter Zulieferer der Automobilindustrie, steht vor einer schweren Krise. Das Unternehmen, bekannt für seine hochwertigen Innenraumkomponenten, hat beim Amtsgericht Tübingen Insolvenzantrag für sich und seine wichtigsten deutschen Tochtergesellschaften gestellt. Diese Entwicklung wirft Fragen über die Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeiter auf.
Ein Blick hinter die Kulissen von Eissmann Automotive
Gegründet im Jahr 1964 und mit Sitz in Bad Urach, südlich von Stuttgart, hat sich Eissmann Automotive einen Namen in der Herstellung von Innenraumkomponenten gemacht. Das Portfolio umfasst Mittelkonsolen, Instrumententafeln, Armauflagen, Türverkleidungen, Sitzrückenschalen und Driver Airbags, sowie Schaltgriffe und Wählhebel. Eissmann ist nicht nur ein Zulieferer, sondern ein Partner fast aller namhaften Automobilhersteller und -zulieferer weltweit.
Die Herausforderungen, die zum Insolvenzantrag führten
Die Gründe für den Insolvenzantrag sind vielschichtig. Eissmann kämpft, wie viele Autozulieferer, mit den Herausforderungen, die durch die Abkühlung der Autonachfrage und den hohen Kostendruck bei der Umstellung auf Elektromobilität entstanden sind. Sparvorgaben der großen Automobilhersteller werden oft an Zulieferer weitergegeben, was den Druck auf diese erhöht.
Für Eissmann verschärften diverse Inflationstreiber wie gestiegene Energie- und Materialkosten sowie die Zinsentwicklung die Situation. Hinzu kamen Investitionen in die Übernahme des Spritzguss-Experten KTSN und des Elektronik-Spezialisten Ingeneers im Jahr 2021, die zwar für Umsatzwachstum sorgten, jedoch den Liquiditätsrahmen des Unternehmens einschränkten. Die Halbleiterkrise tat ihr Übriges, um die Geschäftslage weiter zu verschlechtern.
Die aktuellen Zahlen und Maßnahmen
Eissmann beschäftigt weltweit rund 5000 Mitarbeiter an 17 Standorten, etwa 1000 davon in Deutschland. Im Jahr 2021 konnte die Eissmann Group Automotive einen Gesamtumsatz in Höhe von etwa 367 Millionen Euro verbuchen. Zur Finanzierung diente unter anderem ein Konsortialkredit über ursprünglich 120 Millionen Euro mit einer Laufzeit von drei Jahren, ergänzt durch bilaterale Finanzierungsverträge und Leasing-Finanzierungen.
Die bereits eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen konnten die Rezessionseffekte und die negativen Einflüsse der Inflation nicht ausgleichen. Probleme in Werken im Ausland verschärften die Lage zusätzlich.
Ausblick und Hoffnung für die Mitarbeiter
In den nächsten drei Monaten werden die Mitarbeiter voraussichtlich Insolvenzgeld erhalten, und der Betrieb soll möglichst reibungslos weiterlaufen. Es besteht die Hoffnung, dass die ausländischen Tochtergesellschaften nicht von der Insolvenz betroffen sein werden. Parallel dazu wird nach neuen Vereinbarungen mit Autoherstellern und potenziellen Investoren gesucht, um Eissmann einen Weg aus der Krise zu ermöglichen.
Die Insolvenz von Eissmann Automotive ist ein weiteres Beispiel für die Schwierigkeiten, mit denen die Zulieferindustrie in der Automobilbranche konfrontiert ist. Die Kombination aus externen Wirtschaftsfaktoren, branchenspezifischen Herausforderungen und internen Entscheidungen hat das Unternehmen in eine prekäre Lage gebracht. Nun hängt die Zukunft von Eissmann von der erfolgreichen Suche nach neuen Partnern und einer strategischen Neuausrichtung ab. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob und wie Eissmann diese Krise überwinden kann.