Der Chiphersteller Infineon hat die Region Regensburg mit einer überraschenden Ankündigung erschüttert: Bis Ende 2026 werden zwischen 400 und 600 Stellen in seinem dortigen Werk abgebaut. In einer Mitarbeiterversammlung informierte die Unternehmensleitung darüber, dass der Stellenabbau im Rahmen des Sparprogramms „Step Up“ durch eine Kombination aus freiwilligem Ausscheiden, natürlicher Fluktuation und der Nichtverlängerung von Zeitarbeitsverträgen erreicht werden soll. Betriebsbedingte Kündigungen sind laut Unternehmensangaben nicht geplant.
Marktschwäche und Kostendruck
Der Vorstandsvorsitzende Jochen Hanebeck führte die Entscheidung auf die schwache konjunkturelle Entwicklung und den anhaltenden Abbau von Halbleiterbeständen bei Kunden und Distributoren zurück. „Die Nachfrageschwäche bei verbrauchernahen Anwendungen zieht sich hin“, erklärte er. „Zudem sehen wir eine spürbare Verlangsamung des Wachstums im Automobilbereich.“ Diese Marktschwäche zwingt Infineon zu Kosteneinsparungen und zur Verlagerung von Produktionen in kostengünstigere Länder.
Produktion und Entwicklung in Regensburg
Die Entwicklung und Produktion von Chips in Regensburg konzentriert sich vor allem auf den Konsumgüterbereich, darunter Unterhaltungselektronik und Mobilfunk. Während der Pandemie boomte dieser Markt, als Menschen ihre Zeit zuhause verbrachten und in neue Geräte investierten. Inzwischen hat sich die Nachfrage jedoch normalisiert, und Infineon muss sich anpassen.
Der Standort Regensburg hat zudem eine zentrale Rolle in der Entwicklung neuer Chips und Produktionsmethoden. Diese Position soll weiterhin erhalten bleiben, um das Unternehmen im Bereich der Megatrends Digitalisierung und Dekarbonisierung wettbewerbsfähig zu machen.
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IG Metall kritisiert „Kahlschlag“
Die Gewerkschaft IG Metall reagierte scharf auf die Ankündigung. Der ostbayerische IG-Metall-Chef Rico Irmischer kritisierte, dass die Arbeitnehmervertreter nicht frühzeitig einbezogen wurden. Er bezeichnete die Entscheidung als „Kahlschlag“ und sprach von einem Konzept, das ausschließlich auf Profitmaximierung abzielt. „Hier geht es allein um Gewinnmaximierung“, so Irmischer, und fügte hinzu, dass Infineon in den letzten Jahren massive Gewinne eingefahren habe und keineswegs in Schwierigkeiten sei.
Reaktionen am Aktienmarkt
Während die Nachricht von Stellenabbau und Verlagerungen in Regensburg vor Ort für Entsetzen sorgte, reagierte der Aktienmarkt positiv. Die Ankündigung führte zu einem deutlichen Kurssprung von 12,5 Prozent. Damit signalisieren die Investoren Vertrauen in die geplanten Kosteneinsparungen und erwarten, dass Infineon mit diesem Schritt seine Profitabilität verbessern wird.