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Leopard-2-Ersatz: Deutschland arbeitet mutmaßlich mit Italien, Schweden und Spanien an einem neuen Kampfpanzer

Inmitten des Ukraine-Kriegs und den dadurch resultierenden neuen Herausforderungen für die deutschen Streitkräfte scheint die Modernisierung der Bundeswehr ins Stocken zu geraten.

Das Main Ground Combat System (MGCS) sollte eigentlich den Leopard 2 ablösen. Allerdings arbeitet Deutschland nun vermutlich an einem neuen Kampfpanzer gemeinsam mit Italien, Schweden und Spanien, ohne den bisherigen Partner Frankreich.

Das zuvor geplante Kampfpanzerprojekt MGCS zwischen Deutschland und Frankreich droht zu scheitern. Laut eines Berichts des Handelsblatts und bestätigt durch eine Meldung der Deutschen Welle scheinen viele Zweifel an der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu bestehen. Das Handelsblatt berichtete am 6.9., dass Deutschland vor einigen Tagen möglicherweise Verträge mit Italien, Spanien und Schweden zur Entwicklung eines neuen Panzers unterzeichnet hat. Als Hauptakteure werden die deutschen Rüstungsunternehmen Kraus-Maffei-Wegmann und Rheinmetall genannt.

Berichten von N-TV zufolge sollen das schwedische Unternehmen Saab und das italienische Unternehmen Leonardo ebenfalls in das neue Panzerprojekt eingebunden sein. Darüber hinaus könnten für Spanien die Unternehmen Santa Bárbara Sistemas oder TESS Defence als Partner hinzukommen. Diese Unternehmenskoalition beabsichtigt, Fördermittel in Höhe eines hohen Millionenbetrags aus dem European Defence Fund (EDF) zu beantragen.

Ein spanisches Verteidigungsmagazin berichtete, dass Frankreich überlegt, seine Kooperation mit Deutschland und Spanien bei der Entwicklung des nächsten Kampfflugzeugs (FCAS) zu beenden und stattdessen mit Ländern wie Indien, den VAE und Indonesien zusammenzuarbeiten. Deutschland hat beim Panzerprojekt MGCS die Führungsrolle, während Frankreich die Leitung beim Flugzeugprojekt FCAS hat.

Das MGCS sollte ursprünglich den deutschen Leopard 2 und den französischen Leclerc ersetzen. Dafür wurde 2015 die Holding KMW+NEXTER Defense Systems N.V. (KNDS) gegründet. Doch das Gemeinschaftsprojekt kam nicht wirklich voran.

Kernfragen zwischen KMW und Nexter, den Unternehmen hinter dem Leopard 2 und Leclerc, konnten nicht geklärt werden. Auch Rheinmetall drängt in die Kooperation und möchte seine 130-mm-Kanone für den zukünftigen Panzer liefern. Allerdings gibt es Widerstand gegen den Einbau dieser Kanone im MGCS.

Es gibt auch Meinungsverschiedenheiten bei der Auslegung des neuen Panzers: Frankreich möchte einen wendigeren, weniger geschützten Panzer, während Deutschland einen robusten, gut geschützten Panzer bevorzugt.

Die französische Regierung ist vom Fortschritt des MGCS enttäuscht und empfindet Deutschland als zu zurückhaltend. Der französische Panzer Leclerc ist veralteter als der deutsche Leopard 2. Ursprünglich sollte der Leopard-2-Nachfolger 2035 eingeführt werden, doch nun wird eine Einführung erst um 2040 erwartet.

Beide Länder teilen sich die Kosten, wobei die Führung bei Deutschland liegen soll. Für dieses Jahr sind 83,5 Millionen Euro für die Entwicklung des MGCS vorgesehen.

KMW entwickelt den Leopard 2 stetig weiter. Aktuell wird eine neue Variante, der Leopard 2 A7V, an die Bundeswehr geliefert. Zudem gibt es eine Leopard-2-Variante mit einem israelischen Schutzsystem „Trophy“. Ein weiterer potenzieller Nachfolger für den Leopard 2 ist der KF51 Panther von Rheinmetall.