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Mahle im Spannungsfeld der Mobilitätswende: Ein Plädoyer für Technologieoffenheit

Die Herausforderungen des Strukturwandels

Die Automobilindustrie erlebt derzeit einen der tiefgreifendsten Umbrüche ihrer Geschichte. Die schrittweise Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität stellt nicht nur Automobilhersteller, sondern auch Zulieferer vor enorme Herausforderungen. Der Stuttgarter Autozulieferer Mahle, bekannt für seine Expertise in der Kolbentechnologie und anderen Motorenkomponenten, steht exemplarisch für die Spannungen, die dieser Wandel mit sich bringt. In einer Branche, die sich immer schneller in Richtung Elektrifizierung bewegt, betont Mahle-Chef Arnd Franz die Notwendigkeit, auch weiterhin auf Verbrennungstechnologien zu setzen – zumindest als Teil eines breiteren, technologieoffenen Ansatzes.

Zwei Drittel der Arbeitsplätze hängen am Verbrennungsmotor

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bei Mahle sind zwei Drittel der Arbeitsplätze in Deutschland und Europa direkt von der Verbrennertechnologie abhängig. Mit einem Mitarbeiterstamm von fast 72.000 Personen im Jahr 2022 und einem Umsatz von 12,4 Milliarden Euro ist Mahle ein Schwergewicht der Autozuliefererindustrie. Die Bedeutung dieser Arbeitsplätze für die regionale und nationale Wirtschaft kann kaum überschätzt werden. Franz‘ Forderung nach einer Technologieoffenheit und einer Revision des Verbrenner-Verbots der EU reflektiert somit nicht nur eine strategische Positionierung des Unternehmens, sondern auch ein soziales und wirtschaftliches Anliegen.

Ein Plädoyer für klimaneutrale Verbrennungsmotoren

Trotz des klaren Trends hin zur Elektromobilität unterstreicht Franz die Bedeutung alternativer Ansätze zur Erreichung der Klimaziele. Der Mahle-Chef verweist auf die Potenziale von erneuerbaren Kraftstoffen, wie synthetischen und Biokraftstoffen, die in der Lage sind, die CO2-Emissionen signifikant zu reduzieren. Diese Technologien bieten nicht nur eine Perspektive für eine umweltfreundlichere Nutzung bestehender Verbrennerfahrzeuge, sondern könnten auch einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der umfangreichen Bestandsflotte leisten. Immerhin wird es auch im Jahr 2030 – trotz des Vormarsches der Elektrofahrzeuge – noch Millionen von Verbrennerautos auf Europas Straßen geben.

Die Rolle synthetischer Kraftstoffe

Synthetische Kraftstoffe, auch bekannt als E-Fuels, stehen im Zentrum der Debatte um die Zukunft der Verbrennungstechnologie. Diese Kraftstoffe, die beispielsweise von Porsche in Chile produziert werden, könnten eine Schlüsselrolle in der Strategie zur Reduktion von CO2-Emissionen spielen, insbesondere für die Bestandsflotte. Franz betont die Bedeutung dieser Technologien als Teil einer umfassenden Lösung für die Dekarbonisierung des Verkehrs. Die Entwicklung und Förderung solcher alternativen Kraftstoffe bedarf allerdings klarer politischer Anreize und regulatorischer Rahmenbedingungen, die derzeit noch als unzureichend empfunden werden.

Ein Blick in die Zukunft

Die Forderung nach einer Aufhebung des Verbrenner-Verbots und nach mehr Technologieoffenheit ist nicht nur ein Appell für den Erhalt von Arbeitsplätzen und traditionellen Industriezweigen. Es ist vielmehr ein Aufruf, den Übergang zu einer nachhaltigeren Mobilität als einen pluralistischen Prozess zu gestalten, der unterschiedliche Technologien und Ansätze berücksichtigt. Die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, wie Mahle, stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära. Um diese erfolgreich zu gestalten, bedarf es eines Dialogs zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, der die vielfältigen Möglichkeiten und Herausforderungen einer umweltfreundlichen Mobilität ganzheitlich in den Blick nimmt.