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Neue Regionalklassen: Millionen Autofahrer betroffen

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Die jährliche Aktualisierung der Regionalklassen durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sorgt auch 2024 für umfangreiche Anpassungen bei den Kfz-Versicherungen. Rund 9,4 Millionen Autofahrer in Deutschland müssen sich aufgrund dieser Änderungen auf veränderte Versicherungsbeiträge einstellen. Die Regionalklassen sind ein entscheidender Faktor bei der Berechnung der Kfz-Versicherungsprämien und spiegeln das Schadenrisiko wider, das mit dem Standort eines Fahrzeugs verbunden ist.

Was sind Regionalklassen und wie werden sie berechnet?

Die Regionalklassen dienen als eine Art Risikobewertung, die das Unfall- und Schadensaufkommen in bestimmten geografischen Gebieten widerspiegeln. Sie beeinflussen die Höhe der Prämien für die Kfz-Haftpflicht sowie für Voll- und Teilkaskoversicherungen. Dabei spielen nicht nur Verkehrsunfälle eine Rolle, sondern auch andere Faktoren wie Diebstahlhäufigkeit, Naturereignisse wie Sturm- und Hagelschäden sowie Wildunfälle. Diese Werte werden dann mit der durchschnittlichen Schadenshöhe in einer Region kombiniert, um eine Einstufung in die entsprechenden Regionalklassen vorzunehmen.

Die Regionalklassen des GDV sind jedoch nicht der alleinige Maßstab für die Versicherungsprämien. Versicherungsunternehmen nutzen sie zusammen mit anderen Merkmalen wie der Typklasse des Fahrzeugs, der Schadenfreiheitsklasse des Fahrers und den jährlich gefahrenen Kilometern, um die endgültigen Beiträge zu berechnen.

Wer profitiert und wer zahlt drauf?

Für etwa die Hälfte der von den neuen Regionalklassen betroffenen Autofahrer werden die Prämien steigen. Insbesondere in 49 Bezirken mit rund 4,7 Millionen Fahrzeughaltern wird es teurer. Diese Bezirke verzeichnen eine Verschlechterung der Schadensbilanz, was zu einer höheren Einstufung führt. 

Offenbach und Berlin

Auffällig sind hier die Städte Offenbach und Berlin, die die schlechteste Schadensbilanz im aktuellen Untersuchungszeitraum aufweisen. In beiden Städten liegen die Schäden fast 40 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt, was sie in die schlechteste Regionalklasse 12 katapultiert.

Andererseits profitieren ebenfalls rund 4,7 Millionen Autofahrer in 59 Bezirken von einer Verbesserung der Regionalklassen. Besonders viele Verbesserungen gibt es in Bayern, wo 24 Bezirke und nahezu jeder vierte Autofahrer in eine günstigere Klasse eingestuft werden. Der Bezirk Elbe-Elster in Brandenburg schneidet dabei am besten ab. Hier sind die Schadenswerte laut GDV um 30 Prozent niedriger als im Durchschnitt, was zu einer Einstufung in eine der besten Regionalklassen führt.

Auswirkungen auf die Kfz-Versicherung

Die neuen Regionalklassen können ab sofort von den Versicherern für Neuverträge und ab dem nächsten Versicherungsjahr für bestehende Verträge angewendet werden. Zwar sind diese Einstufungen nicht verbindlich, aber sie haben traditionell großen Einfluss auf die Prämienberechnungen.

Viele Versicherte müssen sich zudem auf weitere Preiserhöhungen einstellen. „Die Preissteigerungen im letzten Jahr haben noch nicht ausgereicht, um das defizitäre Geschäft der Kfz-Versicherer auszugleichen“, erklärt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich. Die steigenden Kosten pro Schadensfall, unter anderem bedingt durch teurere Ersatzteile und höhere Arbeitskosten in den Werkstätten, führen dazu, dass viele Versicherer ihre Prämien weiter anheben müssen. Diese Entwicklung betrifft besonders die Kfz-Haftpflichtversicherungen in Großstädten, wo das Risiko für hohe Schadenssummen am größten ist.

Ein konkretes Beispiel für die Unterschiede in den Beiträgen verdeutlicht das Vergleichsportal Verivox: Ein 45-jähriger Alleinfahrer, der jährlich 15.000 Kilometer zurücklegt und einen VW Passat fährt, zahlt in Berlin-Mitte für die Haftpflichtversicherung im Durchschnitt mehr als die Hälfte mehr als ein vergleichbarer Fahrer im ostfriesischen Emden.

Regionalklassen bleiben ein wichtiger Faktor

Die jährliche Anpassung der Regionalklassen zeigt, wie sehr der Wohnort und die regionalen Schadensstatistiken die Kosten für die Kfz-Versicherung beeinflussen können. Während viele Versicherte mit einer Erhöhung ihrer Beiträge rechnen müssen, können einige auch von günstigeren Prämien profitieren. Es bleibt jedoch zu beachten, dass die Regionalklassen nur ein Teil der Tarifberechnung sind und Versicherer viele weitere Faktoren in ihre Kalkulation einbeziehen. Die genauen Auswirkungen der neuen Einstufungen auf die individuellen Versicherungsbeiträge werden sich im Laufe des kommenden Versicherungsjahres zeigen.