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Volkswagen revolutioniert den Autokauf: Nutzung statt Besitz

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Volkswagen (VW) plant eine grundlegende Änderung seines Geschäftsmodells, die den traditionellen Autokauf nahezu obsolet machen könnte. Statt Fahrzeuge zu kaufen oder zu finanzieren, sollen Kunden künftig für die Nutzung bezahlen. Dieses Konzept, bekannt als „Vehicle on Demand“, könnte den Fahrzeughandel revolutionieren und gleichzeitig eine Lösung für das bisher schleppende Wachstum im Bereich der Elektrofahrzeuge bieten.

Ein radikaler Wandel: Abkehr vom klassischen Autokauf

Bislang haben Kunden Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Skoda, Seat und Cupra in erster Linie gekauft oder über Finanzierungsmodelle erworben. Doch nun steht ein Wandel bevor: VW plant, den Fokus auf die reine Nutzung der Fahrzeuge zu legen. Dies würde bedeuten, dass der klassische Autokauf sowie die Finanzierung durch Abonnements und Mietmodelle ersetzt werden könnten. Während Abo-Modelle bei einigen Herstellern bereits etabliert sind, wäre ein solcher Wandel für einen traditionellen Automobilkonzern wie VW eine Revolution.

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„Mit der Mobilitätsplattform ändert der Autobauer sein Geschäftsmodell: Bislang kauften Kunden in erster Linie die Fahrzeuge von Volkswagen, Skoda & Co. Künftig sollen sie diese nur noch nutzen“, erklärt ein Insider gegenüber der „Automobilwoche“. Eine offizielle Stellungnahme von VW zu diesen Plänen steht allerdings noch aus.

Neue Vertriebswege durch App-basierte Nutzung

Kernstück dieses neuen Vertriebsmodells soll eine App sein, die in Zusammenarbeit mit Europcar, einem vor zwei Jahren übernommenen Partner, entwickelt wird. Über diese App können Kunden dann Fahrzeuge leasen, mieten, ein Abo abschließen oder Carsharing-Dienste nutzen. „Über die App können Kunden künftig Fahrzeuge leasen oder mieten, sich für ein Abo entscheiden oder Carsharing nutzen. Nicht alle Angebote will der Konzern selbst machen. Bei Carsharing wird der Konzern eher mit strategischen Partnern zusammenarbeiten“, so die „Automobilwoche“.

Besonders in Deutschland, wo Carsharing aufgrund negativer Erfahrungen nur zögerlich angenommen wird, setzen Autobauer zunehmend auf Abonnement-Modelle. Diese bieten den Vorteil, dass Kunden für einen festen monatlichen Betrag ein Fahrzeug für eine bestimmte Dauer nutzen können. Hinzu kommt, dass nicht nur der Kaufpreis des Autos entfällt, sondern auch viele laufende Betriebskosten wie Steuern, Versicherung und Wartung vom Anbieter übernommen werden. Die Nutzer zahlen somit neben der monatlichen Abo-Gebühr nur noch für den Treibstoff oder Strom.

Vorteile für den Elektrofahrzeugmarkt

Ein wesentliches Ziel dieses neuen Modells ist es, den Absatz von Elektrofahrzeugen zu steigern. Elektroautos haben derzeit ein großes Problem: Ihr Restwert ist im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren deutlich geringer. Wenn der Kunde jedoch das Elektrofahrzeug nicht kauft oder least, sondern nur für die Nutzung bezahlt, spielt der Wertverlust für ihn keine Rolle. Dies könnte die Attraktivität von Elektrofahrzeugen deutlich erhöhen und die Bereitschaft, von traditionellen Benzinern und Dieseln auf Stromer umzusteigen, fördern.

VW bleibt zwar weiterhin im Besitz der Fahrzeuge und trägt das Restwertrisiko, profitiert jedoch von anderen Vorteilen. Laut „Automobilwoche“ verdient die VW-Tochter Financial Services an jedem Leasing-Vertrag zusätzlich „600 bis 700 Euro plus Versicherung“. Zudem könnten die Fahrzeuge langfristig an die VW-Partner-Werkstätten gebunden werden, was zusätzliche Einnahmequellen für den Konzern und seine Partner schafft.

Datensammlung und Verwertung als Geschäftsmodell

Ein weiterer bedeutender Vorteil dieses Modells ist die Möglichkeit, umfangreiche Daten über die Nutzung der Fahrzeuge zu sammeln und auszuwerten. Nach Ablauf eines Leasing- oder Mietvertrages hat VW weiterhin Zugriff auf die Fahrzeugdaten, was es dem Unternehmen ermöglicht, zukünftige Angebote besser auf die Bedürfnisse der Kunden zuzuschneiden. Außerdem können diese Daten für die weitere Verwertung der Fahrzeuge genutzt werden.

Bei Elektrofahrzeugen kommt noch ein zusätzlicher Aspekt hinzu: Da der Hersteller im Besitz des Fahrzeugs bleibt, kann er nach Ablauf der Lebensspanne des Fahrzeugs das Recycling steuern. Besonders interessant ist hier das Recycling von Batteriezellen, das Rohstoffe im Wert von etwa 2000 bis 3000 Euro liefern kann.

Ein Modell mit Potenzial

Das von Volkswagen angestrebte „Vehicle on Demand“-Prinzip könnte den Fahrzeugmarkt nachhaltig verändern. Während der klassische Autokauf in den Hintergrund rückt, eröffnet sich ein neues Geschäftsmodell, das nicht nur den Absatz von Elektrofahrzeugen fördern, sondern auch neue Einnahmequellen durch Abonnements, Datennutzung und Recycling schaffen könnte. Ob und wie schnell sich dieses Modell durchsetzt, bleibt abzuwarten, doch eines ist sicher: VW setzt auf eine Zukunft, in der der Besitz eines Fahrzeugs zunehmend an Bedeutung verliert.