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Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um mehr als 20 Prozent: Alarmzeichen für die deutsche Wirtschaft

Das vergangene Jahr markierte für die deutsche Wirtschaft eine besorgniserregende Entwicklung: Ein signifikanter Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 22,1 Prozent wurde registriert. Während sich dieses Phänomen in den historischen Kontext einordnet und noch unter den Höchstwerten vergangener Krisen liegt, signalisiert der deutliche Anstieg potenzielle Turbulenzen für die nahe Zukunft.

Ein deutlicher Trend nach oben

Das Statistische Bundesamt vermeldete für das Jahr 2023 einen Anstieg der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 22,1 Prozent auf insgesamt 17.814 Fälle. Diese Entwicklung folgt auf einen bereits verzeichneten Anstieg von 4,3 Prozent im Jahr 2022, welcher die Insolvenzzahlen leicht über das Niveau des von Corona-Sonderregelungen beeinflussten Jahres 2021 hob. Im Vergleich zum Jahr vor der Pandemie, 2019, wurden sogar 5 Prozent weniger Insolvenzen festgestellt, was die Statistiker zu dem Schluss führt: „Im historischen Vergleich war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sehr niedrig“.

Die Ursachen: Konjunkturflaute und hohe Kosten

Verschiedene Faktoren trugen zu diesem Anstieg bei. Die Konjunkturflaute, gepaart mit hoher Inflation und steigenden Kreditkosten, setzte besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen zu. Die Auswirkungen der Pandemie und die darauffolgende Energiepreiskrise verschärften die Lage weiter. Ausgelaufene staatliche Unterstützungsmaßnahmen, die während der Pandemie eine Insolvenzwelle verhindern sollten, ließen zudem einen aufgestauten Bedarf an Insolvenzanmeldungen zur Realität werden.

Expertenmeinungen: Keine Entwarnung in Sicht

Trotz des historisch niedrigen Niveaus warnt die Fachwelt vor einer Verharmlosung der Situation. Insolvenzverwalter und Wirtschaftsexperten prognostizieren für das laufende Jahr eine weitere Zunahme der Insolvenzen, mit Schätzungen von etwa 20.000 betroffenen Unternehmen. Die Last der vergangenen Krisenjahre, kombiniert mit anhaltend hohen Betriebskosten und steigenden Zinsen, führt zu einer zunehmenden Schieflage bei vielen Betrieben.

Branchenspezifische Betroffenheit

Besonders auffällig ist die Zunahme von Insolvenzen im Gastgewerbe sowie im Bau- und im Gesundheitssektor. Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zeigt, dass ein Viertel der Unternehmen in diesen Branchen von zunehmenden Forderungsausfällen berichtet. Die Gastronomie verzeichnete mit einem Anstieg der Insolvenzen um 27 Prozent und der Schließung jedes zehnten Betriebs besonders dramatische Zahlen.

Eine ungewisse Zukunft

Die Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Konkursen des vergangenen Jahres beliefen sich auf rund 26,6 Milliarden Euro, nahezu eine Verdoppelung im Vergleich zu 2022. Dies unterstreicht die Schwere der wirtschaftlichen Verwerfungen. Die Zukunftsaussichten bleiben unsicher, mit der Erwartung weiter steigender Insolvenzzahlen und damit verbundener Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft.

Der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2023 um mehr als 20 Prozent, ist ein klares Warnsignal für die deutsche Wirtschaft. Während die Zahlen historisch betrachtet noch im Rahmen liegen, deutet die aktuelle Tendenz auf eine Verschärfung der Lage hin. Unternehmen, insbesondere in den am stärksten betroffenen Branchen, stehen vor enormen Herausforderungen. Die Entwicklung fordert von politischen Entscheidungsträgern, Wirtschaftsförderern und den Unternehmen selbst strategische Antworten, um eine nachhaltige Stabilisierung des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu gewährleisten.