Zur Wochenmitte standen die europäischen Börsen unter erheblichem Druck. Grund hierfür waren schwache Wirtschaftsdaten, insbesondere der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor. Dieser Index, der als verlässliches Konjunkturbarometer für den Euroraum gilt, fiel im Juli zum zweiten Mal in Folge von 50,9 auf 50,1 Punkte. Die Commerzbank kommentierte: „Dies dämpft die Hoffnung auf eine schnelle Erholung im Euroraum.“ Konstantin Oldenburger von CMC Markets ergänzte: „Deutschlands Industrie droht die Rezession und auch in Frankreich ist kein Wachstum mehr zu verzeichnen.“ Diese Entwicklungen könnten die Europäische Zentralbank dazu veranlassen, die Zinsen im Herbst erneut zu senken.
Banken unter Druck, DAX verliert
Der DAX sank um knapp ein Prozent auf 18.380 Punkte, während der Euro-Stoxx-50 um 1,1 Prozent auf 4860 Punkte fiel. Im Mittelpunkt standen die Banken, da mehrere große Institute wie die Deutsche Bank, Unicredit, Banco Santander und BNP Paribas ihre Quartalszahlen veröffentlichten. Trotz einer positiven Gesamtentwicklung des Bankenindex seit Jahresbeginn, kam es am Mittwoch zu deutlichen Gewinnmitnahmen.
Deutsche Bank enttäuscht Anleger
Besonders hart traf es die Deutsche Bank, deren Aktien um 8,7 Prozent einbrachen. Kritisiert wurde, dass im zweiten Halbjahr kein Aktienrückkauf geplant ist, obwohl die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal überwiegend solide war. Ein Händler sagte: „Im Wesentlichen sind Kosten und Rückstellungen schlechter als erwartet und die Trends dürften sich auch in Zukunft fortsetzen.“ Die bereits angekündigte milliardenschwere Rückstellung im Prozess um die Übernahme der Postbank führte zu einem Quartalsverlust. Operativ profitierte die Bank jedoch von einem starken Investmentbanking. Die Aktien der Deutschen Bank fielen auf ein Sechs-Wochen-Tief von 14,27 Euro und verzeichneten den größten Tagesverlust seit fast drei Monaten.
Commerzbank ebenfalls betroffen
Auch die Commerzbank wurde von der negativen Stimmung erfasst und ihre Aktien schlossen um 1,2 Prozent niedriger. Die Auswirkungen des Quartalsverlusts der Deutschen Bank wirkten sich negativ auf die gesamte Branche aus.
Hochtief übertrifft Erwartungen
Im Gegensatz dazu konnte Hochtief positive Ergebnisse vorweisen. Der Baukonzern steigerte seinen Gewinn im zweiten Quartal auf vergleichbarer Basis um 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und übertraf damit die Markterwartungen. CEO Juan Santamaria sprach von einer „starken Entwicklung“ des Unternehmens. Der operative Konzerngewinn stieg nominell um 11 Prozent auf 301 Millionen Euro, ohne den Beitrag der im Vorjahr veräußerten Ventia-Beteiligung entspricht dies einem Anstieg von knapp 18 Prozent. Der Umsatz wuchs um 7 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro und übertraf damit die Markterwartungen. Die Vorsteuermarge blieb mit 3 Prozent unverändert.
Ausblick
Die europäischen Börsen wurden zur Wochenmitte von schwachen Konjunkturdaten und enttäuschenden Ergebnissen der Banken belastet. Besonders die Deutsche Bank geriet stark unter Druck, was sich auch auf andere Banken wie die Commerzbank auswirkte. Im Gegensatz dazu konnte Hochtief mit starken Quartalszahlen positiv überraschen. Die Entwicklungen könnten die Europäische Zentralbank dazu veranlassen, die Zinsen erneut zu senken, um die wirtschaftliche Erholung im Euroraum zu unterstützen.