Googles Anzeige wegen KI-generiertem Brief im Kreuzfeuer der Kritik

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Googles jüngste Olympia-Werbung ist viral gegangen, aber nicht aus den Gründen, die sich der Tech-Riese erhofft hatte. Der Werbespot, der während der Olympischen Spiele ausgestrahlt wurde, zeigte Googles neues KI-Tool Gemini und seine Fähigkeit, menschenähnlichen Text zu erzeugen. Der Spot hat jedoch eine heftige Gegenreaktion ausgelöst. Viele Kritiker werfen Google vor, echte menschliche Kreativität durch künstliche Intelligenz zu ersetzen.

Die Werbung erzählt die Geschichte eines Vaters, der die Bewunderung seiner Tochter für den amerikanischen Olympiastar Sydney McLaughlin-Levrone beschreibt. Das junge Mädchen, das sich von McLaughlin-Levrone inspirieren lässt, trainiert hart, um ihrer Heldin nachzueifern, indem es Tipps zur Hürdentechnik nutzt, die von der KI-Suchfunktion von Google generiert werden. Als die Tochter McLaughlin-Levrone ihre Bewunderung ausdrücken möchte, wendet sich der Vater an den Gemini-Chatbot von Google, der in ihrem Namen einen Fanbrief erstellt. Der von der KI generierte Brief enthält sogar eine Zeile über den Ehrgeiz des Mädchens, den Weltrekord von McLaughlin-Levrone zu brechen.

Google wollte damit das Potenzial des KI-Tools zur Generierung von immer menschlicher klingenden Texten demonstrieren, die für eine Vielzahl von Aufgaben verwendet werden können, vom Schreiben von Arbeits-E-Mails bis zur Planung von Reisen. Die Anzeige wurde jedoch dafür kritisiert, dass sie von der authentischen menschlichen Erfahrung abgekoppelt zu sein scheint. Viele Betrachter äußerten auf sozialen Medien wie Threads, X und LinkedIn ihre Ablehnung und fragten sich, warum jemand den echten und kreativen Ausdruck eines Kindes durch von einem Computer geschriebene Worte ersetzen möchte.

Die Anzeige wurde als Fehltritt von Google betrachtet, das Gemini als direkten Konkurrenten zu OpenAIs ChatGPT positioniert hat. Kritiker argumentieren, dass die Anzeige ein breiteres Problem mit der KI-Technologie aufzeigt – die Angst, dass KI traditionell menschliche kreative Leistungen wie Kunst, Musik und Geschichtenerzählen ersetzen könnte. Diese Befürchtung ist nicht unbegründet, denn viele Kreative, darunter Musiker und bildende Künstler, haben sich besorgt darüber geäußert, dass KI möglicherweise ihre Aufgaben übernehmen könnte. Dies war ein zentrales Thema beim letztjährigen Streik der Hollywood-Autoren, bei dem der Einsatz von KI in der Kreativbranche heftig diskutiert wurde.

Trotz der Gegenreaktion verteidigte Google die Werbung und erklärte, dass das Unternehmen der Meinung ist, dass KI die menschliche Kreativität verbessern, aber nicht ersetzen kann. Ziel des Unternehmens war es, eine authentische Geschichte über das Team USA zu erzählen, in der eine echte Leichtathletin und ihr Vater im Mittelpunkt stehen. Laut Google kann die Gemini-App als Ausgangspunkt oder Denkanstoß für diejenigen dienen, die nach Ideen für ihr Schreiben suchen.

Die Kritik unterstreicht eine breitere gesellschaftliche Angst vor der zunehmenden Rolle der KI im täglichen Leben. Technologieunternehmen haben KI als Mittel zur Vereinfachung des Lebens angepriesen, indem sie niedere Aufgaben wie Lebensmitteleinkauf, Codierung oder Übersetzung automatisieren und so Zeit für sinnvollere Tätigkeiten freimachen. Viele frühe KI-Tools scheinen jedoch Computer in die Lage zu versetzen, Leistungen zu erbringen, die traditionell menschlich waren, wie z.B. kreative Arbeiten. Diese Entwicklung hat zu der Befürchtung geführt, dass die KI in Bereiche des Lebens eindringt, die zutiefst persönlich und einzigartig menschlich sind.

Die Kontroverse um Googles Anzeige erinnert an eine ähnliche Reaktion, mit der Apple Anfang des Jahres konfrontiert war. Apple veröffentlichte einen Werbespot mit Symbolen menschlicher Kreativität wie Farbdosen, Musikinstrumenten und der Büste eines menschlichen Kopfes, der von einer riesigen hydraulischen Presse zerdrückt und durch ein iPad Pro ersetzt wurde. Der Werbespot, der mit der Melodie von Sonny & Chers „All I Need Is You“ unterlegt war, wurde schnell kritisiert und Apple entschuldigte sich dafür, „das Ziel verfehlt zu haben“.

Die Reaktion von Google auf die Kritik war gedämpft. Das Unternehmen hat nicht auf die Anfrage von CNN nach einem Kommentar zu den Reaktionen auf die Gemini-Werbung reagiert. Dieses Schweigen hat wenig dazu beigetragen, die Bedenken derjenigen zu zerstreuen, die befürchten, dass die KI-Technologie letztlich den Wert der menschlichen Kreativität schmälern könnte.

Da die KI weiterhin verschiedene Aspekte des Lebens durchdringt, wird sich die Debatte über ihre Rolle in kreativen Prozessen wahrscheinlich intensivieren. Die Reaktionen auf die Google-Werbung erinnern uns daran, dass KI zwar ein mächtiges Werkzeug sein kann, aber mit Bedacht und Respekt für die unersetzlichen Qualitäten der menschlichen Kreativität und des menschlichen Ausdrucks eingesetzt werden muss.