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Insolvenzen in Deutschland erreichen Rekordhohe

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Eine umfassende Analyse

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland zeigt sich aktuell von einer düsteren Seite: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. Eine aktuelle Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) offenbart alarmierende Zahlen und Tendenzen.

Dramatischer Anstieg der Insolvenzen

Laut der IWH-Studie wurden im Juli 2024 insgesamt 1.406 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften registriert. Dies entspricht einem Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zum Vormonat und einem Plus von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch beeindruckender ist der Vergleich mit den Vorjahren: Der aktuelle Wert liegt 46 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also der Zeit vor der Corona-Pandemie.

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„Der deutliche Anstieg der Insolvenzzahlen betrifft alle Branchen“, erklärte das IWH in seiner Untersuchung. Besonders stark betroffen sei jedoch das Verarbeitende Gewerbe. Im Juni waren hier 100 insolvente Industrieunternehmen gemeldet worden, was dem Durchschnitt der letzten zwölf Monate entsprach. Im Juli stieg diese Zahl auf 145, ein neuer Höchstwert seit der Erfassung der Brancheninformationen im IWH-Insolvenztrend im Januar 2020. Besonders betroffen seien die Bundesländer Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Auswirkungen auf Arbeitsplätze

Die Folgen dieser Entwicklung sind gravierend. In den größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, sind knapp 10.000 Arbeitsplätze betroffen. Das IWH betonte: „Schließungen großer Arbeitgeber können zu hohen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten führen.“

Steffen Müller, Professor an der Universität Magdeburg und Insolvenzforscher am IWH, betonte gegenüber t-online: „Die Gesamtzahl der betroffenen Jobs ist erheblich.“ Er fügte hinzu, dass derzeit viele große Firmen betroffen seien, was die Bedeutung und die Tragweite der aktuellen Insolvenzwelle verdeutliche. „Große Unternehmen wagen nur sehr selten den Schritt in die Insolvenz, weil sie sich eigentlich ohne das Verfahren sanieren können,“ so Müller weiter. „Doch in Krisen gehen solche Sanierungskonzepte oftmals nicht auf. Daher ballen sich derzeit die Insolvenzen großer Namen.“

Prognosen für die Zukunft

Für die kommenden Monate erwarten die Experten des IWH eine uneinheitliche Entwicklung. „Wir rechnen damit, dass die Insolvenzzahlen im August leicht sinken und dann im September wieder ansteigen,“ prognostizierte Müller. Diese Schwankungen werden jedoch voraussichtlich das Niveau vor der Corona-Pandemie weiterhin übertreffen.

Wirtschaftliche Dauerflaute

Die deutsche Wirtschaft befindet sich gegenwärtig in einer Dauerflaute. Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2024 noch um 0,2 Prozent wuchs, verzeichnete es im Frühjahr einen Rückgang von 0,1 Prozent. Dieser Rückgang ist auf geringere Investitionen in Anlagen wie Maschinen sowie in Gebäude zurückzuführen. Für die zweite Jahreshälfte erwarten viele Experten nur einen minimalen Aufschwung, da zahlreiche Wirtschaftsbereiche über Auftragsmangel klagen.

Die derzeitige Insolvenzwelle in Deutschland spiegelt nicht nur die wirtschaftlichen Herausforderungen wider, vor denen viele Unternehmen stehen, sondern auch die weitreichenden sozialen und ökonomischen Auswirkungen. Mit steigenden Insolvenzzahlen und betroffenen Arbeitsplätzen stehen nicht nur die betroffenen Unternehmen, sondern auch deren Mitarbeiter und die gesamte Wirtschaft vor großen Herausforderungen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob und wie sich die Wirtschaft von diesen Rückschlägen erholen kann.