Die KaDeWe-Gruppe, bekannt für ihre prestigeträchtigen Kaufhäuser wie das Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe), das Alsterhaus in Hamburg und den Oberpollinger in München, musste im Januar 2024 Insolvenz anmelden. Diese Maßnahme war eine Folge der finanziellen Probleme des Mutterkonzerns Signa, der bereits Ende 2023 zahlungsunfähig geworden war. Trotz der Insolvenz konnte der Betrieb der Kaufhäuser weitergeführt werden.
Laut dem ehemaligen CEO der KaDeWe-Gruppe, Michael Peterseim, waren die finanziellen Schwierigkeiten nicht nur auf Signa zurückzuführen. Er nannte die „exorbitant hohen Mieten“, die der Mutterkonzern forderte, als Hauptgrund dafür, dass „nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“ war. Diese Belastungen bestanden trotz eines Rekordumsatzes im Geschäftsjahr 2022/23, der mit 728 Millionen Euro das beste Ergebnis in der Firmengeschichte darstellte.
Übernahme sichert Zukunft
Im Juni 2024 übernahm die Central Group aus Thailand die KaDeWe-Gruppe vollständig. Die Übernahme brachte finanzielle Stabilität und sicherte die Zukunft der Traditionshäuser. Die Central Group, geführt von der wohlhabenden Familie Chirathivat, galt bereits vor der Übernahme als potenzieller Retter. Vor der Komplettübernahme hielt die Central Group bereits 50,1 Prozent der Anteile, während die Signa-Gruppe 49,9 Prozent besaß. Der Kauf des Berliner Kaufhauses, dessen Immobilie allein rund eine Milliarde Euro kostete, wurde von Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey bestätigt. Mit dem Eigentümerwechsel entfielen die zuvor belastenden Mietforderungen von Signa.
Die Familie Chirathivat gehört zu den reichsten Familien Thailands und hatte 2021 ein geschätztes Vermögen von knapp 12 Milliarden Euro. Die Central Group investiert weltweit in Luxuskaufhäuser, darunter solche in Italien, der Schweiz und Großbritannien.
Folgen für die Mitarbeiter
Die Übernahme ging jedoch nicht ohne Einschnitte einher. Rund 100 der insgesamt 1.700 Beschäftigten mussten das Unternehmen verlassen. Besonders betroffen waren Angestellte in der Verwaltung, und auch das gastronomische Angebot der Berliner Filiale erfuhr Einsparungen. Das Management betonte, dass die neue Eigentümerstruktur ein langfristiges Wachstum und eine stärkere Position im Luxussegment des Einzelhandels ermöglichen solle. „Als strategischer Investor kann die neue Eigentümerin der neuen KaDeWe-GmbH dabei helfen, langfristige Ziele zu erreichen“, so eine Erklärung des Unternehmens.
Wirtschaftliche Zweifel bleiben
Trotz der Übernahme bleiben Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Zukunft der KaDeWe-Gruppe bestehen. Der Wirtschaftsexperte Gerrit Heinemann äußerte gegenüber rbb24, dass die Zahlen möglicherweise geschönt seien und etwa die Hälfte des Umsatzes nicht aus eigenem Geschäft stamme, sondern von externen Mietern in den Kaufhäusern. Diese Praxis wirft Fragen zur tatsächlichen Finanzkraft der Gruppe auf.
Wirtschaftsprüfer Karl-Heinz Wolf, der die Bilanzen der Gruppe untersuchte, stellte zudem fest, dass die Verluste seit 2015 kontinuierlich gestiegen seien. „Diese Entwicklung ist ein wirtschaftliches Desaster“, kommentierte er und betonte, dass das Problem weniger in den hohen Mieten, sondern vielmehr im Rückgang der Kundenfrequenz liege – ein Trend, der schon vor der Pandemie bestand.
Ein unsicherer Neuanfang
Mit der Übernahme durch die Central Group hat die KaDeWe-Gruppe eine neue Chance erhalten, sich zu stabilisieren und neu auszurichten. Dennoch bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um sich langfristig am Markt zu behaupten und die Herausforderungen der Branche zu bewältigen. Der Fall der KaDeWe-Gruppe zeigt, dass die Sanierung eines Traditionsunternehmens nicht nur finanzielle Unterstützung erfordert, sondern auch ein tiefes Verständnis der sich wandelnden Marktbedingungen.