Ein schwerer Schlag für einen traditionellen Lieferanten
Die Stute-Gruppe, ein langjähriger und zentraler Zulieferer für die Discounter-Kette Aldi, steht vor einer bedeutsamen Zäsur in ihrer Unternehmensgeschichte. Für drei seiner Gesellschaften hat das in Paderborn ansässige Unternehmen kürzlich Insolvenzanträge gestellt. Diese Entwicklung wurde erstmalig durch die „Lebensmittelzeitung“ publik gemacht und wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen die deutsche Lebensmittelindustrie aktuell konfrontiert ist.
Die Stute-Gruppe im Profil
Gegründet wurde Stute im Jahre 1885 von Wilhelm Stute. Seitdem ist das Unternehmen fest in Familienbesitz und hat sich auf die Verarbeitung von Obst und Gemüse spezialisiert. Im Laufe der Jahre erweiterte Stute sein Produktportfolio um Eigen- und Handelsmarken, zu denen vor allem Konfitüren, Brotaufstriche und verschiedene Getränke gehören. Die Fertigung dieser Produkte erfolgt ausschließlich in Deutschland, an zwei Standorten in Paderborn.
Ursachen der Insolvenz
Die Gründe für die Insolvenzanträge sind vielschichtig. In einer Erklärung des Unternehmens werden die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen als Hauptursache genannt. Besonders die hohen Produktionskosten, gestiegene Energiepreise sowie erhöhte Material- und Personalkosten belasten das Geschäftsergebnis erheblich. Ein direkter Vergleich mit ausländischen Konkurrenten fällt zunehmend zu Ungunsten der Stute-Gruppe aus, was die Marktposition weiter schwächt.
Bemühungen und Fehlschläge
In den letzten Jahren unternahm Stute erhebliche Anstrengungen, um das Ruder herumzureißen und das Geschäft wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Ein besonderer Fokus lag auf der Expansion in den Bereich der Getränkeabfüllung. Hierzu wurden sogar die Kapazitäten für die Dosenabfüllung ausgebaut. Doch trotz dieser Bemühungen musste Stute Rückschläge hinnehmen, unter anderem durch den Verlust bedeutender Aufträge wie die Abfüllung des Energydrinks Rockstar für Pepsico und Satzkontingente bei Aldi.
Ein Rückblick auf die Umsatzzahlen
Ein Blick auf die Umsatzzahlen der vergangenen Dekade offenbart den schleichenden Niedergang des Unternehmens. Während Stute im Jahr 2011 noch einen Umsatz von mehr als 460 Millionen Euro verbuchen konnte, sank dieser Wert bis zum Jahr 2021 auf lediglich 234 Millionen Euro. Parallel dazu stiegen die Verluste alarmierend an: von 9 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 23 Millionen Euro zwei Jahre später.
Die Hoffnung auf Sanierung
Trotz der derzeitigen finanziellen Schwierigkeiten bleibt das Unternehmen optimistisch und strebt eine „nachhaltige Sanierung“ an. Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich Stute die Expertise von Restrukturierungsspezialisten der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei RSM Ebner Stolz gesichert. Die Intention ist es, das Unternehmen in Eigenverantwortung zu sanieren und somit langfristig zu erhalten.
Die Insolvenzanträge der Stute-Gruppe markieren einen kritischen Moment nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für die deutsche Lebensmittelindustrie im Allgemeinen. Sie verdeutlichen, wie stark lokale Produzenten unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leiden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob und wie Stute diese Krise überwinden kann.