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Meta regelt „Vom Fluss zum Meer“ nicht als Hassrede

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Das Oversight Board von Meta hat entschieden, dass der von pro-palästinensischen Demonstranten häufig verwendete Slogan „From the River to the Sea“ nicht gegen die Richtlinien des Unternehmens für Hassreden verstößt. Diese Entscheidung kommt inmitten zunehmender Debatten über den Slogan. Kritiker behaupten, er rufe zur Abschaffung des israelischen Staates auf, während Befürworter argumentieren, dass er für palästinensische Rechte und Souveränität eintrete.

Der Ausdruck bezieht sich auf das Land zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer und wird häufig bei Demonstrationen zur Unterstützung der palästinensischen Unabhängigkeit und gleicher Rechte verwendet. Gegner, darunter Organisationen wie die Anti-Defamation League, haben argumentiert, der Satz sei antisemitisch und mit extremistischen Gruppen wie der Hamas verbunden. Sie weisen darauf hin, dass die Phrase in der Hamas-Charta von 2017 auftaucht und werfen ihr vor, ein Aufruf zur Gewalt gegen Israel zu sein.

Das Oversight Board, das die Aufgabe hat, das Beschwerdeverfahren von Meta auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Threads zu überprüfen, hat jedoch in den Fällen, die es überprüft hat, keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Slogan und Aufrufen zur Gewalt festgestellt. Der Ausschuss untersuchte drei Fälle, in denen Meta-Nutzer Inhalte mit dem Slogan gepostet hatten. Zunächst entfernte Meta die Inhalte ohne menschliche Überprüfung und begründete dies mit Bedenken wegen möglicher Hassreden. Diese Entscheidungen wurden später aufgehoben, nachdem die Nutzer bei der Behörde Einspruch erhoben hatten.

In seinen Feststellungen stellte das Board fest, dass der Satz in diesen Fällen als Ausdruck der Solidarität mit den Palästinensern verwendet wurde, ohne dass er Gewalt propagierte oder die Hamas unterstützte. Die fraglichen Posts verherrlichten weder die Hamas, eine von Meta als gefährlich eingestufte Organisation, noch enthielten sie Drohungen mit körperlichen Schäden oder Aufforderungen zur Gewalt. Der Vorstand erkannte an, dass der Ausdruck zwar von der Hamas verwendet wurde, aber im weiteren Sinne von vielen Einzelpersonen und Gruppen in unterschiedlichen, nicht gewalttätigen Kontexten verwendet wird.

Das Urteil unterstreicht die anhaltende Herausforderung für Meta, ein Gleichgewicht zwischen freier Meinungsäußerung und Inhaltsmoderation herzustellen, insbesondere bei politisch aufgeladenen Konflikten. Die Entscheidung der Behörde spiegelt die Spannung zwischen dem Schutz politischer Äußerungen und dem Umgang mit potenziell schädlicher Sprache wider. Die Kammer erkannte auch an, dass es unterschiedliche Interpretationen des Slogans gibt, so dass es entscheidend ist, den Kontext zu bewerten, bevor Inhalte entfernt werden.

Diese Entscheidung hat die Aufmerksamkeit erneut auf den Slogan gelenkt, der schon vor dem jüngsten Konflikt zwischen Israel und der Hamas umstritten war. Der Spruch wird seit langem bei Protesten verwendet, und die Spannungen um seine Bedeutung haben sich im Zuge der anhaltenden Gewalt noch verstärkt. Der Konflikt, der nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober begann, hat zum Tod von mehr als 40.000 Palästinensern geführt, wobei über 1.200 Israelis getötet und 250 als Geiseln genommen wurden. Demonstranten, die ein Ende des Krieges fordern, haben diesen Slogan sowohl in den USA als auch im Ausland häufig zitiert.

Die Verwendung des Slogans hat rechtliche und politische Maßnahmen ausgelöst. In Deutschland gilt die Verwendung des Slogans „Vom Fluss zum Meer“ jetzt als Straftat. In den USA wurde eine schwarze muslimisch-arabisch-amerikanische Lehrerin in Maryland wegen der Verwendung des Slogans in ihrer E-Mail-Signatur disziplinarisch belangt, was zu einer Diskriminierungsklage des Council on American-Islamic Relations (CAIR) führte. Außerdem wurde die US-Kongressabgeordnete Rashida Tlaib wegen der Verwendung des Begriffs in ihren öffentlichen Äußerungen getadelt, was zu der anhaltenden politischen Kontroverse um seine Verwendung beitrug.

Meta erweitert auch seine Richtlinien zur Inhaltsmoderation, insbesondere in Bezug auf Hassreden. Im Juli kündigte das Unternehmen an, dass es Beiträge mit dem Begriff „Zionist“ entfernen wird, wenn dieser in Verbindung mit antisemitischen Tropen oder entmenschlichender Rhetorik erscheint. Diese Ausweitung ist Teil der umfassenderen Bemühungen von Meta, die Meinungsäußerung während Konflikten effektiver zu steuern, wie die jüngste Entscheidung des Oversight Board zeigt. Das Gremium betonte die Bedeutung des Datenzugriffs, um die Praktiken von Meta zur Moderation von Inhalten in solch kritischen Momenten zu bewerten, und unterstrich die Notwendigkeit, Inhalte zu verfolgen, die Personen aufgrund geschützter Merkmale angreifen.

Da die Debatten über freie Meinungsäußerung und Hassreden weitergehen, wird Metas Entscheidung wahrscheinlich weitere Diskussionen über die Verantwortung von Social-Media-Plattformen bei der Moderation des politischen Diskurses anregen, insbesondere in Zeiten von Konflikten. Das Unternehmen steht bei diesen Fragen weiterhin an vorderster Front, da es versucht, das komplexe Gleichgewicht zwischen freier Meinungsäußerung und der Verhinderung schädlicher Inhalte auf seinen Plattformen zu finden.