Historischer Verlust und angespannte Lage beim Baustoffhändler
Der bayerische Großkonzern BayWa, bekannt für seine breite Produktpalette im Agrar- und Baustoffhandel, befindet sich in einer tiefen Krise. Das Unternehmen hat Schulden von über 5,6 Milliarden Euro angehäuft, was den Druck auf die Unternehmensführung erheblich erhöht hat. 2023 musste BayWa erhebliche Verluste hinnehmen und auch das erste Quartal 2024 verlief alles andere als erfreulich, mit einem Nettoverlust von 108 Millionen Euro.
Vorstandschef Marcus Pöllinger stellte auf der Hauptversammlung einen umfassenden „Transformationsprozess“ in Aussicht, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. „Jede Einheit muss künftig für sich profitabel sein,“ betonte Pöllinger vor den Aktionären. Diese zeigten sich jedoch unzufrieden und äußerten scharfe Kritik an der Unternehmensentwicklung.
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Ursachen und Herausforderungen
Die Probleme bei BayWa sind vielfältig. Der Umsatz des Konzerns schrumpfte im ersten Quartal 2024 um 17 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro. Traditionell ist das erste Quartal für BayWa schwächer, jedoch hatten Verluste in dieser Größenordnung Seltenheitswert. Ein wesentlicher Punkt der Kritik war die stark gestiegene Verschuldung, die auf mittlerweile 5,6 Milliarden Euro angewachsen ist. Die gestiegenen Finanzverbindlichkeiten und internen Querelen, wie der Rücktritt des Aufsichtsratschefs Klaus Josef Lutz, belasten das Unternehmen zusätzlich.
Maßnahmen und Zukunftspläne
Um der Krise zu begegnen, plant BayWa mehrere Maßnahmen. Unter anderem soll der Solarhandel verkauft werden, was jedoch bereits 2023 scheiterte, da kein Käufer den geforderten Preis zahlen wollte. Auch das Geschäft mit Digitaltechnik für Landwirte wurde bereits veräußert. Weitere Einsparungen und Stellenabbau stehen auf der Agenda. Pöllinger versprach, dass diese „selbstverständlich sozialverträglich“ erfolgen sollen, nannte jedoch keine genaue Größenordnung. Im Bereich Bau wird sogar Kurzarbeit in Erwägung gezogen.
Kritik und Forderungen der Aktionäre
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) und die Aktionärsvereinigung DSW kritisierten die Unternehmensführung scharf. Paul Petzelberger von der SdK sprach von einer „schweren Unternehmenskrise“ und forderte den Rücktritt des Aufsichtsratschefs Klaus Josef Lutz. Er prangerte zudem die Zahlung einer Abfindung in Höhe von 6,7 Millionen Euro an Lutz an und forderte deren Rückzahlung. Der Aufsichtsrat hält dies jedoch rechtlich für nicht möglich.
Die DSW beklagte die katastrophale Kursentwicklung der BayWa-Aktien, die innerhalb eines Jahres fast die Hälfte ihres Wertes verloren haben. Trotz der scharfen Kritik an der Unternehmensführung blieb Pöllinger vergleichsweise ungeschoren. Vielmehr richtete sich die Hauptkritik an seinen Vorgänger Lutz, der von 2008 bis 2023 den Konzern geführt hatte, bevor er an die Spitze des Aufsichtsrats wechselte.
Pöllinger deutete an, dass bis zur Jahresmitte keine wesentliche Besserung zu erwarten sei. „Entsprechend kann das erste Halbjahr auch noch nicht für den angestrebten Aufschwung stehen,“ sagte der Vorstandschef. Langfristig setzt BayWa auf einen rigorosen Transformationsprozess, um die Profitabilität jeder Geschäftseinheit sicherzustellen und die Schulden abzubauen.
Die Situation bei BayWa ist ernst. Mit milliardenschweren Schulden, Verlusten und einer angespannten Aktionärsbasis steht der Konzern vor großen Herausforderungen. Die angekündigten Maßnahmen wie Stellenabbau, Verkauf von Geschäftseinheiten und interne Umstrukturierungen sind erste Schritte auf dem Weg aus der Krise. Ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um das Unternehmen wieder auf einen erfolgreichen Kurs zu bringen, bleibt abzuwarten.